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Rückkehr der Stehplätze in der englischen Premier League? West Brom will Pilot-Projekt - Celtic Glasgow mit seinem "Safe Standing" als Vorbild - Politik muss aktiv werden

Premier League befragt alle 20 Klubs

Rückkehr der Stehplätze? West Brom will Pilot-Projekt

Wird bei Spielen von West Bromwich Albion wieder gestanden? Der Verein will sein Stadion The Hawthorns für ein Pilotprojekt zur Verfügung stellen.

Wird bei Spielen von West Bromwich Albion wieder gestanden? Der Verein will sein Stadion The Hawthorns für ein Pilotprojekt zur Verfügung stellen. Getty Images

Erst vor Kurzem hat die Premier League einen Brief an alle 20 Premier-League-Vereine verschickt, um Meinungen über die Wiedereinführung von Stehplätzen von den Klubs einzuholen sowie das Interesse an einem Pilotprojekt auszuloten. Mehr als die Hälfte der Vereine solle sich positiv geäußert haben, als erster Klub gab West Bromwich Albion ein offizielles Statement ab. "Ich habe der Premier League zurückgeschrieben und ihnen unsere Position mitgeteilt, dass wir sehr daran interessiert wären, an einem Pilotprojekt teilzunehmen", wird West Broms Generaldirektor Mark Miles auf der Klub-Website zitiert. Miles äußerte sich schon in der Vergangenheit positiv zu einer Wiedereinführung von Stehplätzen. "Es ist die gleiche Botschaft, die ich bei früheren Treffen bereits mündlich abgegeben habe", sagte Miles.

Seit dem Jahr 1994 sind in den beiden obersten englischen Spielklassen Stehplätze in den Stadien per Gesetz verboten. Die Verbannung der Stehplätze durch die Regierung war eine Reaktion auf die Katastrophe vom 15. April 1989, als im Hillsborough-Stadion in Sheffield beim FA-Cup-Halbfinale zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forest auf einem völlig überfüllten Stehblock 96 Liverpooler Fans zu Tode kamen und 766 verletzt worden waren.

Seitdem gibt es in britischen Stadien nur noch Sitzplätze. Eine Gesetzesänderung wird es laut Miles wohl nur dann geben, wenn bewiesen werden könne, dass auch Stehplätze den Fans eine sichere Möglichkeit bieten, Spiele zu verfolgen. Und dafür bekamen die Stehplatz-Anhänger Rückenwind in der vergangenen Saison. Denn der Stadtrat der schottischen Metropole Glasgow erlaubte es dem Meister Celtic vor der Spielzeit 2016/17, im Nord-West-Sektor insgesamt 2600 Plätze des sogenannten "Safe Standing" zu installieren. Dabei kommen variable Sitzplätze zum Einsatz, die je nach Bedarf auf- bzw. zugeklappt werden können. Ein System, dass sich auch in anderen Nationen bereits bewährt hat. In den deutschen Stadien, in denen Stehplätze erlaubt sind, kommen diese variablen Sitze zum Beispiel bei internationalen Spielen zum Einsatz, wo ebenfalls nur gesessen werden darf.

"Safe Standing" bei Celtic - Auszeichnung für "Green Brigade"

Mitglieder der "Green Brigade"

Mitglieder der "Green Brigade" feuern ihr Team an. Getty Images

Miles selbst reiste in den Celtic Park, um das System mit eigenen Augen zu begutachten. "Mein Besuch bei Celtic ließ keinen Zweifel, dass die Anhänger die Wiedereinführung der Stehplätze eindeutig positiv aufnahmen und für eine einzigartige Atmosphäre sorgten", zeigte sich Miles von den Vorzügen beeindruckt. Auch Vertreter und Fans anderer englischer Klubs sind nach Glasgow gereist, um sich von dem "Safe Standing" zu überzeugen. In den zurückliegenden zwölf Monaten gab es zudem keinerlei Vorfälle - im Gegenteil: Die auf den "Safe Standing"-Plätzen beheimatete Fan-Vereinigung "Green Brigade" wurde erst am Freitag für ihr vorbildliches Verhalten ausgezeichnet.

Noch allerdings ist es in England nicht soweit. Denn für die Wiedereinführung der Stehplätze müsste der Gesetzgeber aktiv werden, und die Mühlen der Justiz mahlen auch in England langsam. "Der Fußball kann dies ohne Gesetzesänderung nicht einführen", richtete Miles einen Appell an die Politik. Diese habe derzeit allerdings andere Sorgen. "Die Regierung hat derzeit keine Pläne, ihre Position zu ändern und Stehplätze einzuführen", wird ein Sprecher des "Departments of Culture, Media and Sport" zitiert.

jer