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Barças undankbarer Gang - Atletico im Hexenkessel

Vorschau: Real bekommt Besuch aus Bilbao

Barças undankbarer Gang - Atletico im Hexenkessel

Hofft in Valencia auf himmlischen Beistand: Lionel Messi.

Hofft in Valencia auf himmlischen Beistand: Lionel Messi. Getty Images

Messi und die Frage: "König" oder "Gott"?

Am Samstag (16.15 Uhr) muss Barça sie wieder einmal antreten, diese undankbare und lästige Auswärtsreise zum FC Valencia. Fünf der vergangenen acht Ligaspiele bei den Fledermäusen endeten nur remis, seine drei Siege fuhr Barça jeweils nur knapp mit einem Tor Vorsprung ein. Einen Punktverlust darf sich der Tabellenvierte dieses Mal allerdings nicht erlauben, sonst könnte der Kontakt zur Spitze abreißen.

Angst und bange sollte es Barcelona trotzdem nicht werden - sie haben schließlich Messi. Der Argentinier schoss beim 4:0 in der Königsklasse kurzerhand Manchester City um Ex-Coach Pep Guardiola ab, erzielte seinen zweiten Dreierpack in der laufenden Champions-League-Saison und überließ obendrein Teamkollege Neymar, der seinen Kontrakt drei Tage nach dem Spiel bis 2021 verlängerte, einen Strafstoß. "Was man von Messi erwarten kann? Das hier. Die totale Interpretation des Fußballs", analysierte Trainer Luis Enrique sachlich. Für Jubelstürme waren traditionell die Gazetten zuständig: Als "König des Hattrick" betitelte ihn die "Marca", die "Sport" legt noch einen drauf und verglich ihn sogar mit dem höchsten aller Wesen: "Mein Gott". Außerdem wäre da noch Luis Suarez, unter der Woche immerhin als bester europäischer Liga-Torschütze der vergangenen Saison mit dem "Goldenen Schuh" ausgezeichnet.

Bei aller Herrlichkeit um Messi trübten zwei Verletzungen das Bild des Abends: Jordi Alba (Oberschenkelzerrung) und Gerard Piqué (Knöchelverletzung) erwischte es noch vor der Pause so schlimm, dass beide frühzeitig raus mussten. In den kommenden vier Spielen müssen beide aller Voraussicht nach mit der Rolle als Zuschauer vorliebnehmen. Für Coach Enrique bedeutet das, die halbe Abwehr umkrempeln zu müssen. Das französische Duo Lucas Digne und Jeremy Mathieu, das beide schon gegen City vertrat, steht in den Startlöchern.

Eine besondere Atmosphäre erwartet derweil Paco Alcacer. Der Angreifer der Blaugrana wurde praktisch im Valencia-Trikot geboren, durchlief sämtliche Jugendabteilungen der "Che" und avancierte im Profibereich zum Torjäger, Kapitän und Publikumsliebling - bis zu seinem Abgang im Sommer in Richtung Barcelona, dem ihn die Anhänger bis heute nicht verzeihen. In Valencia wurde #PipesPaAlcacer ("Pipas für Alcacer") zügig zum Twitter-Trend. Pipas sind getrocknete Sonnenblumenkerne, ein in Spanien äußerst beliebter Snack unter Zuschauern. Damit brachten die Valencianos auf launige Art und Weise ihr Unverständnis über den Wechsel zum Ausdruck. Sie konnten schlichtweg nicht verstehen, weshalb sich ihr "Held" lieber hinter dem gefürchteten Dreizack "MSN" auf die Bank setzen möchte, als bei seinem Heimatverein Stammspieler zu sein.

Nasri und Ferreira-Carrasco: Plötzlich Torjäger

Die ungewohnte Rolle des Gejagten nimmt derzeit Atletico Madrid ein. Einer der Jäger: der FC Sevilla, der nur einen Zähler hinter dem Tabellenführer lauert. Ob die traditionell heimstarken Andalusier, die auch unter dem neuen Trainer Jorge Sampaoli zuhause eine Macht sind (fünf Pflichtspiele, fünf Siege), die Colchoneros im direkten Duell am Sonntag (16.15 Uhr) als erstes Team in dieser Spielzeit schlagen können?

