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"La Masia" außen vor: Gehen Barça die Talente aus?

Katalanische Talentschmiede produziert zu wenig

"La Masia" außen vor: Gehen Barça die Talente aus?

Nur Neueinkäufe: Als Ousmane Dembelé die Führung für Barça in Vigo erzielt, steht kein Spieler aus "La Masia" auf dem Platz.

Nur Neueinkäufe: Als Ousmane Dembelé die Führung für Barça in Vigo erzielt, steht kein Spieler aus "La Masia" auf dem Platz. picture alliance

Am Samstag tritt der souveräne Tabellenführer Barça im Pokalfinale gegen den FC Sevilla an. Es war also wenig überraschend, dass Trainer Ernesto Valverde ordentlich rotieren ließ. Nicht in der Startelf standen beispielsweise Gerard Piqué, Sergi Roberto, Aleix Vidal, Sergio Busquets, Andres Iniesta, Jordi Alba und Lionel Messi - und damit fehlten auch sämtliche Akteure, die der Verein selbst ausgebildet hat.

Barça ohne "Masia": Das gab's lange nicht mehr in einer Startelf. Über 16 Jahre ist das her. Am 6. April 2002 starteten die Katalanen ins Match gegen Bilbao mit Bonano, Reiziger, Christanval, Abelardo, Coco, Cocu, Rochemback, Luis Enrique, Rivaldo, Overmars und Saviola. Am Dienstag hießen die Akteure übrigens ter Stegen (der Gladbacher trug sogar die Kapitänsbinde), Semedo, Mina, Vermaelen, Digne, Paulinho, André Gomes, D. Suarez, Dembelé, Alcacer und Coutinho. Mit Roberto, Messi und Vidal wurden im Verlauf des Spiels immerhin drei "Masia"-Jünger eingewechselt.

Ob das Mannschaftsfoto nur eine Momentaufnahme ist, bleibt abzuwarten. Sieben Spieler mit Stallgeruch aus einem 24er Kader ist schließlich immer noch eine stolze Zahl. Doch in Barcelona dürfte man sich so seine Gedanken machen. Vidal und Iniesta, der sein Karriereende angedeutet hat , könnten in der kommenden Saison nicht mehr im Kader sein. Die Leistungsträger Piqué (31), Alba (29), Messi (30) und Busquets (29) gehören inzwischen zu den Älteren im Aufgebot. Bleibt noch Sergi Roberto (26). Der Einzige übrigens, der es in den vergangenen zehn Jahren geschafft hat, aus der eigenen Jugend kommend immer noch im Kader zu stehen. Da müssen die Fragen erlaubt sein: Sind die Strukturen veraltet? Was kommt nach? Und warum so wenig?

Alena gilt als größtes Barça-Talent

Als größtes Talent aus "La Masia" gilt Carles Alena. Der Mittelfeldspieler, der bereits in Liga und Pokal zu einigen Profi-Einsätzen kam, unterzeichnete im September 2017 einen Profivertrag bis 2020 (Ausstiegsklausel 75 Millionen Euro). Abel Ruiz (18, Stürmer) machte bei der U-17-WM mit sechs Turniertoren auf sich aufmerksam und könnte den Sprung in den Kader ebenso packen wie Linksverteidiger Juan Miranda (18). Alle drei kicken in der zweiten Mannschaft von Barcelona, die derzeit in der 2. Liga Spaniens gegen den Abstieg kämpft. Auch Sergio Gomez galt als aussichtsreicher Kandidat, schloss sich aber im Januar 2018 Borussia Dortmund an .

Die Entwicklung bei "Barcelona B" ist übrigens um einiges dramatischer. 34 Spieler mussten in den vergangenen drei Jahren für die Reserve verpflichtet werden, aus dem von Johann Cruyff einst initiierten "Landhaus" (Übersetzung von La Masia) rückte zu wenig Qualität nach. Vize-Präsident Jordi Mestre sind die Probleme bewusst, und er benennt sie. Zum einen habe die Qualität des Profiteams ein "nie dagewesenes Niveau" erreicht. Die Gier nach Trophäen erschwere die Integration von jungen Spielern, sprich: Das Risiko, dass ein Frischling patzt, will man nicht mehr eingehen. Zudem seien die Zeitpunkte schlicht unvorhersehbar, wann Talente sprießen und wann nicht.

Vilanovas legendäre "La Masia"-Elf

Noch vor wenigen Jahren traf die Gruppe um Iniesta, Piqué, Busquets, Messi und Pedro auf die von Xavi, Carles Puyol und Victor Valdes. Diese Verschmelzung erfolgreicher Jahrgänge ermöglichte den glorreichsten Tag von "La Masia". Am 25. November 2012 schickte der damalige Trainer Tito Vilanova gegen Levante Valdes, Montoya, Piqué, Puyol, Jordi Alba, Xavi, Busquets, Fabregas, Pedro, Messi und Iniesta ins Rennen. Alle Spieler hatten ihre Wurzeln in "La Masia". Barça gewann 4:0.

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