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Arsenal: Angst vor weiteren Alpträumen?

FA-Cup-Finale: Arsenal gegen Aston Villa

Arsenal: Angst vor weiteren Alpträumen?

Ausgeschieden: Arsenals Angreifer Olivier Giroud hadert mit Arsenals Scheitern in der Königsklasse.

Ausgeschieden: Arsenals Angreifer Olivier Giroud hadert mit Arsenals Scheitern in der Königsklasse. imago

Nach dem Stadionbau, wodurch Arsenal finanziell die Hände gebunden waren, hat Trainer Arsene Wenger wieder das nötige Kleingeld zur Verfügung, um den Weltbesten Paroli zu bieten. Auf Weltmeister Mesut Özil (2013) folgte in 40-Millionen-Mann Alexis Sanchez im vergangenen Sommer der nächste Hochkaräter. Ein Zeichen an die Konkurrenz: Arsenal will nach oben. So schnell wie möglich.

Liga-Fehlstart und Champions-League-Aus

Schon der Saisonstart ging jedoch gründlich daneben, nach zehn Spieltagen hinkten die Nordlondoner bereits neun Zähler hinter Spitzenreiter und Rivale Chelsea hinterher. Der erste Titel war früh futsch, da half Arsenal auch die bärenstarke Rückrunde (42 Zähler - bestes Rückrundenteam) nichts mehr.

Auch in der Champions League erwischte es die Gunners nach einer souveränen Gruppenphase viel früher, als sich das der Verein ausgemalt hatte. Der AS Monaco galt im Achtelfinale als absolutes Glückslos - bis er die eklatanten Defensivschwächen der Engländer in deren eigenem Stadion aufdeckte und gnadenlos ausnutzte. Die Monegassen konterten Arsenal nach allen Regeln der Kunst aus, standen nach dem 3:1-Hinspielsieg mit einem Bein im Viertelfinale. Im Rückspiel kam das Team um die beiden Weltmeister Mesut Özil und Per Mertesacker zwar noch einmal nah heran (2:0) - am Ende reichte es aufgrund des desolaten Hinspiels allerdings nicht mehr. Das Trainer-Denkmal von Arsene Wenger bröckelte einmal mehr.

Alptraum-Start 2014

Doch nach der Rückkehr einiger verletzter Stammkräfte kriegten die Gunners die Kurve, legten eine überzeugende Rückserie hin - und hielten die Chance auf zumindest einen Titel am Leben. Über die Stationen Hull City (2:0), Brighton & Hove Albion (3:2), Middlesbrough (2:0), Manchester United (2:1) und Reading (2:1 n.V.) zog Arsenal ins FA-Cup-Finale nach Wembley. Dass ein Endspiel in der Heimatstadt kein Selbstläufer ist, bewies das Vorjahresendspiel. "Wir wissen alle, dass das ein Alptraum war", erinnert sich Mittelfeldmann Mathieu Flamini. Gegen Hull lag Arsenal nach kollektivem Tiefschlaf in der Anfangsphase nach acht Minuten mit 0:2 zurück. "Aber wir haben aus unseren Fehlern gelernt, das wird uns nicht noch einmal passieren."

Sollte sich der Favorit standesgemäß durchsetzen, würden sich die Nordlondoner mit ihrem zwölftem Triumph vor Manchester United zum Rekordhalter des ältesten Pokalwettbewerbs der Welt krönen. Wenger selbst könnte mit seinem sechsten Pokalerfolg zu Aston Villas Ex-Coach George Ramsay aufschließen, dem dieses Kunststück zwischen 1887 und 1920 gelang.

Schlaflose Nächte wegen Benteke?

Die Zeiten von Triumphen und Rekorden der Villans sind inzwischen jedoch vorbei. 19 Jahre dauert die titellose Durststrecke des Teams aus Birmingham mittlerweile schon an, 1996 gelang mit dem Erfolg im League Cup der letzte Titel. In der abgelaufenen Saison wäre es für Aston Villa beinahe zum GAU gekommen, denkbar knapp hielt sich die Mannschaft von Tim Sherwood als 17. in Englands Eliteliga. Den größten Anteil am Klassenerhalt hatte Stürmer Benteke, der Villa mit einem furiosen Schlussspurt rettete: In den vergangenen zwölf Partien knipste der Belgier ebenso häufig. Die Hoffnungen, eine Seuchensaison mit einem Titel zu krönen, ruhen daher fast ausschließlich auf dem Angreifer.

Arsene Wenger

Fokussiert: Arsenals Trainer-Urgestein Arsene Wenger. imago

"Ich bin mir sicher, dass sie schlaflose Nächte wegen ihm haben", weiß Aston Villas Mittelfeldmann Ashley Westwood. "Nach seinen langwierigen Achillessehnenproblemen ist er wieder in Bestform", hofft Westwood im Interview mit der BBC darauf, dass der Belgier auch Arsenal schockt. Die starke Verfassung Bentekes ist auch Gunners-Coach Wenger nicht entgangen. "Ich denke, das schlechte Abschneiden Aston Villas war der Verletzung von Benteke geschuldet", vermutet der Franzose. "Als er zurückkehrte, ging ein Ruck durch das Team. Er ist ein intelligenter Spieler, der von überall Tore erzielen kann. Sein Potenzial ist immens", ist Wenger voll des Lobes für Villas Lebensversicherung, richtet die Augen aber lieber auf sein Team: "Ich bin viel mehr fokussiert darauf, dass wir so hart dafür gearbeitet, um ins Finale zu kommen. Wir haben bei Manchester United im Viertelfinale gewonnen und auch bis dahin große Siege gefeiert. Jetzt wollen wir unseren Weg zu Ende gehen."

Dann hätte Arsenal nach einem insgesamt durchwachsenen Jahr zwar wieder keinen Liga-Titel und keine Champions-League-Trophäe in der Hand, aber zumindest einen Pokal. Und das ist bei den Gunners bekanntlich keine Selbstverständlichkeit.

kon