Vor dem Trainingsgelände der Roma in Trigoria bot sich kurz vor Beginn der Dienstagseinheit ein ungewohntes Bild: Auf die Spieler warteten mehrere Kisten mit insgesamt 50 Kilogramm Möhren, dazu ein großes Spruchband mit der Aufschrift "Guten Appetit, ihr Angsthasen!". Etwa 50 Fans machten ihrem Unmut dabei mit Sprechchören gegen die Spieler ("Söldner") sowie die Klubführung um den US-amerikanischen Roma-Präsidenten James Pallotta ("Pallotta, wo bist du?") und Sportdirektor Mauro Baldissoni ("Baldissoni blablabla") Luft.
Letzterer hatte sich nach dem 1:6 in Barcelona bei den Fans für die "Blamage" entschuldigt: "Es war beschämend und indiskutabel." Was folgte, war jedoch die 0:2-Heimniederlage gegen Atalanta, das zuvor auswärts 459 Minuten ohne Tor geblieben war und zuletzt vor zwölf Jahren bei der Roma gewonnen hatte. Nun geht im gelbroten Lager die Angst um: Ist die Psyche der Roma erneut so angeknackst wie nach der 1:7-Niederlage gegen Bayern im Vorjahr? Davor hatten die Römer Serienmeister Juve an der Spitze der Serie A einen Zweikampf auf Augenhöhe geliefert, danach taumelten sie durch eine monatelange Formkrise.
Buon Appetito Rabbits! banner & 50kg of carrots left at Roma's training ground. Got caught in Atalanta's headlights pic.twitter.com/kkXvbOpAKd
— James Horncastle (@JamesHorncastle) 1. Dezember 2015
War die Niederlage gegen Bergamo nur ein Ausrutscher oder wirkt die katalanische Erniedrigung weiter nach? Die Antwort auf diese Frage wird auch die berufliche Zukunft von Trainer Rudi Garcia maßgeblich beeinflussen. Dass der Franzose nach dem 1:6 bei Barça sinnierte, letztlich sei es egal, mit wie vielen Toren Unterschied man verliere, kam bei der Vereinsführung nicht gut an. Garcia sitzt in der "Ewigen Stadt" schon seit der wackeligen Vorsaison, die erst im Endspurt noch gerettet wurde, nicht mehr allzu fest im Sattel. Der Ex-Römer Eusebio di Francesco, der bei Sassuolo derzeit hervorragende Arbeit leistet, wird bereits als potenzieller Nachfolger gehandelt.
Weiterkommen in Europa ein Muss
In der Liga liegt die Roma zwar trotz zuletzt schwacher Vorstellungen noch auf Platz vier, doch von hinten rauscht schon Titelverteidiger Juventus heran. Die Bianconeri, die den Saisonstart komplett verpatzten, haben nur noch zwei Punkte Rückstand auf die Römer, bei denen die Tendenz klar nach unten zeigt. Großen Wert legen die US-Besitzer aber eben vor allem auf den Erfolg in Europa. Ein Ausscheiden in der Champions League - mit einem Heimsieg gegen BATE Baryssau könnten die Römer zum Abschluss das Achtelfinale buchen - würden sie sich nicht bieten lassen. Dann hätte Garcia ein größeres Problem als 50 Kilo Möhren vor dem Trainingsgelände.