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32 deutsche Spiele betroffen!

UEFA: "Größter Betrugsskandal der Geschichte"

32 deutsche Spiele betroffen!

Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft und Polizei Bochum

Die Staatsanwaltschaft und die Polizei Bochum teilten mit, dass über 200 Spiele, davon 32 in Deutschland unter Manipulationsverdacht stehen. picture-alliance

Um 14 Uhr traten die Verantwortlichen in Bochum vor die Kameras, um über die am Donnerstag erfolgten Durchsuchungen und Festnahmen Auskunft zu geben. Besonders die Ausführungen von Friedhelm Althans, dem Direktor der Polizei Bochums lassen die Dimensionen des neuen Wett- und Betrugsskandals erahnen.

Insgesamt stehen über 200 Spiele unter Verdacht, manipuliert worden zu sein bzw. dem Versuch einer Manipulation ausgesetzt gewesen zu sein. Alle Begegnungen fanden im Jahr 2009 statt. Von diesen 200 sollen 32 Matches in Deutschland betroffen sein.

Laut Althans handelt es sich dabei um vier Begegnungen der Zweiten Liga, drei Begegnungen der Dritten Liga, 18 Partien der Regionalligen sowie fünf Partien in den Oberligen und zwei Spiele im U19-Bereich.

Erstligapartien in anderen Nationen unter Verdacht

Auch andere europäische Nationen sind betroffen. So stehen zum Beispiel in der Schweiz 22 Partien der zweiten Liga unter Verdacht, in Kroatien sollen 14 Spiele der Ersten Liga unter Verdacht und in der Türkei sind insgesamt 29 Begegnungen von der Ersten Liga an abwärts betroffen. Auch in Österreich, Slowenien, Ungarn und Bosnien-Herzegowina stehen Partien der Ersten Liga unter Manipulationsverdacht.

Am Donnerstag untersuchten die Ermittler nun etliche Objekte in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Großbritannien. Dabei wurde neben umfangreichen Beweismaterial auch Bargeld und Vermögenswerte in Höhe von rund einer Million Euro beschlagnahmt.

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Daneben wurden auch 17 Personen vorläufig festgenommen. 15 Zugriffe erfolgten in Deutschland, schwerpunktmäßig in Berlin, Nürnberg sowie im Ruhrgebiet. In der Schweiz wurden zwei weitere Personen festgenommen.

Auf europäischer Ebene rückten zwölf Partien der Europa League, drei Spiele der Champions League sowie ein Qualifikationsspiel zur U21-Europameisterschaft in den Fokus der Ermittler. Um welche Partien es sich handelt, wurde in allen Fällen bisher nicht bekannt. Auch über beteiligte Spieler und Vereine schwiegen sich Staatsanwalt und Polizei aus.

Auch Namen wurden auf der Pressekonferenz nicht veröffentlicht. Zwar bestätigte Oberstaatsanwalt Bernd Bienioßek, dass sich unter den Festgenommen die Hauptverdächtigen befinden, doch aus "ermittlungstechnischen Gründen" können noch keine näheren Angaben zur Identität gemacht werden. Den Festgenommen sowie weiteren Verdächtigungen wird "gewerbsmäßiger Bandenbetrug" zur Last gelegt.

"Neue Osnabrücker Zeitung": VfL-Spiel betroffen?

Laut der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitagausgabe) sollen auch Spieler des VfL Osnabrück in mögliche Absprachen verwickelt gewesen sein. Nach Angaben der Zeitung verdächtigt die Staatsanwaltschaft Bochum als Drahtzieher einen 34-Jährigen aus Lohne, der mit Hilfe von VfL-Profis zwei Spiele aus der vergangenen Saison manipuliert haben soll. Bei den Partien soll es sich um die Auswärtsspiele der Osnabrücker beim FC Augsburg (0:3) am 17. April 2009 und beim 1. FC Nürnberg (0:2) am 13. Mai 2009 handeln.

Weder zu diesen Vorwürfen noch zu dem Freundschaftsspiel zwischen dem SSV Ulm und Fenerbahce Istanbul (0:5), das in der "Süddeutschen Zeitung" (Freitagausgabe) mit dem Wettskandal in Verbindung gebracht wurde, machte die Staatsanwaltschaft Angaben.

UEFA: "Größter Betrugsskandal in Europa"

Anwesend war auch Peter Limacher, der Leiter der der Disziplinarabteilung bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA). Angesichts der Dimensionen sprach der Schweizer vom "größten Betrugsskandal, den es im eurpäischen Fußball bisher gegeben hat".

Da Spiele der aktuellen Europapokalsaison betroffen sind, sind Konsequenzen für den laufenden Spielbetrieb möglich. "Wir müssen erst die Täter ermitteln, dann können wir sagen, welche Konsequenzen es gibt", sagte Limacher.

Limacher bedankte sich bei der Staatsanwaltschaft und der Polizei Bochums für die geleistete Arbeit. "Andererseits sind wir aber auch zutiefst betroffen vom Ausmaß abgesprochener Spielmanipulationen internationaler Banden", erklärte er.

Anders als die UEFA waren der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga( DFL) bis zur Pressekonferenz nicht in den Stand der Ermittlungen eingeweiht. Auch die UEFA gab den nationalen Verbänden keine Hinweise. "Wir haben lange überlegt, ob wir mit dem DFB Kontakt aufnehmen. Da die Tätergruppe aber europaweit agiert, war es am effektivsten, mit der UEFA zusammenzuarbeiten. So konnten wir dann, wenn nötig, auf die Nationalverbände zugreifen", erklärte der Leitende Ermittlungsbeamte, Andreas Bachmann.

In Deutschland machte im Jahr 2005 der Wettskandal um den ehemaligen Schiedsrichter Robert Hoyzer von sich reden. Der Berliner hatte mit Hilfe von kroatischen Wettpaten Einfluss auf mehrere Partien genommen. Nutznießer waren vor allem ein Berliner Wettbüro und er selbst. Hoyzer gestand und wurde wegen der Manipulation von Fußball-Spielen und Beihilfe zum Betrug zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten auf Bewährung verurteilt. Wegen guter Führung wurde er im Sommer 2008 vorzeitig entlassen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sperrte Hoyzer lebenslang.