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Premier League, Vorschau: Eine Mourinho-Saison? Der englische Rekordmeister Manchester United im Check

Premier-League-Check, Teil 4

Eine Mourinho-Saison? Manchester United im Check

Wohin geht die Reise? José Mourinho muss mit Manchester United diesmal um die Meisterschaft spielen.

Wohin geht die Reise? José Mourinho muss mit Manchester United diesmal um die Meisterschaft spielen. picture alliance

FC Porto (2002/03), Chelsea (2005/06), Inter Mailand (2009/10), Real Madrid (2011/12), Chelsea (2014/15) - mit seinen letzten fünf Klubs wurde José Mourinho im zweiten Jahr Meister. Kann er dieses Kunststück auch bei Manchester United wiederholen? Für den Portugiesen gilt das gleiche wie für seinen Dauerrivalen Pep Guardiola beim Stadtnachbarn City : Er muss um den Titel mitspielen. Schließlich hat United im zwei Transfersommern insgesamt fast 350 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben.

Drei Titel, Rekordserie - und doch...

Das Abschneiden in der Liga (Platz 6, 24 Punkte hinter Meister Chelsea) war das große Manko in Mourinhos Premierensaison im Old Trafford, in der er dennoch neue Maßstäbe setzte. Einen Titel in der ersten Spielzeit hatte noch kein Trainer bei den Red Devils geholt, Mourinho holte gleich drei (Community Shield, League Cup, Europa League). Nicht die prestigeträchtigsten, aber immerhin. In der Premier League blieb sein Team von Ende Oktober bis Mai in 25 Spielen in Folge ungeschlagen - eine solche Serie hatte nicht einmal Sir Alex Ferguson geschafft. Das Problem: Zwölf dieser 25 Spiele endeten unentschieden. Vor allem zu Hause ließ der Rekordchampion (20-mal Meister, zuletzt 2013, danach 7./4./5./6.) gegen die "kleineren" Teams viel zu viele Punkte unnötig liegen. Zu oft lieferte United biederen (Mourinho-)Fußball ab, wie ihn die Fans im Old Trafford eigentlich nicht mehr sehen wollten.

Spielersteckbrief R. Lukaku
R. Lukaku

Lukaku Romelu

Spielersteckbrief Matic
Matic

Matic Nemanja

Trainersteckbrief Mourinho
Mourinho

Mourinho José

Lukaku wird treffen - vor allem gegen die "Kleinen"

Wird das im neuen Jahr anders? Nach dem Verlust des nach seinem Kreuzbandriss momentan vereinsloses Zlatan Ibrahimovic, dessen Rückkehr zu United allerdings alles andere als ausgeschlossen ist, ruhen die Hoffnungen im Angriff auf 85-Millionen-Euro-Einkauf Romelu Lukaku . Der Belgier hat in den vergangenen Jahren unter Beweis gestellt, dass er in der Premier League konstant treffen kann (25 Ligatore 2016/17) - auch und vor allem gegen die kleineren Teams. Dass United ihn Chelsea vor der Nase wegschnappte, war ein echter Coup.

Ist Matic das fehlende Puzzlestück? Neue Freiheit für Pogba

Als solcher könnte sich auch die Verpflichtung von Nemanja Matic herausstellen , den die Blues für 44 Millionen Euro zu seinem Ex-Coach Mourinho ziehen ließen. Der Serbe soll ein wichtiges Puzzleteil im Bemühen sein, dem Mittelfeld mehr Stabilität zu verleihen. Einen nicht ganz unwichtigen Effekt soll seine Verpflichtung auch noch haben: Paul Pogba soll sich von den defensiven Fesseln lösen können, die den Rekordeinkauf des vergangenen Sommers in seinem Offensivspiel doch noch arg hemmten. Auch die Bürde, der teuerste Fußballer aller Zeiten zu sein, muss er jetzt nicht mehr tragen .

Nemanja Matic

Mourinhos Wunschspieler: Ob es eine gute Idee von Chelsea war, Nemanja Matic an United abzugeben, wird sich noch zeigen. picture alliance

Für die offensive Mittelfeldreihe hinter Lukaku hätte Mourinho gerne noch einen Spieler verpflichtet, vorzugsweise den Ex-Dortmunder und -Wolfsburger Ivan Perisic von Inter Mailand. Daraus wurde (bislang) allerdings nichts. Auch die Gedankenspiele um Gareth Bale blieben letztlich Fantasie. So liegt es an Spielern wie Mkhitaryan, Rashford, Lingard oder gar Martial (der Franzose spielte nach einer ganz schwachen Vorsaison eine starke Vorbereitung), über die Flügel für Schwung zu sorgen.

In der Abwehr, die mit dem Schweden Victor Lindelöf (für 34 Millionen Euro von Benfica) verstärkt wurde, bereitet einzig die Linksverteidiger-Position Mourinho noch Kopfzerbrechen. Blind und Darmian überzeugten dort zu selten. Rojos Rückkehr nach Kreuzbandriss wird noch auf sich warten lassen.

ManUnited ist ein Gigant - derzeit aber nur vom Namen her

"Eigentlich sollte die zweite Saison besser sein als die erste. Du kennst den Klub, du kennst die Spieler, die Spieler kennen dich" - Mourinhos Zweitjahres-Bilanz lässt Manchester United von altem Ruhm träumen. Auch wie man in der Champions League Erfolg hat, in der die Red Devils nach einjähriger Abstinenz dank des Europa-League-Triumphs zurückkehren, weiß Mourinho (zweimal gewonnen, achtmal im Halbfinale). Dass es schon reicht, um in Europa im Konzert der ganz Großen am Ende mitzuspielen, bezweifelt zwar selbst der 54-Jährige. Wo es hingehen soll, ist aber klar: "Manchester United wird immer ein Gigant sein. Aber unser Job ist es, den Klub auch fußballerisch wieder auf dieses Level zu bringen. Ich denke, das werden wir in den kommenden Jahren auch schaffen."

Für den Moment scheint sein körperlich starkes Team eher für die Premier League gemacht zu sein. Ob Mourinho es dort schafft, sein zweites Jahr bei einem Verein mit der Meisterschaft zu krönen, ist aber fraglich. Es könnte maßgeblich vom Wirken seines einstigen Erzfeindes Guardiola abhängen.

ski

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