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Roma geschlagen: Juve zieht auf und davon

Vorentscheidung im Titelrennen der Serie A?

Roma geschlagen: Juve zieht auf und davon

Alle Jahre wieder: Spätestens nach dem 3:0 im Topspiel ist Juventus in Italien wieder eine Klasse für sich.

Alle Jahre wieder: Spätestens nach dem 3:0 im Topspiel ist Juventus in Italien wieder eine Klasse für sich. Getty Images

In der Serie A geht also offenbar doch wieder alles seinen gewohnten Gang. Dabei hatte es im Herbst noch ganz anders ausgesehen: Nach der 2:4-Niederlage beim AC Florenz am 20. Oktober lag Juventus fünf Punkte hinter dem AS Rom, der unter seinem neuen Trainer Rudi Garcia richtig heiß lief und mit zehn Siegen in Serie einen neuen Startrekord aufstellte. Es sah so aus, als ob die Giallorossi dem Rekordmeister in dieser Saison Paroli würden bieten können. Die Juve sei nach zwei Meisterschaften in Serie satt und hätte keine Ziele mehr, spekulierten italienische Medien bereits.

Zehn Spieltage später sieht die Welt wieder ganz anders aus. Während die Roma die Verletzungen von Leistungsträgern wie Totti und Gervinho nicht kompensieren konnte und zwischenzeitlich viermal hintereinander unentschieden spielte, setzte Juventus nach der Pleite in Florenz - zumindest in der Liga - zum Siegeszug an: Das 3:0 im Topspiel am Sonntag bedeutete für die Bianconeri den zehnten Sieg am Stück, neunmal blieb die "Alte Dame" dabei ohne Gegentor.

Das Defensiv-Bollwerk der Liga hatte bis dato die Roma gestellt, nach Turin reisten Totti & Co. nach der kurzen Winterpause mit nur sieben Gegentreffern - die beste Bilanz aller Teams in den großen europäischen Ligen. Doch Juventus, mit dem wiedergenesenen Regisseur Pirlo - schenkte der Abwehr und den bislang so starken Innenverteidiger Benatia am Sonntag drei Tore ein.

Contes Plan geht voll auf - Juve nimmt der Roma den Wind aus den Segeln

Das erste erzielte Mittelfeld-Motor Vidal, als er nach starker Vorarbeit von Tevez aus kurzer Distanz vollendete (17.). Als Verteidiger Bonucci drei Minuten nach Wiederanpfiff nach einem Pirlo-Freistoß am zweiten Pfosten zur Stelle war, war eine Vorentscheidung gefallen, zumal sich die Roma in der Schlussphase selbst dezimierte. Erst sah de Rossi für ein rüdes Foul an Chiellini Rot, dann stoppte Leandro Castan den Ball nach dem folgenden Freistoß nach einem Chiellini-Kopfball auf der Linie mit der Hand und wurde ebenfalls vorzeitig zum Duschen geschickt. Der eingewechselte Vucinic verwandelte den Elfmeter, die erste Niederlage des AS Rom unter Garcia war perfekt.

Das Scudetto-Rätsel ist gelöst. Wenn sich Juves Rivalen nicht mit türkischen Traktoren bewaffnen, ganz sicher.

Die "Gazzetta dello Sport" kommentiert das (für sie entschiedene) Titelrennen - und spielt noch einmal auf Juves schmerzhaftes Champions-League-Aus in Istanbul an

Antonio Contes Taktik, abwartend zu agieren und der Roma weitgehend das Spiel zu überlassen, war voll aufgegangen. Die Turiner machten die Räume vor allem auf den Außenbahnen geschickt eng und drängten die Gäste immer wieder in die Mitte, wo Vidal und Pogba in gewohnter Manier abräumten. Eine nennenswerte Chance ließen die Hausherren nicht zu. "Wir wollten ihre Flügelspieler aus dem Spiel nehmen, ohne selbst unsere Gefährlichkeit nach vorne zu verlieren", sagte Conte, der sich nicht scheute, seinen Anteil am Erfolg hervorzuheben: "Das ist mein Job, sonst könnte es ja jeder machen. Genau deshalb gibt es bessere Trainer und weniger gute, gut bezahlte und weniger gut bezahlte."

Conte sah den Schlendrian bei seinen Schützlingen wohl schon herannahen, das Titelrennen sei für ihn jedenfalls noch längst nicht beendet: "Die Gefahr dieses Acht-Punkte-Vorsprungs liegt darin, dass wir uns zu sicher fühlen könnten." Außerdem habe sein Team ja selbst bewiesen, dass alles möglich sei: "In sehr kurzer Zeit haben wir 13 Punkte mehr gemacht als die Roma."

Römische Enttäuschung

Enttäuschung in gelbrot: Totti, de Rossi und Benatia (v.r.) mussten eine bittere Pleite quittieren. imago

In der aktuellen Form ist ein Einbruch des Meisters schwer vorstellbar, auch wenn sich Roma-Coach Garcia kämpferisch gab: "Die Liga ist noch nicht gelaufen. Es sind immer noch 60 Punkte zu vergeben und wir werden nicht nachlassen." Das sollten die Römer auch nicht. Im Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation ist der SSC Neapel ihnen bis auf zwei Punkte auf die Pelle gerückt.

Und auch in Turin ist die Freude weiterhin ein wenig getrübt: Trotz - oder gerade wegen - des derzeitigen Siegeszugs wirkt der schmerzhafte Champions-League-K.o. (nach dem 0:1 bei Galatasaray unter widrigen Umständen) bei Juve immer noch nach. Das Finale im eigenen Stadion ist immerhin ein kleiner Anreiz, die in Italien überaus unbeliebte Europa League ernst zu nehmen.