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"Call me Maurizio": Raucher Sarri stellt sich Chelsea vor - Neuer Trainer der Blues ist in London angekommen

Gianfranco Zola kehrt zu den Blues zurück

"Call me Maurizio": Raucher Sarri stellt sich Chelsea vor

Hat sich erstmals öffentlich für den FC Chelsea gezeigt: Trainer Maurizio Sarri.

Hat sich erstmals öffentlich für den FC Chelsea gezeigt: Trainer Maurizio Sarri. imago

Conte ist Geschichte , Sarri gehört die Zukunft: Der FC Chelsea hat die am Ende und trotz Meisterschaft 2017 wie FA-Cup-Sieg 2018 chaotische Phase mit dem ehemaligen Trainer hinter sich gelassen - und am Mittwoch den neuen Coach vorgestellt.

Mit einem ungewöhnlichen, aber sympathischen Auftritt hat sich der aus Neapel gekommene Sarri dabei den englischen Medien präsentiert und seinen Dienst aufgenommen. "Ich möchte, dass mich alle Maurizio nennen. Nur Maurizio", sagte der 59-jährige Italiener bei seiner Vorstellung in London auf die unvermeidliche Frage, ob er wie einst José Mourinho als "The Special One" tituliert werden wolle.

Trainersteckbrief Sarri
Sarri

Sarri Maurizio

Trainersteckbrief Conte
Conte

Conte Antonio

FC Chelsea - Vereinsdaten
FC Chelsea

Gründungsdatum

01.09.1905

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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SSC Neapel - Vereinsdaten
SSC Neapel

Gründungsdatum

01.08.1926

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Was der in Italien wegen seiner taktisch offensiv ausgerichteten und auch fürs neutrale Publikum sehr ansehnlichen Philosophie geschätzte Trainer außerdem zu sagen hatte, dürfte die Fans der Blues optimistisch für die kommende Premier-League-Saison gestimmt haben. "Ich will Spaß haben, das ist mein persönliches Ziel", so der Conte-Nachfolger über seine Ambitionen. "Wenigen Leuten gelingt dies. Ich hoffe, dass es mir gelingen wird. Es ist ein Spiel. Als Kinder wollten wir beim Spielen immer Spaß haben. Das Kind in uns sollte genährt werden."

Ich bin einer der wenigen Trainer, die vom Transfermarkt gelangweilt werden.

Maurizio Sarri, neuer Trainer des FC Chelsea

Dass die Aufgabe in einer Liga voller großer Klubs wie ManUnited, ManCity, Tottenham, Liverpool oder Arsenal nicht leicht werden und nicht nur mit Spaß zu lösen sein wird, ist dem Italiener aber auch klar. Es erwarte ihn eine "schwierige, aber faszinierende Herausforderung", sagt Sarri, der einen Vertrag bis 2021 unterschrieben hat. Der ehemalige Coach der SSC Neapel stellt außerdem klar, "dass ich mich eher als Trainer denn als Teammanager sehe. Ich bin einer der wenigen Trainer, die vom Transfermarkt gelangweilt werden. Interessiert mich nicht."

Maradona schimpft und gesteht hinterher: "Er ist genial!"

Dabei passt das Substantiv Langeweile eigentlich so gar nicht zur Geschichte Sarris. Denn der auch wegen seiner Zigarettensucht bekannte Coach, der rund 60 "Kippen" am Tag rauchen soll und auch mal mit einer Machinetta, also mit jener typischen Espressomaschine, mit der Italiener ihren starken Wachmacher brühen, gesehen wird, ist durchaus ein kleiner Exzentriker. Zum Beispiel am Seitenrand, wenn er gestikuliert. Zum Beispiel im Training, wenn er schimpft.

Der Sohn eines Stahlarbeiters und frühere Banker der Banca Monte dei Paschi di Siena lässt sich nicht gern verbiegen, seine Methoden sind unkonventionell. Er pfeift regelrecht drauf, was andere von ihm halten. So antwortet er 2015 auf eine Aussage von Napoli-Legende Diego Maradona, er sei der falsche für den süditalienischen Kult-Verein: "Diego kann sagen, was er will. Er wird immer mein Idol bleiben." Sagte er - und führte die Partenopei 2016 auf Rang 2, 2017 auf Rang 3 und 2018 wieder auf Rang 2. Maradona hinterher: "Sorry, ich habe mich getäuscht. Er ist genial!"

"Mister 33"

Maurizio Sarri

Will Spaß haben: Maurizio Sarri. imago

"Sarri ist ein absoluter Perfektionist", sagen derweil Wegbegleiter wie Neapels Verteidiger Kalidou Koulibaly. "Er ist besessen von der letzten Abwehrlinie, wenn da einer nicht richtig steht, stoppt er das ganze Spiel." Und dann wird es laut. Denn Sarri, als Spieler laut eigener Aussage arg limitiert, will zwar Spaß auf dem Feld sehen - allerdings hart erarbeiteten Spaß. Das hat er gelernt in seiner langen und durchaus steinigen "Ausbildung". Denn Sarri absolvierte harte Lehrjahre in den unteren italienischen Ligen, vornehmlich in der Toskana.

Dort, im italienischen Fußball-Niemandsland, erwirbt er sich über die Jahre den Spitznamen "Mister 33", weil er seinen Teams angeblich mindestens 33 verschiedene Standardsituationen einbläut. Kurzum: Sarri ist ein akribischer Taktiker, Allüren sind ihm fremd.

Seinen Durchbruch, den Aufstieg in die Serie A, schafft er 2013/14 mit dem FC Empoli. Es folgt Napoli - und Chelsea jetzt ist bereits sein 19. Klub seit 1990.

Sarri schätzt Hazard

Zu guter Letzt hat Sarri aber dann doch noch etwas über die anstehende heiße Phase auf dem Transfermarkt zu sagen. Er will seine umworbenen Stars wie Eden Hazard , Thibaut Courtois, Willian oder N'Golo Kanté halten. "Das will jeder Trainer, jeder Klub. Aber wir müssen sehen, wie sich der Transfermarkt entwickelt." Konkret zu Hazard erklärt Sarri, der am Mittwoch alle Fragen in seiner Muttersprache beantwortet: "Er ist einer der zwei, drei besten Spieler in Europa. Ich hoffe, dass ich ihn besser machen kann, aber das wird schwierig, weil er bereits auf einem sehr hohen Niveau ist." Oder eben bald bei Real Madrid verweilt.

Zola kehrt an die Stamford Bridge zurück

Unterstützung erhält Sarri von einem Landsmann, der in Chelsea zugleich ein alter Bekannter ist. Gianfranco Zola kehrt an die Stamford Bridge zurück - und das als Co-Trainer. Zwischen 1996 und 2003 spielte der Italiener bei den Blues und gewann mit diesen zweimal den FA-Cup, einmal den League Cup sowie den Europapokal der Pokalsieger. "Für mich ist das großartig", wird der mittlerweile 52-Jährige von der BBC zitiert.

mag

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