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Klopp bedient: "Das ist sehr frustrierend"

Liverpool unterliegt Manchester United mit 0:1

Klopp bedient: "Das ist sehr frustrierend"

Siegtreffer gegen den Erzrivalen: Wayne Rooney schießt zum 1:0 für Manchester United ein.

Siegtreffer gegen den Erzrivalen: Wayne Rooney schießt zum 1:0 für Manchester United ein. imago

"Ich liebe Derbys, sie sind das Salz in der Suppe", hatte Klopp im Vorfeld seines ersten Vergleichs mit Manchester United als Liverpool-Trainer gesagt. Die Partie am Sonntag kam allerdings mit ziemlich wenig Salz daher. Vor allem spielerisch blieben in einer zerfahrenen Begegnung mit wenigen Höhepunkten viele Wünsche offen. Während die Gäste, bei denen Schweinsteiger nach seiner Knieverletzung noch nicht wieder im Kader stand, in der Offensive im ersten Durchgang praktisch nicht stattfanden, hatte Liverpool zumindest einige Gelegenheiten: Firmino, der wie beim 3:3 gegen Arsenal am Mittwoch als "falsche Neun" im Sturmzentrum agierte, und Henderson setzten ihre Schüsse jeweils knapp am linken Pfosten vorbei (10./31.). Ansonsten war vieles Stückwerk - auf beiden Seiten.

De Gea pariert gegen Can zweimal stark

Nach dem Wechsel wurde die Partie, der abgesehen von einem Scharmützel zwischen Lucas und Fellaini in der ersten Hälfte auf dem Platz auch die Emotionen fehlten, kaum besser, auch wenn sich United nun ab und an vor dem gegnerischen Strafraum blicken ließ. Die Chancen hatten aber weiterhin die Reds. Kurz nach der Pause ließ Can im Strafraum Smalling stehen, fand dann aber im mit dem Bein stark parierenden de Gea seinen Meister (50.). In der 67. Minute war der deutsche Nationalspieler dem Führungstreffer erneut nahe, doch wieder bewahrte de Gea die Gäste mit einer klasse Parade vor dem Rückstand. Der Spanier hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Reds erstmals unter Klopp in einem Heimspiel kein Tor erzielten.

David de Gea

Lebensversicherung: David de Gea bewahrte Manchester United an der Anfield Road mehrfach vor einem Rückstand. imago

Zwölf Minuten vor dem Ende schlug United, zuvor eigentlich nur durch Martial (56.) gefährlich geworden, dann eiskalt zu - und wieder wurde die Anfälligkeit bei Standards Liverpool dabei zum Verhängnis. Blind spielte bei einer Ecke kurz zu Mata, nach dessen Flanke Fellaini im Strafraum von vier Gegenspielern nicht am Kopfball gehindert werden konnte. Der Belgier setzte den Ball an die Latte, Rooney schaltete am schnellsten und drosch den Ball direkt zum 1:0 in die Maschen (78.). Der 176. Premier-League-Treffer des Angreifers für Manchester United. Häufiger traf kein Spieler für ein und denselben Premier-League-Klub. Mit seinem Doppelpack beim 3:3 in Newcastle hatte Rooney, der in vier Spielen in Folge getroffen hat, mit Thierry Henry (175 Tore für Arsenal) gleichgezogen.

Siegtorschütze Rooney: "Das Ergebnis ist das einzige, was zählt"

"Jeder weiß, welche Bedeutung dieses Spiel unabhängig von den Tabellenpositionen hat. Es ist natürlich ein besonderes Gefühl. Beim größten Rivalen zu treffen ist immer großartig. Viel besser wird es nicht", meinte der gebürtige Liverpooler, der seit Januar 2005 kein Tor mehr an der Anfield Road erzielt hatte: "Die Leistung war heute nicht so wichtig - das Ergebnis ist das einzige, was zählt."

Wir haben sieben Punkte Rückstand. Das können wir aufholen.

Louis van Gaal denkt nach dem Sieg in Liverpool an die Meisterschaft

In der Tat könnte es für United ein Sieg mit Signalwirkung sein. "Das ist ein großer Schritt in eine gute Richtung", sagte van Gaal, der seine persönliche Bilanz gegen Klopp auf 3:2 schraubte (mit Bayern hatte er gegen Klopps BVB zweimal gewonnen und zweimal verloren). "In der ersten Hälfte konnten wir den Ball nicht halten und haben irgendwie überlebt. Die zweite Hälfte war viel besser, wir waren besser im Spiel, haben den Ball besser gehalten und uns Chancen erspielt", analysierte der Niederländer: "Heute haben wir die Dinge umgesetzt, die wir trainiert und über die wir gesprochen haben. Das ist der wertvollste Aspekt dieses Spiels. Ich bin glücklich, die Spieler sind glücklich und die Fans sind noch glücklicher." Der Druck auf van Gaal (Bilanz gegen Liverpool: vier Spiele, vier Siege) dürfte vorerst abnehmen. United ist Fünfter, der Rückstand auf Platz vier beträgt nur zwei Punkte.

Chancenverwertung und Standardschwäche: Klopp ist bedient

Jürgen Klopp

Bedient: Jürgen Klopp haderte nach dem Spiel mit der Chancenverwertung und der Standardschwäche. imago

Sein Gegenüber hingegen war natürlich bedient. "Ich habe nicht allzu viele Chancen für Manchester United gesehen. Wir haben unsere nicht genutzt, das ist sehr frustrierend. Wir haben ein Spiel verloren, das wir nicht hätten verlieren müssen", haderte Klopp auch damit, dass das Gegentor erneut nach einer Standardsituation fiel. Sieben Tore hat Liverpool in dieser Saison bereits nach Ecken kassiert - mehr als jedes andere Team in der Liga. Klopps Fazit: "Wir haben ein Derby gegen Manchester United verloren, da kann ich so kurz nach dem Spiel nicht positiv sein."

Der Trainer, der in der Schlussphase erneut Verteidiger Steven Caulker für den Sturm einwechselte, hat in Liverpool noch viel Arbeit vor sich. Vorerst heißt die Realität: Rang neun mit sechs Punkten Rückstand auf einen Europacup-Platz. Zeit zum Verschnaufen bleibt wie gewohnt nicht: Am Mittwoch gastiert Viertligist Exeter im Wiederholungsspiel der 3. FA-Cup-Runde an der Anfield Road.

ski