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Unmut über Mourinho wächst - Bremsklotz Rooney

8. Spieltag: Arsenal empfängt United - City zurück in der Spur?

Unmut über Mourinho wächst - Bremsklotz Rooney

Sicherer Rückhalt: Bei Citys 2:1 in Gladbach lieferte Joe Hart einen bärenstarken Auftritt ab.

Sicherer Rückhalt: Bei Citys 2:1 in Gladbach lieferte Joe Hart einen bärenstarken Auftritt ab. picture alliance

"Gegen Juventus, West Ham oder Tottenham hatten wir es nicht verdient zu verlieren und haben verloren. Heute hatten wir es nicht verdient zu gewinnen und haben gewonnen" - nach dem 2:1 in Gladbach redete Manchester Citys Coach Manuel Pellegrini nicht um den heißen Brei herum. Kehrt das Glück nun dauerhaft zurück? Hoffnung machen die Leistungen zweier Schlüsselspieler. Dass Joe Hart nicht zu ersetzen ist, wusste man schon nach dem Auftritt seines Vertreters Willy Caballero beim 1:4 in Tottenham. In Gladbach stellte der Nationaltorhüter seine Klasse mit starken Paraden und einem gehaltenen Elfmeter unter Beweis. Note 1! Auch mit Wohl und Wehe von Sergio Aguero ist der Erfolg der Citizens in dieser Saison eng verbunden. In Gladbach übernahm der Argentinier Verantwortung, verwandelte in letzter Minute den Elfmeter zum Sieg.

Eines sehnt Pellegrini jetzt noch herbei: die Länderspielpause. Wichtige Spieler wie David Silva oder Yaya Touré, die sich zuletzt angeschlagen eher schlecht als recht über den Platz quälten, sollen sich dann erholen. Vorher steht City am Samstagnachmittag (16 Uhr) noch das Heimspiel gegen das weiterhin sieglose Newcastle bevor. Es hätte sicher schwierigere Aufgaben gegeben.

Mourinho hat ein Problem weniger - und trotzdem noch genug

Auch die Rückkehr nach Porto endete für José Mourinho mit einer Pleite. Der Chelsea-Coach klagte hinterher zwar über "lächerliche Fehler" und hätte auch Pech ins Feld führen können (Costa-Schuss an die Latte, ausgebliebener Elfmeterpfiff nach Handspiel). Doch unter dem Strich bleibt: Chelsea hat mit all dem, was Mourinhos Teams für gewöhnlich auszeichnet, erschreckend wenig zu tun. Gerade die defensive Stabilität ist den Blues derzeit völlig abhanden gekommen. Einstige Sicherheitsanker sind entweder völlig von der Rolle (Ivanovic) oder sitzen nur auf der Bank (Terry).

John Terry

Bankdrücker: John Terry (r. neben José Mourinho) ist derzeit nur Reservist - der Unmut bei Chelsea wächst. imago

"We want our captain back!", skandierten die Chelsea-Fans am Dienstag, als sich Terry in Porto alleine aufwärmte. Und Medienberichten zufolge soll sich im Kader wegen Mourinhos Umgang mit einigen Spielern (darunter eben Terry, der letzte Saison keine einzige Liga-Minute verpasste) bereits Unmut breit machen. Sucht der Portugiese Sündenböcke für den schlechten Saisonstart? Oscar, Remy und Falcao durften jedenfalls nicht mit nach Porto, Matic und Hazard saßen zunächst auf der Bank - wo als Angriffsoption nur der unerprobte Brasilianer Kennedy (19) saß. Entscheidungen, die im Kader nicht gut ankommen sollen. Schwimmen Mourinho die Felle langsam davon? "Es ist die schlimmste Phase meiner Karriere mit den schlechtesten Ergebnissen meiner Karriere", sagte der Portugiese am Freitag.

Dem Auftritt seines Teams beim 2:2 in Newcastle hatte er auf einer Skala von 1 bis 10 zuletzt eine -1 gegeben. In ähnlichen Bewertungsregionen dürfte sich auch sein Verhalten gegenüber Teamärztin Eva Carneiro beim Saisonauftakt gegen Swansea (2:2) bewegt haben. Eine Strafe von der FA hat der Chelsea-Coach aber nicht mehr zu befürchten. Der Verband erklärte, ein unabhängiger Experte habe befunden, Mourinhos Ausdruck ("filha da puta") stelle nach FA-Regeln "keine diskriminierende Sprache" dar. Aha. Die Organisation "Women in Football" zeigte sich "entsetzt". Mourinho hat derweil ganz andere Sorgen - nach dem Heimspiel gegen Southampton am Samstagabend (18.30 Uhr) womöglich noch größere. Costa fehlt noch einmal gesperrt.

19 Jahre Wenger: Keine Feierstimmung bei Arsenal

Beim FC Arsenal läuft es in der Liga eigentlich ganz gut. Vielmehr sind es die Vorstellungen in der Champions League, die den Anhängern der Gunners die Zornesröte ins Gesicht treiben: Der Auftaktpleite in Zagreb folgte ein 2:3 vor heimischer Kulisse gegen Olympiakos. Ihre vorigen zwölf Gastspiele in England hatten die Griechen allesamt verloren und dabei insgesamt drei Tore erzielt. Wenger berief sich auf großes Pech und reagierte auf kritische Fragen relativ dünnhäutig . Es bleibt das ewige Déjà vu mit den Gunners, die in der Königsklasse nun vor zwei Duellen mit Bayern München stehen: Die Fehler scheinen auf dem Transfermarkt gemacht zu werden.

