kicker

Barça im kicker-Check: Neymar und die große Leere

Viele Baustellen bei den Katalanen - Suarez verletzt

Barça im kicker-Check: Neymar und die große Leere

Nicht mehr auf Sendung: "MSN" ist beim FC Barcelona Geschichte.

Nicht mehr auf Sendung: "MSN" ist beim FC Barcelona Geschichte. imago

"Vermissen sie Neymar? Ich frage ja nur." Was Kevin-Prince Boateng nach dem nachdenklich stimmenden 1:3 gegen Real Madrid in der Supercopa in Richtung Barcelona twitterte, das fragte sich so mancher in der großen, weiten Fußballwelt. Auch das Rückspiel im Bernabeu (0:2) bot keinen Anlass zur Hoffnung . Gehört Barça ohne den Brasilianer noch zur absoluten Top-Elite? Wird er überhaupt noch ersetzt? Und wenn nicht, kann jemand die Lücke ausfüllen?

Klar ist: Was Barça in der Supercopa anbot, war nicht das Gelbe vom Ei. Dabei war die Vorbereitung unter dem neuen und durchaus beliebten Trainer Ernesto Valverde nach Wunsch verlaufen. Manchester United, Juventus Turin und - ganz recht - Real Madrid mussten Pleiten gegen die Blaugrana quittieren. Doch damit ist man schon wieder beim Thema: Häufig genug machte Neymar in den Vorbereitungsspielen den Unterschied aus.

La Liga - 1. Spieltag
mehr Infos
Spielersteckbrief Neymar
Neymar

da Silva Santos Junior Neymar

Spielersteckbrief Coutinho
Coutinho

Coutinho Philippe

Spielersteckbrief Dembelé
Dembelé

Dembelé Ousmane

FC Barcelona - Vereinsdaten
FC Barcelona

Gründungsdatum

29.11.1899

Vereinsfarben

Blau-Rot

mehr Infos

Kein Nachfolger aus den eigenen Reihen in Sicht - Wirbel um Paulinho-Tweet

Nun wäre dessen Abgang ja eigentlich eine Chance, sich neben den gesetzten Luis Suarez - der Uruguayer verpasst die ersten vier Wochen der Saison verletzungsbedingt - und Lionel Messi ins Rampenlicht der Dreier-Offensivkette zu kicken. Dass ein Spieler aus dem aktuellen Kader die Lücke nutzen kann, danach sieht es derzeit aber nicht aus. Andres Iniesta ist nicht mehr der Jüngste und verletzungsanfällig. Gegen Real versuchte sich im Hinspiel Rückkehrer Gerard Deulofeu, ab der 59. Minute Denis Suarez. Große Akzente setzten beide nicht. Während bei den Königlichen Spieler wie Isco, Marco Asensio oder Casemiro in den vergangenen Monaten Quantensprünge gemacht haben, wartet man in Katalonien weiter auf die von Samuel Umtiti, André Gomes, Sergi Roberto oder Paco Alcacer.

Neben Deulofeu kam mit Nelson Semedo ein neuer Rechtsverteidiger von Benfica Lissabon, dazu jüngst der Brasilianer Paulinho von Guangzhou Evergrande. Ein 29-Jähriger aus der chinesischen Liga, der bei Tottenham Hotspur (2013 bis 2015) den Durchbruch nicht schaffte, 40 Millionen Euro kostete und wegen eines 2013 publizierten Anti-Barça-Tweets (Vamos Madrid! Scheiß Barça, scheiß Katalonien!") schon jetzt unter Beobachtung steht. Skepsis darf da erlaubt sein.

Dembelé? Coutinho? Oder gar Draxler?

Einen Hochkaräter würden wohl alle begrüßen, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Auch Sergio Busquets: "Die Mannschaft braucht keine Neuverpflichtungen wegen des Ergebnisses", sagte er nach dem 1:3. "Wir brauchen sie, weil man Dinge erneuern muss." Bloß wer soll der Neue sein, die Leere in Sachen Qualität ausfüllen? Dortmunds Ousmane Dembelé und Liverpools Philippe Coutinho gelten als aussichtsreiche Kandidaten, beide wollen mit aller Gewalt nach Barcelona. Derzeit stocken die Verhandlungen. Über Julian Draxler, das vermeintliche "Opfer" des Neymar-Transfers zu PSG, wird spekuliert, eine Verpflichtung ist dennoch unwahrscheinlich.

Füllt er die Lücke? Dortmunds Ousmane Dembele.

Füllt er die Lücke? Dortmunds Ousmane Dembelé. imago

Möglich ist aber ohnehin, dass Barça nicht alles von den verbliebenen 182 Millionen (Neymar minus Paulinho) in Spieler reinvestiert. Will der Klub wie geplant sein 630-Millionen-Euro-Projekt "Espai Barça" 2018 starten und dabei eventuell das Camp Nou renovieren, müssen schließlich Schulden reduziert werden. Die betragen rund 300 Millionen Euro, dürfen aber nur 200 Millionen betragen. Ein Teil der Neymar-Summe dürfte in die Tilgung fließen.

#BartomeuDimiteYa

Barcelonas Vereinspolitik - damit ist die nächste Barcelona-Baustelle schon eröffnet. Der Hashtag #BartomeuDimiteYa (dt. Bartomeu tritt zurück) erreichte vor einigen Tagen den Status bei Twitter als "Trending Worldwide". Damit machten die Anhänger ihrem Ärger Luft über Präsident Josep Bartomeu. Dass die Talente Sergi Samper und Sergi Roberto vor dem Absprung stehen, brachte das Fan-Fass nach Neymars Abgang und Paulinhos umstrittener Verpflichtung zum Überlaufen. Bartomeus Rivale Agusti Benedito (53) bereitet inzwischen ein Misstrauensvotum vor. Sollte er Erfolg haben, will der in der Wahl 2015 unterlegene Unternehmer selbst das Ruder übernehmen.

Zwischen all den Fragezeichen steht mit Valverde ein neuer Trainer, der noch nie einen Spitzenklub trainiert hat und derzeit auch nicht so recht wissen dürfte, was er mit dem (wohl noch nicht endgültigen) Kader anstellen soll. "MSN" bildete das Herzstück des Teams. Je länger sich die Verhandlungen mit potenziellen Kandidaten hinziehen, desto weniger Zeit bleibt ihm, den Motor auf Touren zu bringen. Sollte er dazu nicht in der Lage sein, droht in Katalonien die große Leere - und ein Jahr, in dem Real Madrid den Katalanen erneut den Rang ablaufen könnte.

las