Der Star bei Guangzhou ist der Trainer: Marcelo Lippi, der Italien 2006 zum Weltmeistertitel führte, machte Evergrande zum asiatischen Champions-League-Sieger 2013 - als ersten Klub aus China nach 23 Jahren. Ein südamerikanisches Trio zeigte sich auf dem Platz hauptverantwortlich für den Erfolg: Der Argentinier Conca dirigierte, die Brasilianer Elkeson und Muriqui erwiesen sich in vorderster Front als Vollstrecker. Bei der Klub-WM hatten sich die Chinesen im Viertelfinale mit einem 2:0 gegen Al Ahly Kairo durchgesetzt.
Beim FC Bayern, als europäischer Champions-League-Sieger automatisch für das Halbfinale qualifiziert, hatte Coach Pep Guardiola bis auf die Langzeitverletzten Badstuber, Schweinsteiger und Robben alle Mann an Bord. Er stellte beim Teil eins der Mission Titelgewinn gegenüber dem 3:1 in der Liga gegen den HSV dreimal um: Boateng, Alaba und Ribery kamen für Dante, Contento und Müller zum Zug.
Die Münchner übten vom Anpfiff weg nahezu totale Dominanz aus. Evergrande kam kaum aus der eigenen Hälfte, hatte aber mit allen Akteuren um den eigenen Strafraum herum gruppiert zumindest die Lufthoheit im Zentrum. Eine zwingende Möglichkeit ergab sich für die Münchner erst in der 16. Minute, als Thiago nach Lahms Flanke nur den Pfosten traf (16.).
Es war das erwartete Geduldsspiel für den deutschen Rekordmeister, der in allen Belangen überlegen war, sicher kombinierte und seine Ballbesitzquote zwischenzeitlich auf 75 Prozent hochschraubte, aber im letzten Drittel oft zu verspielt war. Guangzhou brachte so immer wieder ein Abwehrbein dazwischen, verlor das Leder aber nach Ballgewinn schon Mitte der eigenen Hälfte wieder.
Auch Kroos trifft nur Aluminium
Der Druck der Guardiola-Elf hielt so stetig an. Und ging es schnell und direkt, war der Außenseiter sofort überfordert - Kroos nagelte das Leder aus 18 Metern nach Doppelpass mit Thiago zum zweiten Mal ans Aluminium, von der Unterkante der Latte sprang der Ball kurz vor die Linie (25.).
Nach weiteren 15 Minuten bayerischer Dominanz war der Bann gebrochen: Nach Lahms Hereingabe kam Mandzukic nicht richtig ran und der nachsetzende Thiago wurde abgeblockt. Ribery aber schoss von halblinks sofort, sein Schrägschuss aus acht Metern rutschte unter Chengs Händen hindurch ins lange Eck (40.).
Tiefflieger: Mario Mandzukic köpft im Hechtflug ein. Getty Images
Der Gegentreffer zeigte sofort Wirkung, die zuvor noch einigermaßen geordnete Deckung der Chinesen Auflösungserscheinungen. Mandzukic scheiterte noch an Cheng, war aber Sekunden später nach Thiagos Hereingabe im Zentrum sträflich frei und köpfte im Hechtflug aus sechs Metern ein - 2:0 (44.).
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Der FCB machte nach Wiederanpfiff nach von Lahm ausgebremsten Sololauf Muriquis dort weiter, wo er aufgehört hatte und legte sofort nach: Alaba spielte am Strafraum quer zu Götze. Der rechte Flügelspieler wurde nicht konsequent angegriffen und jagte die Kugel fast vom rechten Sechzehnereck hoch links ins Tor (47.).
Die Münchner schalteten nun in den Energiesparmodus. Evergrande durfte sich nun auch ab und zu in der gegnerischen Hälfte zeigen, blieb aber chancenlos. Trotz Schongang gab es genügend Gelegenheiten, das Resultat in die Höhe zu schrauben, davon zeugten allein weitere Pfostentreffer von Ribery (66.) und Götze (67., 87.).
Insgesamt waren die Schützlinge von Lippi kein echter Gradmesser auf dem Weg ins Finale, das am Samstag (20.30 Uhr, LIVE!-Ticker bei kicker.de) stattfindet. Gegner ist entweder Raja Casablanca oder Atletico Mineiro, bei dem die Münchner wohl etwas mehr Gegenwehr erwarten dürfen.