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Absturz in 365 Tagen

Manchester City entlässt Mancini - Platt geht auch

Absturz in 365 Tagen

Das Fass ist übergelaufen: Roberto Mancini ist bei Manchester City Geschichte.

Das Fass ist übergelaufen: Roberto Mancini ist bei Manchester City Geschichte. picture alliance

"Er hat getan, was er versprochen hat und Trophäen und Erfolg gebracht", hieß es am Montagabend kurz vor Mitternacht auf der Website von Manchester City: Mit Worten, die andernorts auch von einer Vertragsverlängerung künden könnten, begleitete der entthronte Meister die nun offizielle Entlassung von Roberto Mancini.

Nach dreieinhalb Jahren im Amt ist der 48-jährige Italiener seinen Job los - zwei Jahre, nachdem er ManCity mit dem FA-Cup-Sieg den ersten Titel seit 35 Jahren eingebracht hatte, ein Jahr nach der ersten Meisterschaft seit 44 Jahren, und zehn Monate nach der Unterschrift unter einen frischen Fünfjahresvertrag.

Premier League - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Manchester United Manchester United
88
2
Manchester City Manchester City
78
3
FC Chelsea FC Chelsea
72
Manchester City - Vereinsdaten
Manchester City

Gründungsdatum

01.01.1880

Vereinsfarben

Hellblau-Weiß

mehr Infos
Manchester City - Die letzten Spiele
Real Madrid Real Madrid (H)
3
:
4
i.E.
Luton Town Luton (H)
5
:
1

Seitdem jedoch ist viel passiert, zu viel. Abgesehen von der Champions-League-Qualifikation, teilte ManCity in dem Statement vom Montag mit, habe der Klub in der noch laufenden Saison alle Ziele verfehlt.

In der Tat: Nach verkorkster Einkaufspolitik im Sommer konnten die "Himmelblauen" in der Premier League diesmal mit Stadtrivale Manchester United nicht mithalten. Im FA-Cup-Finale unterlagen sie am vergangenen Samstag dem designierten Absteiger Wigan Athletic sensationell (0:1). Und die Champions-League-Saison war wie in der Vorsaison schon vor Weihnachten beendet - nach null Siegen aus sechs Gruppenspielen.

Mancinis Art schwächte den Teamgeist

Und doch muss sich Mancini Verfehlungen vorwerfen lassen, die wohl schwerer wogen, als der ambitionierte Scheich-Klub in den vergangenen Tagen die Saison auswertete und den Daumen über Mancini senkte. Der einstige Nationalspieler gilt als Trainer, der sich nur ungern von außen hineinreden, der seine Profis auch mal öffentlich auflaufen lässt. Mit Carlos Tevez oder Mario Balotelli, zuletzt auch mit Joe Hart und Samir Nasri, lieferte sich Mancini seifenoperartige Scharmützel meist verbaler, einmal gar physischer Art . Was die britische Boulevardpresse freute, verunsicherte die Spieler: Der Kader soll zerstritten, der Teamgeist am Boden gewesen sein.

Im Dezember 2009 war Mancinis Inthronisierung bekanntgeworden, während Vorgänger Mark Hughes gerade an der Seitenlinie coachte. Dass nun, dreieinhalb Jahre später, wenige Stunden vor dem FA-Cup-Finale bereits durchsickerte, dass Mancinis Amtszeit vor dem Ende steht, zeigt einerseits, dass sich die ManCity-Oberen in Stilfragen nicht weiterentwickelt haben. Es zeigt aber auch: Selbst der Titelgewinn in Wembley hätte Mancini nicht mehr gerettet. Es passte einfach nicht mehr zwischen dem Klub und seinem einstigen Erfolgstrainer, den viele Fans auch am Samstag noch für seine Verdienste feierten.

ManCity will einen neuen, ganzheitlichen Ansatz entwickeln

Jetzt wollen sich die "Citizens" neu aufstellen, von der Entwicklung eines "ganzheitlichen Ansatzes" war in der Pressemitteilung die Rede, der "alle Aspekte des Fußballs bei diesem Klub" betreffen soll. Dafür stehen Geschäftsführer Ferran Soriano und Sportdirektor Txiki Begiristain, die sich in der Trainerfrage aller Voraussicht nach in ihrer spanischen Heimat bedienen werden: Der 59-jährige Chilene Manuel Pellegrini, angesehener Fußballlehrer des FC Malaga, ist der unumstrittene Topfavorit auf die Mancini-Nachfolge. Mancinis Assistent David Platt sollte im Gegensatz zu seinem Boss bleiben, doch der 46-jährige ehemalige englische Nationalspieler schlug das Angebot, weiter für die Citizens zu arbeiten, aus.

Mancini selbst wird mit Ligue-1-Aufsteiger AS Monaco und auch dem SSC Neapel in Verbindung gebracht. Erst einmal muss ihn aber die saftige Abfindung darüber hinwegtrösten, dass seine Zeit bei ManCity 365 Tage nach seinem umjubelten Triumph abrupt vorbei ist, die Vorherrschaft in Manchester konnte er seinem Arbeitgeber nicht bescheren. Als seine Entlassung am Montagabend offiziell wurde, hatte ManUnited gerade seine Siegerparade beendet.