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Pep frustriert: Starkes City der gefühlte Verlierer

Zahlreiche Chancen vergeben - Spurs holen 0:2 noch auf

Pep frustriert: Starkes City der gefühlte Verlierer

Tottenhams Keeper Lloris fliegt am Ball vorbei, Citys Sané erzielt das 1:0.

Tottenhams Keeper Lloris fliegt am Ball vorbei, Citys Sané erzielt das 1:0. imago

Nach der 0:4-Niederlage beim FC Everton hatte es für Guardiola reichlich Kritik gehagelt . "Vielleicht bin ich nicht gut genug für meine Spieler", sagte der Katalane im Vorfeld der Partie gegen die Spurs, die mit der Empfehlung von sechs Siegen in Serie ins Etihad-Stadium reisten.

City-Chancen im Minutentakt

Gegensätzlicher hätte die Gefühlslage bei beiden Klubs vor dem Topspiel also kaum sein können. Doch es waren die Gastgeber, bei denen Sané von Beginn an ran durfte, die früh die Kontrolle an sich rissen. City setzte die Spurs mächtig unter Druck und erspielte sich Chancen im Minutentakt. Doch Silva (21.), Zabaleta (22.), De Bruyne (27.), Aguero (38./40.) und Sterling (41.) brachten den Ball nicht im Tor unter. Entweder fehlte die Präzision oder Spurs-Schlussmann Lloris war zur Stelle.

Premier League - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
FC Chelsea FC Chelsea
55
2
FC Arsenal FC Arsenal
47
3
Tottenham Hotspur Tottenham Hotspur
46

Der besten Abwehr der Liga (19 Gegentore bis dahin) war das Fehlen des verletzten Vertonghen deutlich anzumerken. Der Ex-Kölner Wimmer wirkte überfordert, zur Pause wurde er ausgewechselt. Das einzig Positive für die Spurs, die den Gegner mit zahlreichen Ballverlusten immer wieder einluden, nach den ersten 45 Minuten: Es stand noch 0:0.

Lloris patzt doppelt - De Bruyne beendet Durststrecke

Das änderte sich nach dem Wechsel jedoch schnell. Und es war schon eine gewisse Ironie dabei: Vor der Partie hatte sich viel auf City-Torhüter Bravo und seine durchwachsene Bilanz konzentriert. Und dann war es Spurs-Keeper Lloris, eigentlich ein sicherer Rückhalt, der doppelt patzte! Erst segelte er nach De Bruynes feinem Pass aus dem Mittelfeld am Ball vorbei, Sané - dem der Ball ein wenig an die Hand sprang - bedankte sich (49.). Dann konnte der Franzose die Kugel nach einer Sterling-Hereingabe nicht festhalten und De Bruyne staubte ab (54.). Der erste Ligatreffer des Belgiers nach über 1000 torlosen Minuten.

Wenn auch von Torwart-Patzern begünstigt, so war die Führung für City doch hochverdient. Nicht viel sprach jetzt noch für Tottenham. Doch die Spurs meldeten sich nur vier Minuten nach dem 0:2 zurück! Eine traumhafte Flanke von Walker veredelte Alli am zweiten Pfosten - elftes Saisontor, 1:2 (58.).

Weiterhin war es für City jedoch viel zu leicht, die Spurs-Abwehr - in der auch noch Alderweireld verletzt raus musste (65.) - mit Pässen in die Schnittstelle auszuhebeln. Nach Zuspiel von De Bruyne wurde Sterling vor dem Tor gerade noch vom riskant zu Werke gehenden Rose am Abschluss gehindert (61.).

Schlüsselszene: Walkers ungeahndeter Schubser gegen Sterling

Die Schlüsselszene dann in der 76. Minute: Wieder war es Sterling, der geschickt wurde - diesmal von Kolarov -, ein Schubser des nachsetzenden Walker brachte den englischen Nationalspieler im Strafraum aus dem Tritt. Er schloss trotzdem ab, in die Arme von Lloris. Wäre Sterling zu Boden gegangen, hätte sich Tottenham über einen Elfmeter sicher nicht beschweren können. So ging es direkt weiter: Nach Pass von Eriksen bediente Kane mit der Hacke den eingewechselten Son, der ins linke Eck abschloss - 2:2 (77.)!

Heung-Min Son

Außer Rand und Band: Die Spurs feiern mit Torschütze Heung-Min Son (r.). imago

Für die letzten Aufreger der Partie sorgte Neuzugang Jesus, der Sekunden nach seiner Einwechslung erst mit einer gefährlichen Hereingabe und einem gefährlichen Kopfball auf sich aufmerksam machte und den Ball dann sogar im Tor unterbrachte. Allerdings aus klarer Abseitsposition. Der Treffer zählte nicht, Guardiola sank in seiner Coaching Zone zu Boden (83.).

Gefühlter Sieger Pochettino: "Wir haben großen Charakter bewiesen"

So blieb es beim 2:2, das sich für Tottenham nach dem Spielverlauf wie ein Sieg anfühlen dürfte. "In der ersten Hälfte waren sie besser und wir hatten Glück, dass es noch 0:0 stand", gab Pochettino zu: "Nach dem 0:2 haben wir großen Charakter bewiesen, wir haben an uns geglaubt. Es war perfekt, ein massiver Punktgewinn für uns."

Wir kreieren sehr viel und machen nichts daraus. Everton schießt viermal aufs Tor, vier Tore. Tottenham schießt zweimal, zwei Tore.

Pep Guardiola

Sein Trainerkollege war naturgemäß nicht ganz so glücklich: "Es war eine großartige Vorstellung, aber so schade, was passiert ist", meinte Guardiola und haderte: "Wir werden unsere großen Ziele diese Saison nicht erreichen, weil wir keine Tore schießen. Wir kreieren sehr viel und machen nichts daraus. Everton schießt viermal aufs Tor, vier Tore. Tottenham schießt zweimal, zwei Tore."

Sonderlob für Sané - Chelsea der große Gewinner?

Dennoch gab sich der City-Coach kämpferisch: "Wir sind alle traurig, aber ich bin auch stolz auf das, was wir geleistet haben. Die Spieler haben das nicht verdient." Ein Extralob hatte Guardiola für den fleißigen Sané parat: "Er war unglaublich."

Der große Gewinner des 22. Spieltags könnte neben dem FC Arsenal, dem am Sonntag bei einem Heimsieg gegen Burnley Rang zwei winkt, vor allem Spitzenreiter Chelsea sein. Liverpool verloren , ManUnited nur 1:1 in Stoke - und ein Remis im Topspiel: Gewinnen die Blues zu Hause gegen Kellerkind Hull City, haben sie an der Spitze mindestens acht Punkte Vorsprung.

ski