Bundesliga

Schalke greift durch: Boateng und Sam freigestellt

Höger für nächste Partie außen vor

Schalke greift durch: Boateng und Sam freigestellt

Aus auf Schalke: Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam wurden mit sofortiger Wirkung freigestellt.

Aus auf Schalke: Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam wurden mit sofortiger Wirkung freigestellt. imago

In den Fällen Boateng und Sam hatte sich eine Trennung im Sommer trotz weiterlaufender Verträge ohnehin abgezeichnet. Sam, erst 2014 für 2,5 Millionen Euro als vermeintliches "Schnäppchen" aus Leverkusen verpflichtet, kam verletzungsbedingt so gut wie gar nicht zum Zuge, zudem wurden dem Ex-Nationalspieler intern seit geraumer Zeit Einstellungsprobleme nachgesagt.

Boateng, der im Sommer 2013 für eine zweistellige Millionen-Ablöse vom AC Milan gekommen war, hatte seinen Status als "Leader" sukzessive eingebüßt, war in den vergangenen Wochen vom Mitläufer zum (heillos überbezahlten) Reservisten abgestiegen. Nach seinem erfolgreichen Joker-Einsatz beim 3:2 gegen Stuttgart schien es immerhin, als könnte dem Mittelfeldspieler ein ehrenvoller Abschied bevorstehen. Doch auch diese Chance ist nun dahin. Sein fast demonstrativ lustlos geführtes Startelf-Comeback in Köln brachte das Fass für die Verantwortlichen zum Überlaufen.

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Sam zu einem Fan: "Vielleicht ist der Trainer schuld"

Manager Horst Heldt am Montagmittag: "Das Vertrauensverhältnis zu Boateng und Sam war nicht mehr gegeben. Es gibt von dieser Maßnahme kein Zurück mehr. Sidney hatte leider mit vielen Verletzungen zu kämpfen. Aber seine Körpersprache hilft uns nicht, da ist keine positive Energie." Sam bestätigte Heldts Eindruck bei seinem Abgang vom Trainingsgelände umgehend. Gegenüber einem Fan äußerte er offene Kritik an Mitspieler Roman Neustädter ("Roman spielt nur einfache Bälle") und mutmaßte gar: "Vielleicht ist der Trainer schuld." Derweil kommentierte Boateng sein Aus gegenüber zwei Anhängern, die um ein gemeinsames Foto baten, lakonisch: "Ihr habt Glück, das ist das letzte Bild mit mir."

Zumindest in dieser Woche wird auch Marco Höger fehlen, der bis einschließlich Samstag vom Trainings- und Spielbetrieb suspendiert wurde. Der 25-Jährige wird demnach das letzte Heimspiel der Saison gegen den SC Paderborn verpassen. Diese disziplinarische Maßnahme kommt überraschend, gehörte Höger doch unter Trainer Roberto di Matteo zum Stammpersonal und sogar zum erweiterten Kreis der Führungsspieler. Die Verlängerung seines bis Juni 2016 laufenden Vertrags galt eigentlich als reine Formsache.

Bei Höger haben wir Zweifel, was seine Loyalität gegenüber dem Verein betrifft.

Horst Heldt

Darüber, weshalb Höger nun der Bannstrahl traf, kann nur spekuliert werden. Heldt formuliert relativ geheimnisvoll: "Bei Höger haben wir Zweifel, was seine Loyalität gegenüber dem Verein betrifft." Prompt gedeihen verschiedene Spekulation: Höger könnte sich mit Boateng solidarisch erklärt haben, den er kürzlich via Facebook gar als "Bruder" bezeichnete. Darüberhinaus wird gemutmaßt, dass der etatmäßige "Sechser" gegen die ungeliebte Rolle als rechter Außenverteidiger opponiert haben könnte, die er in Köln erstmals seit langem wieder ausfüllen musste.

Kommentar

Höger, so Heldt, werde aber "noch eine Chance bekommen. Er hat jetzt eine Woche Bedenkzeit, danach gibt es nochmal ein Gespräch." Zu vermuten ist, dass es bei diesem - allerdings heftigen - "Warnschuss" für den bislang absolut untadeligen Profi bleibt, der sich zuletzt trotz eines Bänderanrisses schneller als von allen vermutet wieder herangekämpft hatte und auf dem Platz meist ein Vorbild in Sachen Einsatzbereitschaft abgibt.

Dass Maßnahmen folgen mussten, war nach Heldts Ankündigung am Sonntagabend ("wir werden uns das nicht länger bieten lassen"), folgerichtig. Ob sie im Endspurt um die Europa League greifen werden, müssen die Partien gegen Paderborn und in Hamburg zeigen. Rein wirtschaftlich steht Schalke indes schon jetzt als Verlierer da. Für die Millionen-Einkäufe Boateng und Sam lässt sich nun keine Ablöse mehr erwarten, gegebenfalls wird der Klub zudem noch dicke Abfindungszahlungen an die Großverdiener in Kauf nehmen müssen.

Thiemo Müller/jer