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Die Wiederauferstehung des FC Valencia: Und trotzdem reden sie nur von Real und Atletico

Die Wiederauferstehung des FC Valencia

Und trotzdem reden sie nur von Real und Atletico

Zwei Erfolgsgaranten für Valencia: Santi Mina (li., fünf Tore) und Simone Zaza (neun Tore).

Zwei Erfolgsgaranten für Valencia: Santi Mina (li., fünf Tore) und Simone Zaza (neun Tore). imago

So viele falsche Entscheidungen, wie sie der FC Valencia in den vergangenen Jahren getroffen hat, wurden bei Real Madrid oder Barcelona in zwei Dekaden wohl nicht gefällt. Das hängt oder hing mit zwei Männern zusammen, bei denen Profit im Alphabet vor Fußball angesiedelt ist.

Peter Lim übernahm den spanischen Verein 2014, tilgte zwar einen Bruchteil des enormen Schuldenberges und rettete Valencia somit vor dem Konkurs - aber von Fußball versteht er wenig. Und sein enger Geschäftspartner Jorge Mendes, der als Spielerberater zum Beispiel Cristiano Ronaldo betreut, parkte viele seiner Klienten im östlichen Teil des Landes. Leider, aus Valencia-Sicht, die weniger begabten Kicker.

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Im selben Zeitraum heuerten Trainer wie Gary Neville, Cesare Prandelli oder Voro Gonzalez an, die noch weniger funktionierten als David Moyes bei Manchester United. Dass sie keinen Erfolg brachten, hing bei den Erstgenannten nicht zwingend mit fehlenden Sprachkenntnissen zusammen, aber Gonzalez zum Beispiel - der wollte eigentlich nur Spielerbetreuer sein.

In diesem Jahr ist alles anders: Weil Lim und Mendes sich raushalten, weil Einkäufe wieder fruchten, und weil mit Marcelino der richtige Mann an der Seitenlinie steht. Sein schnörkelloser, schneller und flügellastiger Fußball passt zum Team. Ein Team, das als Mischung aus Resterampe und Nachwuchsarbeit harmoniert.

Gescheiterte und Talente: Die Mischung stimmt

Hinten kann Gabriel Paulista (einst Arsenal) plötzlich verteidigen, das Mittelfeldzentrum ist durch Geoffrey Kondogbia (Leihgabe von Inter Mailand) und Dani Parejo verriegelt, über die Flügel bringen Jose Gaya (Nachwuchs), Andreas Pereira (Leihgabe ManUnited), Gonzalo Guedes (Leihgabe PSG) oder Youngster Carlos Soler (Nachwuchs) jede Menge Tempo. Und vorne knipsen Zielspieler wie Rodrigo und Santi Mina, die lange Zeit nicht in Tritt kamen, oder Simone Zaza nach Belieben.

Besonders der Italiener, in Deutschland immer noch als Elfmeter-Lachnummer verkannt, lässt aufhorchen. Bereits in der vergangenen Rückrunde, die für Valencia wie die Vorsaison auf Rang zwölf geendet hatte, war Zaza einer der wenigen Lichtblicke. In dieser Spielzeit hat der 26-Jährige in elf Spielen neunmal geknipst, nur Lionel Messi (12) war öfter erfolgreich.

Vor dem Topspiel gegen Barcelona am Sonntagabend (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de) trainiert Zaza trotz angerissenem Meniskus wie ein Berserker und symbolisiert dadurch einmal mehr wie kein Zweiter den Aufschwung der Fledermäuse, die 2004 letztmals auf dem Thron der spanischen Beletage standen.

Zaza arbeitet für sein Comeback: "Wir können noch ganz weit kommen"

Derzeit rangiert Valencia auf Platz zwei, hat die letzten acht Ligapartien alle gewonnen und noch keine einzige von zwölf verloren. Der Vereinsrekord liegt bei 13. "Wir können in dieser Saison ganz weit kommen", glaubt nicht nur Zaza.

Sie sind wieder wer, selbst wenn der Wiederaufstieg mehr im Schatten stattfindet. Platz zwei und acht Siege in Serie sind das eine, aber wenn die Schlagzeilenmacher Real und Atletico Madrid schon so weit hinter Spitzenreiter Barça - und eben Valencia - liegen, steht häufig das Scheitern der anderen im Fokus.

Valencia hat sechs Punkte mehr als die Hauptstadtklubs, im lautstarken Mestalla können Los Che gar auf einen Zähler heranrücken an den Ligaprimus aus Katalonien. "Beide haben Angst voreinander", glaubt Ex-Valencia- und Ex-Barça-Stürmer David Villa. "Das wird ein großes Spiel." Ob danach auch jemand von Valencia redet?

mkr/psm