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Conference-Halbfinals in den MLS-Play-offs - Wenig westlich: Wer wird der König des Nordens?

Western Conference: Portland, Seattle, Vancouver und Houston

Wenig westlich: Wer wird der König des Nordens?

Stolze Tradition: In Portland wird nach Toren der Timbers ein Stück Baum gefällt.

Stolze Tradition: In Portland wird nach Toren der Timbers ein Stück Baum gefällt. imago

Portland Timbers: Die Holzfäller aus der Rosenstadt

Im US-Sport hat man ja schon so einiges gesehen. Lady Gaga etwa, die sich in der Halbzeit vom Stadiondach abseilt. Oder Katy Perry, die auf einem gigantischen Metall-Tiger hereinplatzt und später mit Delfin-Plüschtieren tanzt.

Aber Spieler, also die tatsächlichen Hauptdarsteller in diesen feierlichen Inszenierungen, die sich nach einem Tor die Kettensäge schnappen und ein Stück von einem Baumstamm abschneiden? Ja, auch das gibt es. Und das ausgerechnet in der Major League Soccer, der ach so gescholtenen Liga, die in den USA nun doch ein paar Leute interessiert.

Dass sie da in Portland, übrigens, bei Toren ihrer Timbers so jubeln, hat sogar Tradition. Die im pazifischen Nordwesten - also zum Beispiel dort in Portland, Oregon - verbreitete Holzfällerkultur hat sie das so gelehrt und die Werte der Stadt mit ins Stadion gebracht. Aufs Trikot übrigens auch: In Form einer gelben Axt, die im grünen Logo das Timbers-T darstellt. Die grünen Gewänder sind selbsterklärend.

Die Arbeiter-Mentalität ist das, was Portland zu einem der größten Klubs der MLS gemacht hat. Die Timbers-Army, das amerikanische Pendant zur Dortmunder "Unity" oder zur Münchner "Schickeria", ist in der Liga ziemlich einzigartig und ein weiteres Merkmal für ein spezielles Franchise. Ein Franchise, das noch dazu erfolgreich ist. 2015 erarbeitete sich das Team vom damaligen wie heutigen Trainer Caleb Porter über den dritten Platz in der Western Conference den Weg ins Finale und sicherte sich dort durch einen Sieg gegen Columbus Crew seinen ersten Meistertitel.

Die diesjährige Saison beendete Portland, die Rosenstadt, als bestes Team im Westen vor Erzrivale Seattle und trifft nun in den Conference-Halbfinals auf Houston Dynamo. Mit Liga-Topscorer Diego Valleri haben die Timbers auch in diesem Jahr wieder gute Chancen auf die Krone.

Seattle Sounders: Der Titelverteidiger im hexagonalen Kristallsystem

Im letzten Jahr hatten nur wenige Experten den Sounders zugetraut, im Endspiel um den MLS-Cup gegen Toronto zu überraschen. Doch Seattle setzte sich durch. Im Elfmeterschießen zwar, aber am Ende stemmten Nelson Valdez und Co. den Pokal in die Höhe.

Valdez ist inzwischen nicht mehr da und die Sounders auch eigentlich nicht mehr ganz so gut, doch für Platz zwei hat es im Westen trotzdem gereicht. Es war eine Saison mit vielen Auf und Abs für das Team aus der Smaragdstadt, das mit dem zweiten Rang hinter dem verhassten Nachbarn Portland trotzdem nicht so ganz zufrieden sein kann.

Im Halbfinale warten nun die Vancouver Whitecaps, also ein direkter "Cascadia"-Rivale. Bei den Sounders ist nach wie vor Kapitän Clint Dempsey (13 Tore) der Leistungsträger, wenngleich er vom uruguayischen Unruheherd Nicolas Lodeiro ebenso gut assistiert wird.

Vancouver Whitecaps: Die Kanadier, die mit Kanada nicht viel zu tun haben

Jene Whitecaps sind das eine der drei kanadischen Teams, das mit den anderen beiden (Toronto und Montreal) eigentlich nicht so viel zu tun hat. Das aus kanadischer Sicht südwestlich angesiedelte Vancouver pflegt vielmehr die Rivalität mit den oben erwähnten Teams aus Portland und Seattle.

Umkämpfte Duelle: Beißt sich Seattles Nicolas Lodeiro (li.) erneut an Tony Tchani die Zähne aus? imago

Der Cascadia Cup, ein von Fans kreiertes Turnier der drei Mannschaften im hohen Nordwesten (aus US-Sicht), ging in diesem Jahr an die Timbers, die besonders im letzten Duell jubelten, als sie gegen Vancouver mit 2:1 gewannen und sich dadurch noch den ersten Rang im Westen, und im Norden, sicherten.

Sogar Seattle ist noch an den Whitecaps vorbeigezogen, die somit bereits in den Wild Card Games antreten mussten, dort aber wenig Mühe mit San Jose (5:0) hatten. Die Chance zur Revanche bietet sich nun in zwei direkten Aufeinandertreffen mit Seattle.

Houston Dynamo: Einsame Südstaatler im restlichen Westen

Die Houston Dynamo sind im Grunde das einzig verbliebene Team des westlichen Landesabschnitts, das nicht an den Pazifik grenzt.

Die Texaner waren stark in die Saison gestartet und vorübergehend auch Spitzenreiter der Western Conference. Besonders die taktischen Handgriffe vom kolumbianischen Coach Wilmer Cabrera haben den Wind gedreht bei der Mannschaft, die im vergangenen Jahr noch die zweitschlechteste der gesamten Liga war.

Großen Namen hat Houston eher nicht. Sie sind eines der Teams, das einzig im Kollektiv funktioniert. Ein Begriff dürfte zumindest Schalke-Fans noch Vicente Sanchez sein, der inzwischen 37 Jahre auf dem Buckel hat und bei den Dynamos die zehn trägt.

In den Duellen mit Portland wird Houston der Außenseiter sein. In der Regular Season war gegen die Timbers nur ein Punkt drin.

mkr

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