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Ticket-Studie: Wie die Premier League junge Fans ausschließt

Ticket-Studie alarmiert auch Wenger

Wie die Premier League junge Fans ausschließt

Teures Vergnügen: Arsenal-Fans bei einem Arsenal-Spiel.

Teures Vergnügen: Arsenal-Fans bei einem Arsenal-Spiel. picture alliance

Mit 2000 Euro kann man jede Menge anstellen, zum Beispiel eine Dauerkarte beim FC Arsenal kaufen. So hoch ist der Preis für das teuerste Saisonticket beim Europa-League-Teilnehmer, kein anderer Premier-League-Klub verlangt mehr. Was man nicht auf den ersten Blick erkennt: Es ist billiger als letzte Saison - Arsenal liegt damit im Trend.

Denn wie eine große BBC-Studie ermittelte, sind über 80 Prozent der Premier-League-Ticketpreise für die laufende Saison gesunken oder zumindest gleichgeblieben. Eine durchschnittliche Dauerkarte kostet so wenig wie zuletzt 2013, bei den Auswärtstickets gilt seit letzter Saison die selbst auferlegte Grenze von 30 Pfund (ca. 34 Euro), da liegt sogar Englands zweite Liga drüber. Die Premier League lobt die "harte Arbeit der Klubs, zahlreichen Fans Premier-League-Fußball zu ermöglichen", rühmt sich für eine durchschnittliche Auslastung von über 96 Prozent in drei aufeinanderfolgenden Spielzeiten. Doch sind das alles wirklich so erfreuliche Nachrichten?

Huddersfield "schönt" die Bilanz - die Preise sind immer noch horrend

Nicht vergessen darf man zunächst, dass Huddersfield Town jetzt in der Premier League spielt und die Ticketpreisbilanz der Liga entscheidend "schönt": Weil Klubboss Dean Hoyle bei seinem Antritt 2009 versprach, bei einem Aufstieg in die Premier League die Dauerkarteninhaber zu belohnen, die bis dahin treu bleiben, zahlen über 4000 Huddersfield-Fans jetzt nur 100 Pfund, um alle Heimspiele zu sehen; der Rest mehrheitlich 199 - weniger als die Hälfte dessen, was die Konkurrenz im Schnitt verlangt.

Die Preise mögen also im Schnitt minimal fallen, horrend bleiben sie mit Ausnahme von Huddersfield trotzdem, auch im Vergleich zu den anderen Topligen Europas. Und sie haben Folgen, wie eine begleitende Umfrage unter 1000 18- bis 24-jährigen in Großbritannien lebenden Fußballfans ergab: Satte 82 Prozent der Befragten gaben an, dass es die Ticketpreise sind, die sie davon abhalten, häufiger ins Stadion zu gehen. Nur 26 Prozent von ihnen sehen öfter als einmal im Monat ein Spiel live vor Ort, egal in welcher Liga. Nur vier Prozent der Premier-League-Dauerkarten gehören jungen Erwachsenen. Schließt sie junge Fans zunehmend aus? Eine ganze Generation gar?

Wenger referiert über die Gründe - doch fehlt da nicht noch was?

Die Premier League zeigt sich in einem Statement wenig besorgt, Arsene Wenger dagegen schon: "Ja, natürlich", sagte er am Donnerstag in seiner Pressekonferenz, schließlich gebe es "keine bessere Erfahrung, als ein Fußballspiel im Stadion zu verfolgen". Was läuft schief? "Im modernen Spiel", referiert der erfahrene Arsenal-Trainer, "gibt es viele Faktoren, die die Leute davon abhalten, öfter ins Stadion zu gehen. Vor allem der Lifestyle hat sich verändert, sie spielen selbst weniger Fußball, dafür mehr am Computer - das Erlebnis ist also zunehmend individuell statt kollektiv. Dann ist da das Sicherheitsthema: Die Datenerfassung der Fans ist in den Köpfen vieler Leute ein Problem."

Fehlt da nicht noch etwas? "Und", fügte Wenger schließlich an: "Kann man es sich als junger Spieler überhaupt leisten, ins Stadion zu gehen? Wenn du jung bist, ist das nicht immer leicht." Auch darum müsse man sich kümmern. Während die Preisgestaltung in der BBC-Erhebung das mit Abstand größte Hindernis für junge Leute ist, ein Stadion zu besuchen, ist sie für Wenger offenbar nur ein kleines unter vielen. Dieser Eindruck ist womöglich gewollt: Arsenal ist schließlich seit Jahren der Preistreiber schlechthin in der Premier League, deren TV-Vertrag das eigentlich nicht unbedingt nötig macht.

20-Jährige zahlen bei Arsenal mindestens 1000 Euro für eine Dauerkarte

Zwar können jüngere Arsenal-Mitglieder ihre Dauerkarte für umgerechnet "nur" 431 Euro erhalten, das gilt allerdings ausschließlich für die 16- bis 19-Jährigen. Ab 20 zahlen alle mindestens 1000 Euro (zum Paket gehören auch die ersten sieben FA- oder Europacup-Heimspiele der Saison). Damit schafft Wengers Arbeitgeber den unrühmlichen Doppelpack: Er hat nicht nur unter den jeweils teuersten Dauerkarten die teuerste, sondern auch unter den billigsten.

jpe

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