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Splitter: Blazer gesteht Bestechung für 1998 und 2010

Die Nachrichten zur Krise des Weltfußballverbands vom 3. Juni

Splitter: Blazer gesteht Bestechung für 1998 und 2010

Der FIFA-Skandal hält an

Der FIFA-Skandal hält an Getty Images


+++ Blazer gesteht mehrfache Bestechungen +++

Die Bestechungs-Krise in der FIFA tritt immer klarer hervor. Der ehemalige FIFA-Funktionär Chuck Blazer hat den US-Behörden als "Whistleblower" gestanden, dass er und andere Funktionäre Bestechungsgelder für ihre Stimme bei der WM 1998 und 2010 angenommen haben. Das geht aus dem offiziellen Vernehmungsprotokoll hervor. Die Endrunde vor 17 Jahren in Frankreich war bisher noch nicht in Verdacht geraten. Auch für die Übertragungsrechte des Gold Cups in den Jahren 1996, 1998, 2000, 2002 und 2003 seien Schmiergelder geflossen, sagte Blazer in der Vernehmung.

+++ Verhaftete FIFA-Funktionäre bleiben vorerst in der Schweiz +++

Die sieben in der vergangenen Woche festgenommenen FIFA-Funktionäre - darunter auch die beiden FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb (Kaimaninseln) und Eugenio Figueredo (Uruguay) - bleiben vorerst in der Schweiz inhaftiert. Die US-Justizbehörden hätten weiterhin keinen Antrag auf Auslieferung gestellt, bestätigte ein Sprecher der Schweizer Justiz am Mittwoch. Die USA haben Zeit bis zum 3. Juli, um die Auslieferung der unter Korruptionsverdacht stehenden Funktionäre des Weltverbands zu beantragen.

+++ Valcke schließt Rücktritt aus +++

FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke schließt einen Rücktritt nach den medialen Anschuldigungen im Korruptionsskandal aus und beteuert seine Unschuld. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich fühle mich nicht schuldig, deshalb muss ich noch nicht einmal meine Unschuld beweisen", sagte der 54-Jährige im Radio-Interview mit France Info. Er sehe "keinen Grund, warum ich nicht Generalsekretär bleiben sollte." Valcke wird vorgeworfen eine wichtige Rolle bei einer Überweisung gespielt zu haben, bei der zehn Millionen Dollar von einem FIFA-Konto auf ein Konto, das vom Angeklagten Jack Warner "kontrolliert" wurde, bewegt wurden.

+++ Auch Champagne schließt Kandidatur nicht aus +++

Der frühere FIFA-Funktionär Jerome Champagne kann sich eine Kandidatur als Präsident bei der FIFA vorstellen. "Ich werde mir die Situation anschauen, schauen, welche Reformen umgesetzt werden und ob das Exekutivkomitee reformiert wird", sagte der 56-Jährige, der unter bestimmten Bedingungen eine Kandidatur ins Auge fassen könnte, zu Sky Sport News HD. Zwar habe er sich noch nicht entschieden, aber er wolle auch "nichts ausschließen". Champagne, der von 1999 bis 2010 in verschiedenen beratenden Funktionen für die FIFA tätig war, sei von der Rücktrittsnachricht Blatters "genauso überrascht und schockiert wie alle anderen" gewesen.

+++ Sponsoren begrüßen Entscheidung und fordern Wiederherstellung von Vertrauen +++

Einige einflussreiche Sponsoren und Geldgeber haben von der FIFA nach dem großen Beben eine Reaktion gefordert und den Rücktritt von Präsident Joseph Blatter begrüßt. "Die Nachricht ist ein positiver Schritt für den Sport, Fußball und seine Fans", schrieb Coca-Cola in einer Mitteilung. "Wir erwarten, dass die FIFA alles dafür tut, die Vorkommnisse aufzuklären und das Vertrauen der Leute zurückzugewinnen." Auch adidas nannte wie VISA die Nachricht von Dienstagabend einen "Schritt in die richtige Richtung", Hyundai bezeichnete sie als "positiven ersten Schritt im Aufbau einer Führungsstruktur, die die höchsten ethischen Standards sicherstellt". McDonald's schrieb in einer Stellungnahme an die französische Nachrichtenagentur AFP: "Die Korruptionsvorwürfe und die fragwürdige Ethik innerhalb der FIFA haben einen Schatten auf den Fußball geworfen. Wir hoffen, dass die Veränderungen in der FIFA die Reformen vorantreiben und dazu beitragen werden, das Vertrauen der Fans auf der Welt zurückzugewinnen."

