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BVB-Ausraster: Was Klopp in Neapel zum Referee sagte

Liverpool-Trainer über Stadien, Winterpause und Maradona

BVB-Ausraster: Was Klopp in Neapel zum Referee sagte

Unvergessener Wutanfall: Jürgen Klopp musste 2013 in Neapel auf die Tribüne und wurde gesperrt.

Unvergessener Wutanfall: Jürgen Klopp musste 2013 in Neapel auf die Tribüne und wurde gesperrt. imago

Bald ist es ein Jahr her, dass Jürgen Klopp beim FC Liverpool übernommen hat. Dieses Wochenende hält für ihn etwas bereit, was ihm in England noch nicht allzu oft begegnet ist: eine Verschnaufpause. Sportlich zumindest, als Gesprächspartner ist Klopp auf der Insel schließlich längst ähnlich beliebt wie in Deutschland. Die Zeitung "Daily Mail" nutzte die Länderspiel-Unterbrechung für ein ausführliches Interview. Unter anderem spricht Klopp dort über...

... die Stadionkultur in England: "In England gibt es Stadien mitten in der Stadt. In London läufst du rum und - oh, hier, das Stadion. In Deutschland gibt es das nicht. Wenn wir dort ein Stadion mitten in der Stadt hätten, würden die Leute sagen: 'Hey, es ist Montagabend, fahrt die Lautstärke herunter.' Hier hat es Tradition, dafür ist nicht viel Platz. Der kleinste Raum im ganzen Stadion ist die Umkleidekabine. Jeder ist daran gewöhnt, aber wenn du von außerhalb kommst, denkst du: 'Das ist die Umkleide für uns alle?' Crystal Palace hat die kleinste. In der Mitte steht sogar eine Säule, von einer Stelle aus siehst du also deine Spieler nicht mal."

Premier League - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Manchester City Manchester City
9
2
FC Chelsea FC Chelsea
9
3
Manchester United Manchester United
9
Trainersteckbrief Klopp
Klopp

Klopp Jürgen

... seinen Platzverweis als BVB-Trainer im Champions-League-Spiel in Neapel vor drei Jahren: "Ich habe den vierten Offiziellen gefragt: 'Wie viele Fehler darfst du machen? Denn falls es 15 sind, hast du nur noch einen übrig.' Kaum hatte ich es gesagt, habe ich mich schon umgedreht und war auf dem Weg zur Tribüne. Sie hatten keinen Sinn für Humor."

An dem Tag, an dem ich zurücktrete, werde ich nichts aus der Welt vermissen, die es rund um den Fußball gibt.

Jürgen Klopp

... das Fußballbusiness: "Ich versuche, cool zu bleiben, aber ich genieße das nicht. Mein Auto kennt nur eine Strecke: von Zuhause hierher und zurück. Es gibt aufregendere Leben. An dem Tag, an dem ich zurücktrete, werde ich nichts aus der Welt vermissen, die es rund um den Fußball gibt."

... die besonderen Fähigkeiten der besten Fußballer: "Bei Usain Bolt muss immer alles stimmen. Da geht es nicht nur darum, schnell zu sein: Es muss dreimal in Folge binnen zwölf Jahren alles passen. Das ist nicht nur Talent. In meiner Trainerkarriere habe ich gelernt, dass einige der besten Spieler eine physische Fähigkeit haben, die man nicht trainieren kann. Sie haben eine bessere Basis. Wir alle haben Paul Pogba gesehen. Er war im Sommer hier und dort, Selfie hier, Selfie da, 9000-mal. Und dann kommt er zu Manchester United, hat, keine Ahnung, zwei Trainingseinheiten und spielt gegen Southampton 90 Minuten. Wie geht das? Diese Spieler sind anders. Diego Maradona war anders. Ich habe ihn in Stuttgart mit Napoli spielen sehen, als ich 21 war. Beim Aufwärmen bekam ich meinen Mund nicht mehr zu. Die Intensität war so gering, er ist einfach ein bisschen rumgelaufen. Und im Spiel hat er dann das ganze Stadion ausgespielt. Unglaublich."

In Spanien gibt es Spiele, in denen Lionel Messi 4,3 Kilometer läuft und trotzdem fünf Tore schießt. So was gibt es in England nicht.

Jürgen Klopp

... die fehlende Winterpause in England: "Hier wollen sie alles. Sie sind das Mutterland des Fußballs, also wollen sie alles. Das ist kein Problem für mich - ich bin auch deswegen hier. Spiel am 24. Dezember, Spiel am 26. Dezember? Ich liebe meine Familie, aber ich spiele noch lieber Fußball. Aber dann spielen wir am 28. und 31. Dezember, am 2. Januar, und man denkt: Okay, dafür brauchen wir jetzt drei Mannschaften."

... den größten Unterschied zwischen der Premier League und anderen Ligen: "Der Konkurrenzkampf ist so groß. Barcelona kann in Spanien 50 Prozent der Spiele mit der B-Elf spielen. Oder es gibt Spiele, in denen Lionel Messi 4,3 Kilometer läuft und trotzdem fünf Tore schießt. Das ist dann ein Regenerationstraining. So was gibt es in England nicht. In keinem Spiel."

jpe