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Pogba-Berater Raiola: Es begann in einer Pizzeria

Porträt des Strippenziehers

Pogba-Berater Raiola: Es begann in einer Pizzeria

Einer der mächtigsten Spielerberater der Fußballbranche: Carmine "Mino" Raiola.

Einer der mächtigsten Spielerberater der Fußballbranche: Carmine "Mino" Raiola. imago

Mindestens 20 Millionen Euro Prämie will Raiola für den Abschluss des Pogba-Deals einstreichen. United soll die Summe komplett übernehmen, sträubt sich aber noch ein wenig. Am Ende wird der 48-Jährige, der sich nur selten in der Öffentlichkeit zeigt, aber wohl wie so oft doch seinen Willen - und sein Geld - bekommen.

Der Geschäftssinn von Carmine "Mino" Raiola ist legendär, seine Methoden bisweilen allerdings dubios, unorthodox und umstritten. Zuletzt musste auch Borussia Dortmund Bekanntschaft mit den Verhandlungsmethoden des Niederländers mit italienischen Wurzeln machen .

Spielersteckbrief Ibrahimovic
Ibrahimovic

Ibrahimovic Zlatan

Spielersteckbrief Pogba
Pogba

Pogba Paul

Spielersteckbrief Mkhitaryan
Mkhitaryan

Mkhitaryan Henrikh

Spielersteckbrief Balotelli
Balotelli

Balotelli Mario

Beim englischen Rekordmeister hatte Raiola zuvor auch seinen größten "Goldesel" untergebracht: Zlatan Ibrahimovic. Der mächtige Berater ist mit zehn Prozent an allen Einnahmen des schwedischen Stürmerstars beteiligt. An den zahlreichen Wechseln des Schweden, für den in seiner Karriere insgesamt fast 170 Millionen Euro an Ablösesummen gezahlt wurden, verdiente sich Raiola eine goldene Nase. Der Transfer des Stürmerstars nach Manchester verlief zwar ablösefrei, das Handgeld dürfte dennoch üppig ausgefallen sein. Zu Raiolas Klienten gehört unter anderem auch der ebenfalls nicht gerade für seine Vereinstreue bekannte Mario Balotelli.

Es begann in einer Pizzeria in Haarlem

Doch wer ist dieser Raiola? Sein Handwerk lernte der gebürtige Süditaliener, dessen Eltern in die Niederlande auswanderten, als er ein Jahr alt war, im "Palladium Restaurant", der Pizzeria seines Vaters im niederländischen Haarlem, wo einst die Stars von Ajax Amsterdam regelmäßig verkehrten. Das brachte Raiola den etwas despektierlich gemeinten Spitznamen "Il pizzaiolo" ein, der Pizzabäcker. Eine Pizza habe er selbst aber nie gemacht, beteuert Raiola bis heute gerne.

Die Kontakte, die er im "Palladium" zu den Profis knüpfte, waren der Grundstein für seinen Aufstieg als Berater. 1993 wickelte er den Transfer von Bryan Roy von Ajax nach Foggia ab. Mit den Wechseln von Dennis Bergkamp zu Inter Mailand (1993) und EM-Star Pavel Nedved zu Lazio Rom (1996) gelang ihm endgültig der Durchbruch.

Zlatan Ibrahimovic und Adriano Galliani

Mal wieder gewechselt: Mino Raiola (r.) mit Schützling Zlatan Ibrahimovic (l.) und Milan-Vize Adriano Galliani. picture alliance

Acht Jahre nach dem Nedved-Transfer erzwang Raiola mit seinen gewohnten Methoden den Wechsel von Ajax-Talent Ibrahimovic zu Juventus Turin. Zwei Jahre später verfrachtete er ihn weiter zu Inter, machte den Schweden zum bestbezahlten Profi der Welt - und strich nebenbei fünf Millionen Euro Provision ein. Dabei hatte der Schwede ihn zunächst für einen "Spinner" gehalten, wie er in seiner Autobiographie schrieb. Wen wundert’s bei der Begrüßung: "Ich glaube, das Erste, was ich ihm sagte, war, er solle sich ins Knie fi**en", erinnerte sich Raiola mal ans Kennenlernen. So ist er der allgegenwärtige Berater: gerne beleidigend, vor allem gegen Kritiker.

Raiola beschmutzt unseren ganzen Berufsstand. Ich schäme mich, ein Kollege von ihm zu sein.

Berater Giacomo Petralito

Dass es die zuhauf gibt, versteht sich fast von selbst. Sein Schweizer Kollege Giacomo Petralito polterte einst: "Raiola beschmutzt unseren ganzen Berufsstand. Ich schäme mich, ein Kollege von ihm zu sein." Und auch bei den Klubs erfreut sich Raiola, der inzwischen in Monte Carlo lebt, naturgemäß keiner allzu großen Beliebtheit. "Ich kreiere den Markt, weil ich die Fähigkeiten habe", rühmte er sich einst.

Ferguson erinnert sich an 2012: "Wir waren wie Feuer und Wasser"

So spielte er wohl auch bei dem Transfer eine entscheidende Rolle, der den Rekordwechsel jetzt überhaupt erst ermöglicht: 2012 wollte Manchester United mit seinem talentierten Youngster Pogba verlängern, der von Trainerlegende Sir Alex Ferguson bis dahin noch nicht allzu viel Einsatzzeit erhalten hatte. Doch dann kam Raiola.

"Es gibt ein oder zwei Berater, die ich einfach nicht mag. Und er ist einer davon", schrieb Uniteds Trainerlegende Sir Alex Ferguson in seinem Buch "Leading": "Schon vom ersten Moment an habe ich ihm nicht vertraut. Unser erstes Treffen war ein Desaster, wir waren wie Feuer und Wasser. Er schmeichelte sich bei Paul und seiner Familie ein, und der Spieler unterschrieb bei Juventus."

Dort entwickelte sich der Franzose zu einem der besten und begehrtesten Mittelfeldspieler der Welt. United erhielt seinerzeit rund eine Million Euro Ausbildungsentschädigung - und holt seinen Ex-Schützling vier Jahre später wohl für 120 Millionen Euro zurück. Zahltag für Raiola, der diesen Sommer damit drei Schützlinge bei United untergebracht hätte. Sir Alex dürfte das ganz und gar nicht gefallen.

ski