+++ Nachfolgerwahl wohl zwischen Dezember und März +++

Im Zeitfenster von Dezember 2015 bis März 2016 soll wohl der Außerordentliche Kongress der FIFA für die Wahl eines Nachfolgers von Präsident Joseph Blatter erfolgen. Der Kongress soll am FIFA-Sitz in Zürich stattfinden. Ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest.

+++ Merkel begrüßt Blatter-Rücktritt +++

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßt den Rücktritt des FIFA-Präsidenten Joseph Blatter und bezeichnet diesen als wichtige Nachricht "für Milliarden Fans des Fußballs". Durch das Räumen des Präsidentenstuhles sei es nun besser möglich, "die Arbeit der FIFA auf eine transparentere Grundlage zu stellen."

+++ Niersbach traut van Praag Präsidentenamt zu +++

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der beim FIFA-Kongress am Freitag in das Exekutivkomitee berufen wurde, fordert eine schnelle Neuwahl des FIFA-Präsidenten und sieht in Michael van Praag, der vor der Präsidenten-Wahl von seiner Kandidatur zurückgetreten war, als einen aufgrund "seiner beruflichen Erfahrung und seiner Seriosität" kompetenten Mann für die Nachfolge des scheidenden FIFA-Bosses Joseph Blatter. van Praag hielt am Dienstagabend eine Kandidatur offen.

+++ Nach Blatter-Rücktritt: de Maizière fordert weiter Strukturreform +++

Bundesinnenminister Thomas de Maizière fordert nach dem Rücktritt von FIFA-Präsident Joseph Blatter weiter eine grundlegende Strukturreformen im Fußball-Weltverband. "Wenn die Chance jetzt nicht genutzt wird, Verkrustungen aufzubrechen und Verfahren zu schaffen, die Transparenz garantieren und Vetternwirtschaft verhindern, bliebe der Rückzug von Blatter ein Muster ohne Wert", so der CDU-Politiker.

+++ Katar: Dyke-Warnung ist Diskriminierung +++

Katar hat die Warnung von Englands Verbandschef Greg Dyke, dass dem Emirat nach dem Korruptionsskandal der FIFA die WM-Endrunde 2022 entzogen werden könnte, als Diskriminierung zurückgewiesen. "Herrn Dykes Antrieb, sich sofort darauf zu konzentrieren, Katar das WM-Turnier wegzunehmen, spricht Bände über seine Ansichten der ersten WM-Endrunde im Mittleren Osten", wird QFA-Chef Scheich Hamad Bin Khalifa Bin Ahmed Al-Thani in einer Mitteilung seines Verbandes zitiert.

+++ Zico kann sich Kandidatur vorstellen +++

Fußball-Legende Zico könnte sich eine Kandidatur für das freiwerdende Amt des FIFA-Präsidenten vorstellen: "Warum nicht? In meinem Leben ist es immer um Fußball gegangen", schreibt er auf seiner Facebook-Seite. Der 62-Jährige war Anfang der 90er Jahre in Brasilien auch in der Politik als Sportminister aktiv. Sollte er genügen Unterstützung finden und eine Bewerbung für jeden offen sein, "kann ich ein Kandidat werden". "Es ist noch eine Idee. Wer weiß?", sagt der ehemalige brasilianische Nationalspieler.

+++ Australien stellt WM 2022 infrage +++

Am Dienstagabend verkündete FIFA-Präsident Joseph Blatter seinen Rücktritt, nun stellt der australische Fußball-Verband ASF die WM-Ausrichtung 2022 in Katar infrage und sagt, der Bewerbungsprozess für die Endrunde sei "nicht sauber" gewesen. Damals hatten sich auch die Australier beworben, waren aber bereits im ersten Wahlgang chancenlos. "Wir haben eine saubere Bewerbung abgeliefert", sagte SF-Vorsitzender Frank Lowy, der zu wissen glaubt, "dass andere das nicht gemacht haben".

+++ Russische Medien: "unangenehme Nachricht" +++

Russische Medien haben auf die Rücktrittsankündigung von FIFA-Präsident Joseph Blatter mit Unbehagen reagiert. Russland sei "einer von Blatters treuesten Verbündeten im Kampf um den Präsidentenstuhl" gewesen, schrieb die Zeitung "Kommersant". "Sport Express" sprach davon, dass der Rücktritt "für die russischen Interessen unangenehm und beunruhigend ist". Russland ist der WM-Austragungsort im Jahr 2018. Derzeit ermittelt die Schweizer Bundesanwaltschaft wegen der WM-Vergaben an Russland und auch Katar 2022.

kon/dpa/sid