Hierfür benötigen die Sevillistas einen ähnlich starken Samir Nasri wie beim 1:0-Erfolg bei Dinamo Zagreb. "Nasri regiert schon in Nervión", jubelte die ansässige "Estadio Deportivo". Weniger aufgrund seines Siegtreffers, mehr wegen seiner enormen Präsenz auf dem Platz: 158 Pässe spielte der Franzose in 90 Minuten - mehr schaffte nur Barcelonas Ballmagnet Xavi zu seinen besten Zeiten. Überhaupt präsentiert sich der von Guardiola noch als übergewichtig eingestufte Franzose seit seiner Ankunft in Südspanien wie ausgewechselt, übernimmt als zentraler Mann im Spielaufbau jede Menge Verantwortung und präsentiert sich abschlussstark: Schon jetzt erzielte Nasri mehr Tore in Pflichtspielen für Sevilla als in der gesamten Vorsaison.

Samir Nasri (li.) und Yannick Ferreira-Carrasco

In bestechender Form: Sevillas Samir Nasri (li.) und Atleticos Yannick Ferreira-Carrasco. imago

Noch rasanter stieg zuletzt die Formkurve von Atleticos Yannick Ferreira-Carrasco an: In den vergangenen vier Spielen knipste der Belgier fünfmal und damit genauso häufig wie in den 50 Pflichtspielen für den Hauptstadtklub zuvor. Die starken Leistungen belohnten die Rojiblancos mit einem neuen Kontrakt für den dribbelstarken Flügelspieler bis 2022. Er entdeckt seine Vollstreckerqualitäten im Übrigen just in der Phase, in der sich der zuletzt zweimal torlose Knipser Antoine Griezmann (sechs Ligatore) eine kurze Auszeit gönnt. Das Erfolgsrezept bleibt beim Team von Trainer Diego Simeone aber der mannschaftliche Zusammenhalt - und der brachte Atletico acht Siege in den vergangenen neun Spielen ein (ein Unentschieden).

Real ist mehr als "BBC" - Bilbaos Glücksbringer Valverde?

So weit ist Stadtrivale Real noch lange nicht. Immerhin beendeten die Königlichen durch ein 6:1 bei Real Betis und ein 5:1 gegen Legia Warschau in der Königsklasse zuletzt ihre Unentschieden-Serie von vier Partien. Gegen Athletic Bilbao wollen Ronaldo & Co. zum Spieltagsabschluss am Sonntag (20.45 Uhr) nachlegen. Doch Vorsicht vor den Basken: Der Sechstplatzierte reist mit schon fünf Saisonsiegen im Gepäck und einer dementsprechend breiten Brust in die Hauptstadt. So stark startete Athletic letztmals unter einem gewissen Jupp Heynckes vor 24 Jahren in La Liga, wohingegen der Auftritt der Leones beim jüngsten 0:2 in Genk in der Europa League Fragen aufwerfen ließ. Der letzte Sieg im Bernabeu gelang Bilbao übrigens 2005 (2:0). Trainer damals wie heute: Ernesto Valverde.

Formstärke hin oder her, die Rollenverteilung ist trotzdem klar. Obwohl Reals gefährliches Dreigestirn "BBC" zuletzt nicht so knipste, wie man es von ihm kennt. Zwar produzierten die Blancos in den vergangenen beiden Partien satte elf Treffer, nur drei davon gingen jedoch auf das Konto des Sturmgespanns (jeweils ein Tor). Dafür erfuhr Trainer Zinedine Zidane, dass er sich auf seine zweite Reihe verlassen kann: Ob Álvaro Morata, Isco, Marco Asensio oder Lucas Vazquez - sie alle nutzten ihre Chance.

Personell muss Zidane weiter im Mittelfeld improvisieren, da mit Casemiro und Luka Modric ein wichtiges Duo für das Gleichgewicht zwischen Defensive und Offensive nicht zur Verfügung steht. In die etwas defensivere Rolle schlüpfte deshalb Nationalspieler Toni Kroos. Auch der Weltmeister begrüßte in dieser Woche einen Akteur auf Platz, den wohl die wenigsten noch auf dem Zettel haben: Fabio Coentrao, der sich während seines Leih-Engagements beim AS Monaco verletzte, kehrte nach 203 Tagen Abstinenz zurück und nahm erstmals wieder am Mannschaftstraining teil.

mam