Ausgangspunkt ist ein Telefonat. Nationalcoach Petkovic rief Behrami am Montag an, um ihm mitzuteilen, dass er nicht mehr mit ihm plane. Das Gespräch soll nicht sehr lange gedauert haben. Wenige Stunden später nimmt der 33-jährige Behrami Stellung im Tessiner Fernsehsender RSI. "Ich dachte, es sei ein Höflichkeitsanruf", wird der seit kurzer Zeit mit dem Schweizer Ski-Star Lara Gut verheiratete Behrami im "Tagesanzeiger" zitiert. "Stattdessen war es ein Anruf, mit dem er mich vor die Tür der Nationalmannschaft setzen wollte."
"Ich habe die Einheit gefördert"
Behrami geht einen Schritt weiter und erhebt schwere Vorwürfe gegen den Verband. "Ich habe die Einheit gefördert, das Team sollte immer einig sein", führt Behrami aus. Doch bei der WM sei es stattdessen zur Spaltung gekommen. Stichwort: Doppeladler-Geste . Die Teamkollegen Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka, beide mit kosovoalbanischen Wurzeln, hatten in Russland Tore gefeiert, indem sie mit den Händen das albanische Nationalsymbol formten. Emotional geführte Diskussionen folgten in der Schweiz, Konsequenzen wurden gefordert.
Behramis Schlussfolgerung am Montagabend nach Petkovics Anruf: Die Ausbootung sei ein "sportpolitischer Entscheid von Entscheidungsträgern, die keine Ahnung vom Fußball (...) haben". Der Profi kritisiert konkret Generalsekretär Alex Miescher, der während der WM die Frage gestellt hatte, ob der Verband noch Doppelnationalitäten in der "Nati" wolle. Seither gilt das Verhältnis zwischen Spielern und Verbandsspitze als zerrüttet.
Petkovic widersprach den Vorwürfen des früheren HSV-Profis vehement: "Das ist allein meine Entscheidung, und die basiert auf sportlichen Kriterien. Mit Politik hat das null und nichts zu tun." Das Telefonat als Rauswurf zu interpretieren, sei falsch, war indes vom Verband zu hören. Petkovic wolle im Herbst bei Freundschaftsspielen und in der UEFA Nations League aber jungen Spielern Einsatzchancen geben. Endgültige Entscheidungen seien nicht gefallen, so die Mitteilung auf der Website des SFV. Alles nur ein Missverständnis also?
Gelson Fernandes tritt zurück
In jedem Fall nicht mehr für die Schweiz auflaufen wird Gelson Fernandes. Der Profi der Frankfurter Eintracht verkündete in einer Mitteilung seinen Rücktritt. "Es ist Zeit, den Platz den Spielern einer jüngeren Generation zu überlassen", ließ der 32-Jährige wissen, der seit 2007 67 Länderspiele absolviert hat. Wenn aufgrund von Verletzungen oder Sperren Personalnotstand herrschen sollte, wolle Gelson Fernandes jedoch aushelfen.
Offen ist derzeit noch, was mit anderen Nationalspielern der älteren Generation geschieht. Laut Medienberichten in der Schweiz sollen auch Blerim Dzemaili (32, FC Bologna), Johan Djourou (31, SPAL Ferrara, ehemals HSV und Hannover 96) und Kapitän Stephan Lichtsteiner (34, FC Arsenal) zu den "Aussortierten" zählen. Dzemaili hat sich laut "Tagesanzeiger" bis Freitag Bedenkzeit erbeten.