Bundesliga

Sahins emotionales Plädoyer für Götze: "Bei vier Spielern war ich baff..."

Ex-Dortmunder kritisiert Fußballexperten

Sahins emotionales Plädoyer für Götze: "Bei vier Spielern war ich baff..."

Spielten jahrelang zusammen: Nuri Sahin (l.) und Mario Götze, hier beim Meister-Bankett 2011.

Spielten jahrelang zusammen: Nuri Sahin (l.) und Mario Götze, hier beim Meister-Bankett 2011. imago

Mario Götzes erstes Profitraining bei Borussia Dortmund liegt inzwischen rund zehn Jahre zurück, doch Nuri Sahin erinnert sich noch an alle Details. "Mario", sagte der langjährige Dortmunder im Gespräch mit "Eurosport", "kam mit 16 Jahren zu uns. Im ersten Training, das weiß ich noch ganz genau, weil ich neben Jürgen Klopp stand, haben wir Vier-gegen-Vier gespielt, und der Junge hat keinen Zweikampf geführt, aber auch keinen Ball verloren und seine Mannschaft hat immer gewonnen."

Und "da habe ich zu Jürgen gesagt: Trainer, was ist das? Ich habe sowas noch nie gesehen." Nur bei vier Spielern "bin ich in meiner Karriere baff" gewesen, betont Sahin: "Götze, Reus, di Maria und Marcelo. Da habe ich - vom Talent her - vom ersten Moment an wow gesagt."

Spielersteckbrief M. Götze
M. Götze

Götze Mario

Spielersteckbrief Sahin
Sahin

Sahin Nuri

Weil das schon lange niemand mehr über Götze gesagt hat, vergeht kaum ein Tag ohne eine neue Schlagzeile über ihn. Ex-Kollegen raten zu einem Wechsel, TV-Experten lassen sich über seine Psyche aus - und weil es Götze derzeit nicht in den Kader des BVB schafft, kann er die Kritikerschar auch nicht verstummen lassen.

Wenn Mario Götze irgendeinem Kritiker seine Autogrammkarte vorlegt, dann kann der Kritiker nichts mehr sagen. Tut mir leid, aber das ist Fakt.

Nuri Sahin

Sahin findet die anhaltende öffentliche Diskussion "extrem unfair". Am Tag des WM-Finals 2014 habe es angefangen, glaubt er: "dass alles nur noch entweder saustark oder sauschlecht war, schwarz oder weiß". "Ich weiß, dass die Gazetten sich besser verkaufen, wenn Mario auf der Titelseite ist. Aber man muss aufhören, die ganze Zeit über Mario Götze zu reden, denn es tut dem Jungen nicht gut", fordert Sahin, was unlängst auch schon Marco Reus tat: "Man sollte ihn in Ruhe und einfach machen lassen."

Er findet: "Es sind ja Fußballexperten, die darüber reden. Diejenigen, die selbst eine Karriere durchgemacht haben, die wissen, was es bedeutet. Dass die dann auch noch draufhauen, das kann ich nicht verstehen." Sie müssten "Rücksicht nehmen" - und damit meine er keinen "Freifahrtschein" für Götze: "Er soll einfach so bewertet werden wie Spieler XY auch. Das wäre schon einmal eine Basis."

Nicht jeder Spieler sei nun mal ein Michael Ballack, sagt Sahin

Denn eines steht für Sahin fest: "Wenn Mario Götze irgendeinem Kritiker seine Autogrammkarte vorlegt, dann kann der Kritiker nichts mehr sagen. Tut mir leid, aber das ist Fakt. Mario ist Jahrgang 1992, er ist 26 Jahre alt. Was dieser Junge geleistet hat, ist unglaublich."

Dass er momentan "sportlich ein bisschen hinterherhängt", sei "absolut menschlich", erinnert Sahin. "Jeder hat diese Phase doch schon durchgemacht. Wenn wir jeden Tag über Mario reden, wie soll er dann so schnell seinen Weg wiederfinden? Und er wird seinen Weg wiederfinden, da bin ich mir sicher." Aber "immer die Lupe auf Mario zu halten, das bringt niemandem was, denn er denkt ja auch nach". Denn nicht jeder sei ein Michael Ballack, eine große Persönlichkeit, die einfach sage: "Was willst du, komm her!" Das müsse man einfach akzeptieren.

jpe

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