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Perez verjagt Erfolgstrainer: Ancelotti muss gehen

Real entlässt erneut einen Trainer

Perez verjagt Erfolgstrainer: Ancelotti muss gehen

Nicht mehr bei Real: Carlo Ancelotti.

Nicht mehr bei Real: Carlo Ancelotti. imago

Nun also ist er weg. So schnell kann kaum ein Cristiano Ronaldo den Konter fahren, wie bei Real die Trainer wechseln. Mit Carlo Ancelotti ging der zwölfte Coach seit Beginn der 1. Ära von Florentino Perez. Erster in der Reihe: kein geringerer als der heutige Nationaltrainer Vicente del Bosque. Der hatte sogar zweimal die Champions League gewonnen. Nun musste Ancelotti auf das Wochenende genau ein Jahr nach dem erneuten Titelgewinn in der Champions League gehen, der zwölf Jahre, seit den del-Bosque-Zeiten ersehnten "Decima".

Dabei hatte Ancelotti im Winter noch von ganz oben gegrüßt, Real mit dem Sieg in der Klub-WM auch offiziell zum besten Team der Welt geführt. Es war die Krönung einer Siegesserie von damals 22 Erfolgen am Stück.

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Doch, auch das ist richtig: zuletzt war vieles nur noch Stückwerk bei den Madrilenen. Königlich kamen sie schon seit Monaten nicht mehr daher, teils war das Verletzungen und den vielen Pflichtspielen geschuldet. Doch nicht nur. Rotation war für Ancelotti lange Zeit ein Fremdwort, ein Kroos sprach schon im Winter Müdigkeit an, pausieren durfte er kaum einmal, seine Leistung und die Reals wurden dadurch kaum besser. Nur ein Beispiel. Oder Sergio Ramos. Der Final-Held von Lissabon 2014 war zuletzt nur ein Schatten seiner selbst. Der erfahrene Ancelotti hat es nicht geschafft, sein Team erfolgreich durch das Frühjahr zu führen.

Gegen Turin endete die Mission Titelverteidigung in der Königsklasse, es wäre ein historischer, weil noch nie dagewesener Erfolg gewesen. Was das internationale wie nationale Scheitern für Real noch schlimmer macht: Der Erzrivale Barcelona strahlt wie lange nicht und scheint – gefühlt zumindest - auf dem Weg zum Triple. Da braucht es in Madrid Opfer. Ancelotti eben, der schon vor einem Jahr der Entlassung nur mit dem Sieg in der Königsklasse entkam.

Nur: Die Spieler hatte der Italiener - anders als sein Vorgänger Mourinho – auf seiner Seite, weder hinterlässt er verbranntes Terrain noch ein zerrüttetes Team. Vielmehr trug er mit seiner stoisch-nüchternen Art maßgeblich zur Befriedung des Umfeldes bei – und war damit anders als sein Vorgänger bis zum letzten Tag ein perfekter Diplomat. Auch auf das kommt es bei den Königlichen ganz besonders an.

Dass er dieses Real auch wieder sportlich nach ganz oben gebracht hätte in seiner verbleibenden Amtszeit von einem Jahr, das wäre diesem ausgewiesenen Fachmann allemal zuzutrauen gewesen. Perez verjagt – wie vor zwölf Jahren – einen Erfolgstrainer. Danach war königlich damals jahrelang ad acta gelegt. Auch jetzt erschließt sich nicht, was dieser Wechsel soll. Und vor allem: wer es per se besser machen könnte.

Auf die Frage, welche neuen Impulse denn der Klub beim neuen Trainer finden will, Impulse, die Ancelotti laut Perez nicht mehr geben könne, sagte der Real-Präsident am Montagabend bezeichnend: "Ich weiß es nicht."

Jörg Wolfrum