kicker: Herr Pellegrino, wie oft dachten Sie in den vergangenen Tagen an diese Nacht und speziell an diesen Elfmeter?
Mauricio Pellegrino (40): Gerade jetzt kommt es wieder hoch. Aber vor allem deshalb, weil mich viele Leute darauf ansprechen.
kicker: Sie selbst denken sonst eher selten an jenen Abend?
Pellegrino: Wenn, dann aufgrund des langen Abstandes an Jahren eher positiv. Es war sportlich eine große Enttäuschung, absolut. Aber es ist auch eine gute Erinnerung, weil ich bei einem der größten Abende des FC Valencia dabei war.
kicker: Die mit dem von Oliver Kahn gegen Sie gehaltenen Elfmeter jedoch in der Niederlage endete.
Pellegrino: Aber nochmal: Es war eine sportliche, keine menschliche Niederlage. Daher habe ich auch gute Erinnerungen. Wir haben damals mit Valencia etwas geschafft, was der Klub nie erreicht hatte.
kicker: Bereits im Jahr 2000 war das Finale gegen Real Madrid 0:3 verloren worden. Wie groß war 2001 der Frust, erneut nur Zweiter zu sein?
Pellegrino: Groß, doch anders. Gegen Bayern waren wir viel näher dran. Da fehlten nur Kleinigkeiten.
kicker: Eine war Ihr Elfmeter?
Pellegrino: Ich schoss in meiner Karriere insgesamt drei, nur einmal traf ich nicht. Leider war es im Finale.
kicker: Sie sagten unlängst, dieser Abend sei die "größte Lehre meines Lebens gewesen." Warum?
Pellegrino: Weil ich mir vorwarf, Elfmeter nicht geübt zu haben.
kicker: Bekamen Sie mit, dass Kahn noch vor dem ganz großen Jubel mit Bayern zu Valencia-Keeper Canizares ging, und ihn tröstete?
Pellegrino: Das war eine sportliche, aber auch menschliche Geste, doch ehrlich: Als Verlierer hast du in so einem Moment nur mit deiner eigenen Traurigkeit zu tun.
kicker: Was, wenn Sie Ex-Bayern-Spieler wie Stefan Effenberg oder Oliver Kahn nun in München treffen sollten?
Pellegrino: Dann werde ich sie selbstverständlich ganz normal grüßen.
kicker: War die Niederlage damals die größte Ihrer Karriere?
Pellegrino: Sie war sehr hart, aber wie gesagt, längst ziehe ich das Positive daraus.
kicker: Vielleicht ja auch, wie man es überhaupt bis ins Finale schafft.
Pellegrino: So ähnlich. Damals hätte auch keiner gedacht, dass Valencia zweimal ins Finale kommt. Aber wir können uns das jetzt nicht vornehmen, wir müssen von Spiel zu Spiel denken. Erst wenn wir die Gruppe überstanden haben, können wir nach vorne blicken. Dann ist immer alles möglich. Unser Traum ist, so weit wie möglich zu kommen. Und dieser Traum beginnt mit dem Bayern-Spiel.
kicker: Auf was muss Ihr Team besonders achten, um in München zu bestehen?
Pellegrino: Wir müssen vorne die kleinsten Chancen nutzen und müssen in der Defensive hochkonzentriert agieren. Vor allem müssen wir das Ganze Spiel über den Rhythmus hoch halten.
kicker: Wäre ein Remis ein Erfolg?
Pellegrino: Wir brauchen viele Punkte, um weiterzukommen. Da weiß ich nicht, ob ein Punkt in München am Ende reicht.
kicker: Auf welche Spieler bei Bayern müssen Sie am meisten achten?
Pellegrino: Auf alle, Bayern hat sich mit Mandzukic und Javi Martinez zudem gut verstärkt, das hat das Potenzial noch mal vergrößert.
kicker: Ist Bayern Gruppenfavorit?
Pellegrino: So sagen es die Fakten. Bayern vereint Kraft und Qualität, startete mit drei Siegen in die Liga. Wir leisteten uns zuletzt beim 2:1 gegen Vigo manchen Lapsus. Aber Statistik entscheidet keine Spiele. Wir machen uns daher Hoffnungen.
Interview: Jörg Wolfrum
Pl. | Verein | Tore | Pkte. | |
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