Mahnender Allegri hat ein Team geformt
Juve-Trainer Massimiliano Allegri hatte seine Schützlinge zum Jahreswechsel noch einmal eindringlich vor zu viel Leichtigkeit gewarnt und ihnen die finalen Szenen von 2015 vor Augen geführt, als die Turiner beinahe eine 3:1-Führung bei Aufsteiger Carpi verspielt hatten (Endstand: 3:2) und er selbst vor Wut seinen Mantel fast zerrissen und durch die Luft geschleudert hatte. Seine Wortwahl dabei: "Solch überhebliche Nachlässigkeiten will ich nicht wieder sehen, sonst ist die Aufholjagd für die Katz'."
Am Donnerstag nach dem höchst souveränen 3:0 zum Jahreseinstand 2016 gegen Hellas Verona zeigte sich Allegri schließlich zufrieden und sah seine mahnenden Worte als erfüllt an: "Solch ein Start zum Auftakt im neuen Jahr war wichtig. Es zeigt sich, dass wir als Team gewachsen sind."
Starker Dybala und Rekordmann Buffon
Der schlechteste Juve-Saisonstart aller Zeiten (nur ein Punkt nach drei Spielen) ist längst vergessen. Auch die schmerzhaften Abgänge Andrea Pirlo, Carlos Tevez und Arturo Vidal scheinen verkraftet. Nicht nur die starken Auftritte als Einheit helfen dabei, sondern auch die enorme individuelle Qualität - allen voran von Sommerneuzugang Paulo Dybala (US Palermo). Der 22-jährige Edeltechniker hat seit Monaten einen Lauf, funktioniert immer besser mit Star Paul Pogba, glänzt mit Spielwitz, Direktabnahmen und wie gegen Hellas mit einem starken Freistoßtor. Insgesamt kommt Dybala auf neun Tore und vier Assists in 17 Partien.
Acht Ligasiege am Stück können sich für Juventus Turin mehr als sehen lassen. Getty Images
Hinzu gesellt sich eine wieder enorm gefestigte Abwehr um die Chefs Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini sowie Torwart-Legende Gianluigi Buffon (vier Gegentore aus den jüngsten neun Pflichtspielen). Apropos Buffon: Der Kapitän absolvierte mit dem Schlusspfiff gegen Verona mittlerweile exakt 50.054 Einsatzminuten in insgesamt 559 Einsätzen im Dress der Bianconeri - Vereinsrekord.
"Die Macht fließt stark in Khedira"
Auch Weltmeister Sami Khedira ist längst ein gesetzter Baustein in der Stammformation der Alten Dame - zusammen mit Claudio Marchisio im Zentrum. Das sehen die italienischen Medien genauso - und feiern den ehemaligen Madrilenen nach dem achten Ligasieg in Serie in den höchsten Tönen.
Sami Khedira hat sich nach anfänglichen Verletzungsproblemen bei Juventus längst festgespielt (hier gegen Hellas-Akteur Emil Hallfredsson). Getty Images
"Er ist eine Art Jedi ohne Laser-Schwert. Die Macht fließt stark in ihm. Er bewirbt sich für die nächste Folge von Star Wars", urteilte etwa "Tuttosport" nach dem 3:0 (2:0) gegen Schlusslicht Hellas Verona. Khedira habe "nie mehr als zwei Ballberührungen", sei "immer auf der richtigen Position" und habe "keinen einzigen Ball verloren".
Die "Gazzetta dello Sport" verglich den 28-Jährigen mit einem "Vollblutpferd mit Klasse und Erfahrung", das noch nicht einmal in Topform sei. Und der "Corriere dello Sport" wertete sogar die Auswechslung des früheren Stuttgarters in der 70. Minute als Ritterschlag. Trainer Allegri habe Khedira beim Stande von 2:0 nur "geschont, weil er ihm in den nächsten Spielen die Rolle des Regisseurs anvertrauen will".
Keine Frage: Es läuft richtig gut bei Juventus. Das zeigt auch abschließend Coach Allegri mit folgender Aussage: "Zum Titelgewinn benötigen wir am Ende 82 Punkte." Fehlen demnach noch 46 Zähler aus den ausstehenden 20 Partien. Inter Mailand, Florenz und Neapel dürften mehr als gewarnt sein - genauso übrigens der FC Bayern München, der es mit dem italienischen Meister von 2012, 2013, 2014 und 2015 und CL-Finalisten von 2015 im anstehenden Champions-League-Achtelfinale zu tun bekommt.
Zunächst steht aber am Sonntagabend (20.45 Uhr) das Gastspiel bei Sampdoria Genua an. Mit einem Sieg würde Juve zumindest vorübergehend auf Rang eins der Serie A springen.