Nationalelf

Löw: "Auf Überraschungen Italiens richtig reagieren"

Der Bundestrainer vor dem Klassiker am Freitag in Italien

Löw: "Auf Überraschungen Italiens richtig reagieren"

Jubiläum: Bundestrainer Joachim Löw steht zum 100. Mal in der Verantwortung.

Jubiläum: Bundestrainer Joachim Löw steht zum 100. Mal in der Verantwortung. picture alliance

Bundestrainer Löw muss am Freitag gegen Italien auf alle Fälle auf Angreifer Miroslav Klose verzichten, der wegen einer Schulterbandverletzung mindestens zwei bis drei Wochen ausfällt. Eventuell kann der Coach aber auf Mesut Özil zurückgreifen, dem es nach seiner Grippe besser geht und der heute in München eintrifft. Özils Mannschaftskollge beim FC Arsenal, der ebenfalls grippegeplagte Per Mertesacker, wird zunächst in London bleiben. "Er wird hoffentlich am Samstag zu uns stoßen", sagte Löw am heutigen Mittwoch auf der Pressekonferenz im Hinblick auf das nächste Spiel am Dienstag in London gegen England. Mertesackers Entzündungswerte sind derzeit noch zu hoch.

Löw spürt trotz der zahlreichen Ausfälle große Vorfreude auf die Partie in Mailand. "Italien ist unser Wunschgegner. Wir wollten starke Gegner, die uns fordern", sagte Löw, der großen Respekt vor den Südeuropäern hat. "Italien ist als Mannschaft taktisch wahnsinnig flexibel, sie sind clever, sie können sich allen Situationen schnell anpassen. Einem selbst dagegen fällt es schwer, sich ihnen anzupassen." Schon beim Confed-Cup seien die Italiener die einzigen gewesen, die Gastgeber Brasilien Paroli bieten konnten.

"Ich glaube, dass es wichtig sein wird, dass wir die Wachsamkeit und die Konzentration hoch halten und auf die Überraschungen der Italiener richtig reagieren", gibt Löw die Marschrichtung vor. In der Innenverteidigung baut der 53-Jährige gegen die Prandelli-Elf auf Mats Hummels und Jerome Boateng. Im defensiven Mittelfeld wird Sami Khedira in Abwesenheit von Bastian Schweinsteiger und Ilkay Gündogan eine wichtige Rolle zuteil.

Auf den defensiven und offensiven Außenbahnen will Löw zwischen den Spielen gegen Italien und England rotieren. So werden sowohl Marcel Schmelzer als auch Marcell Jansen hinten links zum Einsatz kommen.

Zum Thema

Wer Deutschland bei der WM 2014 in Brasilien als Favoriten sieht, gar als einzigen Anwärter auf den Titel, sei ein "Märchenerzähler", so Löw. Der Coach sieht vor allem die Gastgeber, von denen eine "Ur-Kraft" ausgehe, als heißesten Anwärter auf die Trophäe. Wer den Titel gewinnen will, muss auf "einem unglaublichen Niveau spielen", prophezeit Löw. Zudem hänge der Erfolg häufig an Kleinigkeiten, zum Titelgewinn müsse "wahnsinnig viel passen".

Niersbach: Löw überzeugt in "einem unglaublichen Maße"

Von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach gibt's für Löw vor dessen 100. Länderspiel Lob in höchsten Tönen. "Wir haben ja nicht zuletzt deshalb den Vertrag mit ihm und seinem Team bis 2016 verlängert, weil er in einem unglaublichen Maße überzeugt. Er hat die fachliche, aber auch die menschliche Kompetenz, das ist genauso wichtig. So eine Mannschaft von Stars, ein hochsensibles Gebilde zu führen, ist unglaublich schwierig", sagte Niersbach dem SID.

Obwohl Löw bereits seit 2006 im Amt ist, gebe es "überhaupt keine Abnutzungserscheinungen, das ist frisch, die Kommunikation stimmt, das ganze Klima in der Mannschaft ist hervorragend - und das ist immer ein Verdienst des Mannes an der Spitze, und das ist der Trainer", so Niersbach.

Löw selbst empfindet angesichts der stolzen Zahl von 100 Länderspielen "große Dankbarkeit" gegenüber dem DFB und Niersbach, der ihn in manch kritischer Phase stets den Rücken gestärkt habe. Rückblickend auf seine Zeit als Chefcoach sieht Löw eine stete fußballerische Weiterentwicklung des Teams. Ein Titelgewinn, wie er Löw bis dato noch nicht gelang, sei wichtig, aber keineswegs selbstverständlich. "Natürlich streben wir einen Titel bei jedem Turnier an. Dafür müssen aber viele Komponenten zusammenpassen", sagte Löw.

Deutschland gegen Italien: "Jahrhundertspiel", Stiche ins Herz & die Erlösung

Was die Punktausbeute betrifft, weist der 53-Jährige von den zehn bisherigen Trainern und Teamchefs beim DFB seit der Länderspiel-Premiere im Jahre 1908 den besten Schnitt auf. Unter Löw feierte die DFB-Auswahl in bisher 99 Länderspielen 68 Siege bei 16 Unentschieden und 15 Niederlagen. Legt man die Drei-Punkte-Regel zugrunde, holte Löw bislang 2,22 Zähler im Durchschnitt. Auf Platz zwei liegt Berti Vogts (2,18) vor Jupp Derwall (2,15).

Der viermalige Weltmeister Italien ist derweil so etwas wie ein Angstgegner des DFB-Teams. In einer langen Liste an Duellen finden sich die legendären WM-Halbfinals 1970 und 2006 sowie das bittere EM-Aus 2012. Balotellis Doppelschlag besiegelte das vorzeitige Ende des deutschen EM-Traums. 1923 stand man sich zum ersten Mal gegenüber. 31 Duelle gab es seitdem, 15-mal siegte die Squadra Azzurra, nur siebenmal Deutschland. Gegen Italien kommt die deutsche Mannschaft auf die bescheidene Siegquote von 22,6 Prozent. Nur gegen Brasilien (19 Prozent) hat Deutschland noch seltener gewinnen können.