Bundesliga

Hannovers Sturmflaute: Martin Harnik in der Krise - Füllkrug, und wer sonst?

"Wir brauchen diese Präsenz" - Füllkrug, und wer sonst?

Hannovers Sturmflaute: Harnik in der Krise

Martin Harnik agiert bemüht - zu erfolgreichen Abschlüssen kommt er derzeit nicht.

Martin Harnik agiert bemüht - zu erfolgreichen Abschlüssen kommt er derzeit nicht. imago

Fast symptomatisch für die aktuelle Situation war sie, jene Szene in der zweiten Halbzeit. Da hatte sich Ihlas Bebou links einmal durchgearbeitet. Die maßgenaue, halbhohe Flanke hätte zentral in Niclas Füllkrug wohl auch einen passablen Abnehmer gefunden. Doch statt aufs Tor zielen zu können, musste sich der 96-Stürmer die Haare raufen: Unmittelbar vor seinem Ballkontakt hatte auch sein direkt vor ihm postierter Kollege Jonathas den Fuß nach dem Ball gestreckt – und letzteren unverwertbar für Füllkrug abgelenkt...

"Ein Stürmer sucht sich immer seinen Raum"

"Ein Stürmer sucht sich immer seinen Raum", erklärt Trainer André Breitenreiter, selbst einst Angreifer in der Bundesliga. "Dass die beiden dann ein, zweimal auf ähnlicher Position waren – okay, das passiert. Das kam doch unlängst auch bei den Bayern zwischen Wagner und Müller vor." Missverständnisse wie diese passieren. Zumal, wenn zwei Spieler länger nicht durchgehend miteinander auf dem Platz stehen konnten, was der langen Verletzung des Brasilianers geschuldet war. Grundsätzlich passen Füllkrug und Jonathas zueinander, glaubt Breitenreiter. "Im Hinspiel in Augsburg haben sie auch gut zusammengespielt! Das geht immer." Bei Hannovers damaligem 2:1-Sieg hatte Jonathas sogar einmal für den seinerzeitigen Doppeltorschützen Füllkrug aufgelegt.

Diesmal war Jonathas nach gut einer Stunde für Martin Harnik ins Spiel gekommen. "Wir wollten den Druck erhöhen", erklärte der 96-Coach seine Wechselentscheidung. "Wir brauchen die Präsenz. Jonathas hat jetzt wieder mehr Spielpraxis bekommen, die braucht er auch für seine Fitness."

Harnik - bemüht, doch ohne Möglichkeiten

Für den Neun-Millionen-Euro-Mann musste Martin Harnik vom Platz. Betrachter konnten zuvor fast mitfühlen, wie dieser sich bemüht hatte, gegen den FCA aber glücklos blieb und zu kaum einer gelungenen Aktion kam. "So haben wir es auch gesehen", bestätigte Breitenreiter. Steuert der 30-Jährige nach seinem sehr guten Saisonstart in eine handfeste Krise? So weit will der Trainer nicht gehen. "Martin hat sich in der letzten Woche in Frankfurt diesen Einsatz verdient, er hat sich dort in Schusspositionen gebracht und ist jemand, der in gefährlichen Räumen die Präsenz hat. Durch Laufwege, die sonst keiner nimmt. Da spielt er azyklisch." Gegen Augsburg habe Harnik leider nicht die Möglichkeiten bekommen, sei aber bemüht gewesen. "Wir wollten dann noch einen anderen Impuls setzen und hatten die Hoffnung, dass Jonathas besser in Position kommt." Dass er es noch nicht wieder tat, lenkt den Blick noch mehr auf die Sturmflaute, die den Aufsteiger derzeit begleitet. "Es fehlt auch ein wenig die Leichtigkeit, die uns lange ausgezeichnet hat", findet Breitenreiter. Gerade im Angriff ist das ein nicht unerheblicher Faktor. In der Rückrunde konnte sich aus der vordersten Reihe nur Füllkrug bisher auszeichnen: Dreimal gewinnbringend bei seinem Dreierpack gegen Mainz (3:2) sowie bei den Augsleichstreffern auf Schalke und in Hamburg (jeweils 1:1). Weitere Stürmertore? Fehlanzeige! Bei Harnik und Jonathas läuft es (noch) nicht wieder rund.

Michael Richter