Bundesliga

Sargents Traumdebüt und ein Wink an Sahin

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Sargents Traumdebüt und ein Wink an Sahin

Joshua Sargent (Nummer 19) erlebte ein Bundesligadebüt nach Maß.

Joshua Sargent (Nummer 19) erlebte ein Bundesligadebüt nach Maß. imago

Möhwald traf zur frühen 1:0-Führung. Keine Rolle spielte ausgerechnet in diesem Schlüsselspiel dagegen Nuri Sahin, was angesichts seiner eigenen Ambitionen und der allgemeinen Erwartungen an den Ex-Dortmunder schon bemerkenswert war.

Möhwald nutzt seine Chance

Kevin Möhwald: 55 Minuten verteilt auf fünf Einsätze, so lautete die bisherige Saisonbilanz des 25-Jährigen vor Freitagabend. Nun durfte der Mittelfeldallrounder, im Sommer ablösefrei aus Nürnberg verpflichtet, erstmals von Beginn an ran, rechtfertigte das Vertrauen prompt. Sein Knaller von kurz vor der Strafraumgrenze war das spektakulärste Tor des Abends. Auch darüberhinaus überzeugte Möhwald mit Lauf- und Spielfreude auf der Achterposition. "In der Vorbereitung auf Düsseldorf war für uns früh klar, dass Kevin eine Rolle spielt", erklärte Coach Kohfeldt anschließend. "Wir hatten im Kopf, dass bei einem tiefstehenden Gegner Fernschüsse ein wichtiges Mittel sein würden. Und das ist eine Spezialität von Kevin, die er in Nürnberg schon desöfteren gezeigt hat."

Spielersteckbrief Möhwald
Möhwald

Möhwald Kevin

Spielersteckbrief Sargent
Sargent

Sargent Josh

Spielersteckbrief Sahin
Sahin

Sahin Nuri

Trainersteckbrief Kohfeldt
Kohfeldt

Kohfeldt Florian

Fazit: Möhwald, der bislang zwar stets für seine Trainingsleistungen und Einstellung gelobt wurde, aber dennoch eher als fünftes Rad am Wagen erschien, hat seit Sommer offensichtlich einen großen Schritt in Richtung Erstliga-Niveau gemacht. Ab sofort darf er sich trotz namhafter Konkurrenz als echte Alternative im Mittelfeld fühlen.

Sahin muss sich steigern

Nuri Sahin: Die Begründung des Trainers pro Möhwald war nach dieser Partie natürlich unangreifbar. Und wie selbstverständlich betonte Kohfeldt auch anschließend: "Nuri ist und bleibt bei uns ein Führungsspieler. Dass er diesmal nicht gespielt hat, ändert an seiner Rolle und an seinem Status gar nichts. Als unser Kader Ende August komplett war, hatten wir eine Besprechung mit 22 Spielern. Da habe ich gesagt: Ich traue jedem Einzelnen hier im Raum vorbehaltlos die Bundesliga zu. Genauso kann aber eben auch nahezu jeder mal auf der Bank oder der Tribüne sitzen." Zu dieser Gruppe zählt nun mal auch Sahin. Dennoch bleibt festzuhalten: Dass Kohfeldt lieber Youngster Maxi Eggestein von der Acht auf die Sechs beorderte als Routinier Sahin auf dessen angestammter Position zu vertrauen, spricht ganz gewiss nicht für den 52-maligen türkischen Nationalspieler. Dessen Defizite in puncto Dynamik und Robustheit müssen wohl – entgegen allen öffentlichen Aussagen – auch dem Coach ins Auge gefallen sein. Ebenso wie Sahins beim letzten Auftritt gegen die Bayern oft larmoyante Körpersprache.

Fazit: Sahin muss sich steigern. Oder seine persönlichen Ansprüche, mehr als ein Reservist zu sein, anpassen. Der Bankplatz am Freitag war ein Wink mit dem Zaunpfahl.

Traumeinstand für Sargent

Josh Sargent: Der 18-Jährige US-Boy traf mit dem ersten Ballkontakt per Kopf zum 3:1. Ein Traumeinstand für den Teenager beim Kaderdebüt. "Anfängerglück", twitterte Sargent anschließend auf Englisch. Mit den Reportern durfte der Mittelstürmer-Typ, in seiner Heimat immerhin bereits A-Nationalspieler, noch nicht sprechen. "In dem Jungen ist so viel drin, das will ich ihm noch nicht zumuten", erklärte Kohfeldt. Der Fußballlehrer will den öffentlichen Druck auf Sargent möglichst gering halten, nachdem dieser von Werder einst als "eines der weltweit größten Talente seines Jahrgangs" angepriesen wurde. Schon das war Kohfeldt, damals noch nicht als Cheftrainer in der Verantwortung, ein Dorn im Auge. Aus verständlichen Gründen. Im Nachwuchsbereich profitierte Sargent nicht zuletzt von seiner Physis, ein "Supertalent" nach globalen Maßstäben ist er mit ziemlicher Sicherheit nicht. Aber sehr wohl ein veranlagter Nachwuchsmann, der für Werder in der Bundesliga zum Leistungsträger reifen kann. "Er hat ein Tor gemacht, aber daneben gab es auch noch einige Aktionen, die nicht so gelungen waren", merkt Kohfeldt an. Er will Sargent gewiss nicht künstlich kleinhalten - aber die Erwartungen an den jugendlichen Hoffnungsträger in einem realistischen Maß.

Fazit: Werder hat in Sargent einen abschlussstarken Joker mehr. Bis zum Durchbruch auf Bundesliganiveau hat er aber noch einige Schritte vor sich.

Thiemo Müller

Bilder zur Partie Werder Bremen - Fortuna Düsseldorf