Nur wenige Minuten nach Schlusspfiff legte "El Piojo" (dt. die Laus) erst so richtig los. "Alle zweifelhaften Entscheidungen sind gegen Mexiko entschieden worden bei dieser WM", holte Herrera zum Rundumschlag aus. Und auch vor der FIFA machte der mexikanische "Vulkan" keinen Halt: "Wenn ein Schiedsrichter von der Konföderation des Gegners angesetzt ist, dann muss man das hinterfragen."
Dabei konzentrierte sich der Zorn besonders auf den Unparteiischen Pedro Proenca, der in der zweiten Minute der Nachspielzeit auf Strafstoß für die Niederlande entschieden hatte. Doch der 14-malige WM-Teilnehmer durfte sich wahrlich nicht beschweren: Bereits im ersten Abschnitt hätte Oranje-Angreifer Arjen Robben nach einem Foul von Hector Moreno einen Elfmeter bekommen müssen (45.+2).
Spielersteckbrief G. dos Santos
Spielersteckbrief Moreno
Spielersteckbrief Robben
Spielersteckbrief Huntelaar
Spielersteckbrief Sneijder
Trainersteckbrief Herrera
Moreno: Schienbeinbruch
"Unglück im Glück" außerdem für den mexikanischen Innenverteidiger. Die Pfeife des portugiesischen Referees blieb zwar stumm, doch der 26-jährige Defensivspieler von Espanyol Barcelona brach sich bei der Aktion das linke Schienbein - das teilte der Verband nach einer ersten Untersuchung im Krankenhaus mit.
Untröstlich: Torschütze Giovani dos Santos (li.) braucht aufbauende Worte von Francisco Rodriguez. Getty Images
Dabei schlug das Pendel lange in Richtung der Mexikaner aus. Nach der Führung von Giovani dos Santos (48.) wähnte sich "El Tri" bereits im Viertelfinale - endlich. Immerhin scheiterten die Nordamerikaner bei den vergangenen fünf WM-Endrunden (1994, 1998, 2002, 2006, 2010) jeweils in der Runde der letzten 16. Doch dann schlug die Elftal mit Wesley Sneijder (88.) und dem Schalker Klaas Jan Huntelaar (90.+2, Elfmeter) unbarmherzig zurück. Der späte Doppelschlag versetzte eine ganze Nation in tiefe Trauer.
"Holland entreißt einem kämpferischen Mexiko den Sieg mit einem Elfmeter", titelte beispielsweise "La Jornada". Noch drastischer, aber dennoch treffend, hatte es die Tageszeitung "Excelsior" formuliert: "Mexiko lässt einen historischen Sieg entgleiten, Holland dreht das Spiel. Zum sechsten Mal in Folge scheidet Mexiko im Achtelfinale aus."
In der Heimat dominierte aber nicht nur Niedergeschlagenheit. Allen voran Präsident Enrique Peña Nieto spendete via Twitter direkt Trost. "Danke an die mexikanische Nationalelf für die Hingabe und für das unermüdliche Kämpfen. Danke auch an Trainer Miguel Herrera. Euer Land wird nicht aufhören, an euch zu glauben", so der 47-jährige Staatschef Sekunden nach dem Spielende. Ob das die "wilde Laus" Herrera besänftigen konnte - nur schwer vorstellbar.
