Der Tabellen-13. gegen den -zweiten, das klang nach einer klaren Sache für Juventus Turin bei Udinese Calcio. Die ersten 30 Minuten verliefen aber dermaßen spektakulär, dass schnell klar wurde: Ein Allerwelts-Spiel wird das nicht.
Los ging die wilde Fahrt schon in der 8. Minute, und zwar mit einem Tor für den Außenseiter. Perica spielte Chiellini im Strafraum schwindlig und vollstreckte perfekt mit links zum 1:0. Auch Udines Samir gelang ein klasse Treffer. Der Linksverteidiger schraubte sich in die Höhe und wuchtete das Leder per Kopf ein. Dass er sich dabei auch noch bei Khedira aufstützte, blieb ungeahndet - denn Samir hatte sich scheinbar alle Mühe gegeben, ins eigene Tor zu treffen! Eine unfassbare Szene, die nicht nur für Udine-Fans schwer zu begreifen war (14.). Schon in der 20. Minute hatte Juve das Spiel komplett gedreht. Khedira köpfte nach feiner Flanke von Cuadrado zum 2:1 ein, die Alte Dame war wieder auf Kurs, zumal Higuain in der 23. Minute noch den Pfosten traf. Würde das Spiel nun seinen zu erwartenden Verlauf nehmen?
Nein. Denn in der 26. Minute wurde es wieder kurios im Stadio Friuli. Higuain legte quer auf Mandzukic, der von Ali Adnan von hinten bedrängt wurde. Elfmeter? Strittig. Adnan hingegen wollte eine Schwalbe gesehen haben (das war es definitiv nicht) und ging auf Mandzukic los. Der Schiedsrichter zeigte Adnan dafür zu Recht Gelb, Mandzukic eben wegen einer vermeintlichen Schwalbe zu Unrecht. Mandzukics abfällige Geste war verständlich, aber nun mal unangebracht. Der Referee zeigte ihm nochmal Gelb - und somit die Ampelkarte (26.).
In Überzahl machte Udine bis zur Pause Dampf. Zweimal musste Buffon gegen Jankto klären, jeweils war dem Abschluss eine Flanke von rechts vorausgegangen. Kurz nach Wiederanpfiff war aber auch Buffon machtlos. Nach einer Freistoßflanke von rechts spielte Juve auf Abseits, das ging gehörig daneben. Danilo stieg hoch, Chiellini monierte merkwürdigerweise auf Abseits, als der Ball noch in der Luft war. So konnte der Udine-Akteur vollkommen ungestört einköpfen. Nach kurzem Videostudium wegen der vermeintlichen Abseitsposition stand fest - 2:2.
Dreierpack! Khedira nimmt die Sache in die Hand
Doch auch die Alte Dame kann Standards, das zeigte sie schnell. Rugani traf nach Dybalas Freistoßflanke zur erneuten Führung in der 52. Minute - und nur sieben Minuten später schlug Khedira nochmal zu: Rugani beförderte Dybalas Hereingabe am langen Pfosten zurück in die Mitte, Khedira knallte das Leder volley ins Netz. Es war der erste Doppelpack des Weltmeisters seit Dezember 2008, damals im Stuttgarter Trikot gegen den FC Bayern.
Eine wilde Stunde war nun vorüber - und die hatte offenbar Kraft gekostet. Das Tempo nahm nun ab, Udine war das Bemühen aber nicht abzusprechen. Inzwischen hatten die Turiner jedoch ihre Defensivstärke wiedergefunden, der Triumph rückte näher. Und in der Schlussphase kam es nochmal knüppeldick für die Gastgeber: Khediras Schuss aus 15 Metern war durchaus haltbar, landete aber trotzdem in den Maschen - der erste Vereins-Dreierpack für den Weltmeister überhaupt war perfekt! In der Nachspielzeit traf der gerade eingewechselte Pjanic per abgefälschtem Weitschuss auch noch zum 6:2. Danach hatte der Schiedsrichter ein Einsehen und pfiff ab. Mann des Abends: natürlich Sami Khedira.