"Wir wollen unter die letzten Vier." Jürgen Klinsmann legt die Messlatte hoch. Wenn sich seine US-Auswahl im Juni auf der großen Bühne und vor dem eigenen Anhang präsentieren kann, soll auch ein ordentliches Resultat dabei herausspringen. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens von Südamerikas Fußballverband CONMEBOL will der Gastgeber durchaus "Eindruck hinterlassen".
Nach Platz vier beim vergangenen Gold-Cup waren die kritischen Stimmen an Klinsmann und seiner Arbeit wieder lauter zu vernehmen. Dementsprechend ist auch der Druck für die US-Spieler groß. Ex-Nationalspieler und TV-Experte Alexi Lalas fordert von der Klinsmann-Elf sogar, dass sie um den Titel mitspielt.
Zwar stehen dem ehemaligen DFB-Teamchef jede Menge Geld, Einfluss und Ressourcen zur Verfügung, doch der Aufschwung in der bislang fast fünfjährigen Amtszeit blieb aus. Und gegen ein Topereignis bei der am Freitag beginnenden Copa America spricht die Tatsache, dass neben den sechs CONCACAF-Mannschaften zehn südamerikanische Nationen am Start sind, allen voran Brasilien und Argentinien.
Der Auftakt gegen den Weltranglistenvierten Kolumbien ist gleich eine Standortbestimmung. Klinsmann rechnet beim Spiel in seiner kalifornischen Wahlheimat, Spielstätte ist Santa Clara, mit einer physisch geprägten Auseinandersetzung. Danach stehen Costa Rica - ohne den verletzten Stammkeeper und CL-Sieger Keylor Navas - und Paraguay in Sachen Viertelfinalticket im Weg. Um Brasilien in der Runde der letzten Acht aus dem Weg zu gehen, müssen die US-Boys wohl ihre Gruppe gewinnen. "Wir erwarten, dass für uns jedes Match ein Endspiel wird. Das ist aufregend für Spieler, Trainer und hoffentlich auch für die Fans", prognostiziert Klinsmann.
Fokus liegt auf 2018 - Vier Deutschland-Legionäre
Um seinen Job geht es bei der Copa America wohl nicht, der Fokus des US-Verbandes liegt auf der WM 2018. Aber das Turnier ist eine wichtige Zwischen-Etappe auf dem Weg nach Russland. Wo steht der US Soccer im Frühjahr 2016? Wie ist die Entwicklung seit der WM in Brasilien verlaufen? Fans, Fachpresse und Verantwortliche erhoffen sich in den nächsten drei Wochen Antworten.
Vier Deutschland-Legionäre spielen in Klinsmanns Kader eine große Rolle. Verteidiger John Anthony Brooks (Hertha BSC) soll die Abwehr organisieren und bei Standards vorne seine Größe (1,93 Meter) einbringen. Fabian Johnson wird zwar nicht wie in Gladbach im Mittelfeld eingesetzt, sondern als Linksverteidiger. Dennoch erhofft sich Klinsmann auch auf dieser Position Impulse von dem Mann, der als komplettester Kicker des Teams gilt.
Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Jozy Altidore soll Bobby Wood im Sturm zeigen, dass er nicht nur in der 2. Bundesliga für den 1. FC Union Berlin Tore schießen kann, sondern auch auf internationalem Terrain. Und der erst 17-jährige Christian Pulisic hat bereits angedeutet, dass er ein wichtiger Baustein in der Zukunft werden kann. Der Dortmunder ist der Prototyp für Klinsmanns Frischzellenkur, hat bereits Duftmarken hinterlassen. Als jüngster US-Amerikaner, der in einem WM-Qualifikationsspiel zum Einsatz kam und ein Tor in der Nationalmannschaft geschossen hat.