Arsène Wenger

Zum 19-jährigen Dienstjubiläum bei Arsenal gab es diese Woche viel Kritik für ihn: Arsène Wenger. imago

Wengers Weigerung, den Kader trotz eines prall gefüllten Geldspeichers zu verstärken, stehen weite Teile der Anhängerschaft fassungslos gegenüber. Schon jetzt zeigt sich, dass Arsenals Aufgebot in der Breite zu dünn besetzt ist, wenn Stammspieler ausfallen. Nur einen Top-Akteur holte Arsenal im Sommer: Torhüter Cech. Und der musste von der Bank mit ansehen, wie Vertreter Ospina gegen Olympiakos patzte. "Es ist fantastisch zu wissen, zwei gute Torhüter im Kader zu haben", sagte Wenger, seit nunmehr 19 Jahren als Arsenal-Coach tätig, am Freitag. In einem so wichtigen Spiel auf Cech zu verzichten, mutet dennoch merkwürdig an.

ManUnited kommt in die Gänge - nur Rooney macht van Gaal Sorgen

Und nun kommt am Sonntag (17 Uhr) Manchester United, das sich im zweiten Jahr unter Louis van Gaal langsam zu finden scheint. Arsenal muss in der Innenverteidigung auf den verletzten Koscielny verzichten, der wegen einer Oberschenkelverletzung drei Wochen ausfällt. So wird es der nach seiner Erkrankung noch immer nicht ganz fit wirkende Mertesacker im Abwehrzentrum neben Gabriel mit Uniteds quirligem 50-Millionen-Euro-Youngster Martial zu tun bekommen. Der 19-jährige Franzose hat bei den Red Devils schneller als erwartet eingeschlagen und gehörte auch beim 2:1 gegen Wolfsburg zu den auffälligsten Akteuren. Auf Rooney, der wieder in etwas zurückgezogener zentraler Rolle agierte, traf das nicht zu. Englands Rekordtorschütze tauchte erneut komplett ab, fiel nur negativ auf, als er den Ball aus acht Metern völlig freistehend über das Tor jagte. Van Gaal muss die Form seines Kapitäns Sorgen machen - denn in der momentanen Verfassung ist er in Uniteds dynamischer Offensive ein Bremsklotz. Rooney auf die Bank zu setzten, käme aber einem Politikum gleich.

Lobeshymnen erhielt der starke Mata, nicht nur wegen seines genialen Hacken-Assists zum 2:1. Nur van Gaal gab die Spaßbremse: "Ich habe schon bessere Spiele von ihm gesehen." Auf die Idee, den Spanier - wie noch zu Beginn seiner Amtszeit ab und an - auf die Bank zu setzen, würde der Niederländer, der die Bedeutung von Young und Smalling am United-Aufschwung hervorhob, aber kaum noch kommen. In zentraler Rolle würde Matas Spielwitz sicher noch besser zum Tragen kommen. Doch die wird ja von Rooney - man muss es derzeit so formulieren - blockiert.

Bastian Schweinsteiger

Anführer: Bastian Schweinsteiger drückt dem United-Spiel immer mehr seinen Stempel auf. imago

Dennoch: United - erstmals unter van Gaal auf Platz 1 - scheint nach dem weiterhin nicht abgeschlossenen Umbruch auf dem richtigen Weg zu sein. Auch weil Schweinsteiger im Mittelfeld das zu zeigen beginnt, was man sich von seiner Verpflichtung erhofft hatte. Auch wenn dem Weltmeister in der Zentrale noch längst nicht alles gelingt, seine kämpferische Anführer-Mentalität gepaart mit unbändigem Siegeswillen und der Fähigkeit, das Spiel zu kontrollieren, bringt das Team auf jeden Fall weiter. Ob van Gaal seine Nummer 31 auch gegen Arsenal von Anfang an aufbietet? Konkurrent Carrick, gegen Wolfsburg angeschlagen nicht im Kader, ist wieder einsatzbereit.

Druck? Rodgers gibt sich vor dem Derby gelassen

Vor dem Duell in London steht am Sonntag (14.30 Uhr) noch das Derby am Mersey an: Das stark gestartete Everton hat Liverpool zu Gast. Dessen Trainer Brendan Rodgers witterte zuletzt schon eine Verschwörung gegen seine Person. Nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Sion in der Europa League dürfte er an der Anfield Road nicht unbedingt fester im Sattel sitzen. "Darüber mache ich mir keine Sorgen", meinte der Reds-Coach, der im Bezug auf den Lokalrivalen süffisant festhielt: "Sie sind einen Punkt vor uns, und sie hatten einen guten Start, während wir ein Desaster haben." Festzuhalten bleibt ebenfalls: Eine packende Hälfte wie die der Toffees beim 3:2-Auswärtssieg gegen West Brom (nach 0:2-Rückstand) hat man vom FC Liverpool schon länger nicht gesehen.

ski