Nationalelf

Blind glaubt an die "verbindende Kraft"

Niederländer kehren zur bewährten Fünferkette zurück

Blind glaubt an die "verbindende Kraft"

Will von Ergebnissen nichts wissen, braucht aber ein gutes Resultat: Oranje-Coach Danny Blind.

Will von Ergebnissen nichts wissen, braucht aber ein gutes Resultat: Oranje-Coach Danny Blind. imago

Klassiker für "Freiheit, Demokratie und Solidarität"

Von so etwas wie Vorfreude auf einen echten Fußball-Klassiker ist auch im holländischen Lager freilich nichts zu spüren. Zu frisch sind noch die schlimmen Bilder aus der Terror-Nacht. "Die Ereignisse haben einen tiefen Eindruck bei uns hinterlassen", gestand Blind auf der offiziellen Pressekonferenz. Und: "Man realisiert, dass es wichtigere Dinge gibt als Fußball." Um den Opfern in der französischen Hauptstadt zu Gedenken, legten die Niederländer auf dem Weg von Wales nach Hannover eine interne Schweigeminute ein.

Niederlande - Die letzten Spiele
Deutschland Deutschland (A)
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Schottland Schottland (H)
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Spielersteckbrief Robben
Robben

Robben Arjen

Spielersteckbrief Huntelaar
Huntelaar

Huntelaar Klaas Jan

Spielersteckbrief Dost
Dost

Dost Bas

Spielersteckbrief Sneijder
Sneijder

Sneijder Wesley

Nach dem 3:2 in Cardiff am Freitag, bei dem die beiden Bundesliga-Profis Robben (FC Bayern München) und Bas Dost (VfL Wolfsburg) die Tore besorgten, fiel es nicht ganz einfach, den Fokus auf das Duell gegen Deutschland zu richten. Dennoch: "Sport hat eine verbindende Kraft, die müssen wir gebrauchen", bezog Blind klar Stellung. Die 90 Minuten seien ein Zeichen im Kampf für "Freiheit, Demokratie und Solidarität".

Huntelaars Sorge um Sané

Wie stark die Betroffenheit der Niederländer wirklich war, beweist das Beispiel Klaas Jan Huntelaar. Der Schalker Kapitän nahm noch am Freitagabend Kontakt zu Leroy Sané auf, um sich über dessen Befinden zu erkundigen. "Wir bekommen es über die Medien mit, aber diese Jungs haben es in Wirklichkeit erlebt", erklärte Huntelaar sichtlich erschüttert.

Im Verein kämpfen sie Seite an Seite: Die beiden Schalker Klaas Jan Huntelaar (l.) und Leroy Sané.

Im Verein kämpfen sie Seite an Seite: Die beiden Schalker Klaas Jan Huntelaar (l.) und Leroy Sané. imago

Klar, dass an Begriffe wie Rivalität und Kampf am Dienstag nicht zu denken ist. "Der Sieg ist nicht wichtig, das Spiel steht allein im Zeichen der Einigkeit, nicht vor dem Terror zu weichen", stellte Blind weiter heraus: "Es ist ein Freundschaftsspiel, im wahrsten Sinne des Wortes." Und doch kann es sich der Bondscoach in seiner aktuellen Lage eigentlich nicht erlauben, das nächste enttäuschende Resultat mit in die Heimat zu tragen.

Robben: "Der Schmerz ist noch lange nicht weg"

Dafür sitzt der Stachel über das erstmalige Fehlen bei einer EM-Endrunde seit 32 (!) Jahren noch immer zu tief. "Der Schmerz ist noch lange nicht weg. Der bleibt mindestens bis zum Sommer", sagte etwa Robben. Dabei mithelfen, diesen vorerst zu lindern, kann der Kapitän der Elftal aber nicht. In Niedersachsen fehlt der Münchner Offensivmann im Aufgebot der Holländer, das war bereits vor der Länderspielreise in die deutsche Wahlheimat wegen Robbens zuletzt anhaltender Verletzungsprobleme mit Blind so abgesprochen.

Das System hat viel Beifall gefunden, darum sind wir zu ihm zurückgekehrt.

Hollands Routinier Wesley Sneijder über die Rückkehr zur Fünferkette

Die nötige Einstellung sollte Oranje aber auch ohne den etatmäßigen Spielführer nicht fehlen. "Wenn die Spieler morgen das Feld betreten, dann sind sie Fußballer, die noch immer eine gute Leistung zeigen und gewinnen wollen", erläuterte Blind. Taktische Gedanken fielen dem 54-Jährigen dieser Tage aber schwer: "Es fühlt sich nicht gut an, über Systeme oder die Aufstellung zu reden."

Dabei ist gerade die Debatte ums niederländische System seit dem Scheitern in der EM-Qualifikation neu entbrannt. Blind kehrte gegen Wales zur bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien bewährten Fünferkette zurück - und wurde prompt dafür belohnt. "Die missglückte EM-Quali war Anlass, um etwas zu verändern. Das System hat viel Beifall gefunden, darum sind wir zu ihm zurückgekehrt", führt Mittelfeldmotor Wesley Sneijder den simplen Grund aus. Ob sich das im letzten Länderspiel 2015 ebenfalls auszahlt, bleibt abzuwarten.

msc