Als es Zeit war, Sanchez oder Özil einzuwechseln, musste Arsene Wenger feststellen: Sie waren ja gar nicht dabei. Mit einer klassischen B-Elf hatte er Arsenal am Sonntag in der 3. FA-Cup-Runde beim Zweitliga-14. Nottingham Forest antreten lassen, seine Stars aber nicht einmal auf die Bank gesetzt. Und so kamen eben, als der Titelverteidiger im zweiten Durchgang vor dem Aus stand, Nketiah und Akpom.
Mit 2:4 scheiterte Arsenal am Ende , Wenger konnte das alles nur hilflos von oben mit ansehen: Nach seiner Schiedsrichterkritik unlängst musste er Teil eins seiner Drei-Spiele-Sperre auf der Tribüne neben Jens Lehmann absitzen. Noch nie scheiterte Wenger in 22 Jahren Arsenal schon so früh, erstmals seit 1908 (!) traf ein unterklassiges Team viermal gegen die Gunners. Es war eine historische Blamage.
FA Cup England - 3. Runde
Spielersteckbrief Mertesacker
Erster Doppelpack! Lichaj wird zum Forest-Helden
Von Beginn an hatte Nottingham, der zweimalige Sieger des Europapokals der Landesmeister (1979, 1980), deutlich weniger Spielanteile, aber deutlich mehr Chancen verzeichnet. Lichajs 1:0 - er köpfte einen cleveren Freistoß von nahe der Torauslinie vor Ersatzkeeper Ospina über die Linie (20.) - konterte Arsenal noch schnell: Mertesacker staubte ab, nachdem Holding einen von Youngster Nelson ergaunerten Freistoß an den Pfosten geköpft hatte (23.). Sein zehntes Tor für Arsenal, sein erstes mit dem Fuß!
Meine Frau hat gesagt, wenn ich dieses Jahr einen Dreierpack schieße, bekomme ich einen Hund. Deshalb habe ich noch versucht, einen der Elfmeter zu schießen. David Vaughan hat mir dann höflich gesagt, dass ich verschwinden soll.
Doppeltorschütze Eric Lichaj
Doch Lichaj, eigentlich Rechtsverteidiger, hatte noch mehr zu bieten: Nachdem Teamkollege Brereton das 2:1 noch leichtfertig liegengelassen hatte (32.), versenkte der 29-jährige US-Amerikaner, der noch nie einen Doppelpack im englischen Profifußball hinbekommen hatte, nach Holdings schlechter Kopfballabwehr einen 16-Meter-Volleyschuss im Winkel (44.). Arsenals neu formierte Defensive um Mertesacker war an diesem frühen Abend schnell überfordert, auch vorne fehlte die Abstimmung. Satte neun Startelfänderungen hatte Wenger vorgenommen.
Ungewöhnliche Diskussionen um das 4:2
Nach der Pause patzte Holding erneut, ließ sich im Strafraum von Cash den Ball stibitzen und foulte ihn dann. Brereton verwandelte den klaren Elfmeter zum 3:1 souverän (64.). Die Vorentscheidung! Zwar ließ der sonst umsichtige Forest-Keeper Smith plötzlich einen langen Ball aus den Händen gleiten und Welbeck deshalb zum 2:3 abstauben (79.), dramatisch wurde es aber nicht mehr: Debuchy foulte Traoré, und diesmal versenkte Dowell den Strafstoß zum 4:2 (85.). Allerdings hätte der Treffer wohl nicht zählen dürfen, weil der Torschütze ausgerutscht war und sich deswegen selbst angeschossen hatte. Arsenals Proteste brachten aber nichts außer mehrerer Gelber Karten.
Worralls Ampelkarte (89.) ging dann fast schon im allgemeinen Jubel unter: Ein Zweitligist, der in den letzten drei Partien torlos geblieben war und seit Silvester einen neuen Trainer sucht, schießt den Titelverteidiger verdient mit einem Viererpack aus dem Wettbewerb. Auf Wenger, der mit Arsenal als Liga-Sechster erneut die Champions League zu verpassen droht, warten mal wieder unangenehme Fragen.
Kanes Doppelschlag bringt die Spurs in die Spur
Arsenals Erzrivale Tottenham hatte seine Aufgabe am Nachmittag dagegen letztlich souverän gelöst - weil Trainer Mauricio Pochettino bei aller Rotiererei nicht auf Torjäger Kane verzichtet hatte: Mit einem Doppelschlag (64./66.) legte der amtierende Torschützenkönig (2016 und 2017) den Grundstein zum etwas zähen, aber verdienten 3:0-Sieg gegen den von Fans geführten Drittligisten AFC Wimbledon. Vertonghen traf mit einem abgefälschten Distanzschuss zum Endstand (71.). Allerdings hatten die Spurs auch Glück, dass Keeper Vorm Abdous Abschluss noch an die Latte gelenkt hatte (29.).
