Horst Heldt hat nach dem 0:2 in Köln personelle Maßnahmen angedroht - und Taten folgen lassen. Schalkes Manager beweist also Konsequenz und sieht zumindest nicht ohnmächtig zu, wie seine Autorität und die von Trainer Roberto di Matteo immer weiter Schaden nehmen.
Dass der Bannstrahl, zumindest fürs existenziell wichtige Heimspiel gegen Paderborn, mit Marco Höger sogar einen sportlich nur schwer zu ersetzenden Leistungsträger trifft, macht das Handeln der Schalker Chefs umso glaubwürdiger. So weit, so gut.
Zugleich wirft die spektakuläre Aktion aber auch ein Schlaglicht auf die Versäumnisse, die Heldt und wohl noch mehr di Matteo über Monate begangen haben - bei der Auswahl der betreffenden Spieler und erst Recht bei der Führung ihrer Mannschaft. Dass es jetzt zwei Spieltage vor Saisonende überhaupt soweit kommen musste, stellt auch beiden sportlich Verantwortlichen ein miserables Zeugnis aus.
Ließen sie doch die Missstände viel zu lange einreißen. Wenn Kevin-Prince Boateng in Köln beginnen durfte, während Max Meyer auf der Bank saß, müsste sich der Routinier seinen Startelf-Einsatz ja irgendwie verdient haben. Doch zeigt die Freistellung jetzt: Boatengs Aufstellung beruhte allein auf dem Prinzip Hoffnung. Wenn sich Sidney Sam bereits seit geraumer Zeit hängen ließ, hätte er längst diszipliniert werden können. Doch auch im Fall des Ex-Nationalspielers ließ man die Dinge laufen.
Beide Personalien fallen nun zwangsläufig auch auf di Matteo zurück: Der Ruf des Champions-League-Siegers, besonders geschickt mit "Stars" (oder solchen, die sich dafür halten) umgehen zu können, scheint eine Mär. Ebenso wie seine vorab gepriesene Fähigkeit, einem Team nachhaltig ein funktionierendes taktisches Konzept verpassen zu können. Die charakterlichen und sportlichen Mängel, die Schalkes Mannschaft derzeit aufweist, betreffen unstrittig den Verantwortungsbereich eines Coaches. Ob die Suspendierungen nun zumindest die nötige Leistungsbereitschaft und Disziplin der Truppe wecken? Es wäre die unbedingte Voraussetzung, um eine Weiterbeschäftigung di Matteos überhaupt irgendwie zu stützen.
Doch selbst wenn nun zwei Siege folgen sollten, bleiben unweigerlich Zweifel, ob der Italo-Schweizer der richtige Mann für den Neustart Richtung Champions League wäre. Schließlich geht es mit der jetzigen Maßnahme nur um die Kurzzeitwirkung. Um dauerhaft eine maximal professionelle Arbeitsatmosphäre zu schaffen, müsste di Matteo seinen Führungsstil offenbar grundlegend ändern.