Viel mehr als in der offiziellen Pressemitteilung vom Montag möchte Michael Zorc nicht preisgeben. Leonardo Balerdi sei ein "intelligenter, zweikampf- und kopfballstarker Innenverteidiger" mit einem "guten Aufbau- und Passspiel", sagt Zorc. Dabei belässt es Dortmunds Sportdirektor; der Hinweis auf andere Interessenten wie Juventus Turin oder FC Barcelona muss fürs Erste als Beleg für Balerdis außergewöhnliche Begabung reichen. Ausdrücklich spricht Zorc davon, dass der ursprünglich erst für den Sommer angedachte Argentinier "mittelfristig" den Sprung ins Team schaffen könne. Als Soforthelfer ist er trotz aktueller Abwehrnöte offiziell nicht vorgesehen.
Nur vier Spieler haben die abgebenden Boca Juniors teurer verkaufen können als Balerdi: Walter Samuel (AS Rom, 2000), Carlos Tevez (Corinthians, 2005), Fernando Gago (Real Madrid, 2007) und Ever Banega (Valencia, 2008). Seit 2013 spielt Balerdi für Boca. Geboren wurde er in Villa Mercedes in der Provinz San Luis im Westen Argentiniens, 722 Kilometer von Buenos Aires entfernt. Seinem ersten Verein Sportivo Pueyrredon trat er mit sechs Jahren bei.
Spielersteckbrief Balerdi
Borussia Dortmund - Vereinsdaten
Gründungsdatum
19.12.1909
Vereinsfarben
Schwarz-Gelb
Ein Anruf veränderte sein Leben
Zehn Tage nach seinem 14. Geburtstag veränderte ein Anruf sein Leben. Boca-Scout Horacio Garcia machte Balerdi einen Wechsel nach Buenos Aires schmackhaft. Sein erster Trainer Fabian Fedullo entdeckte schnell, dass die Innenverteidigung das ideale Betätigungsfeld seines neuen Spielers sein würde - angesichts von Balerdis Physis (damals schon 1,86 m groß, heute 1,91 m), seinem Tempo und seiner taktischen Vielseitigkeit.
In der Hoffnung, dass Balerdi die höhere Schule abschließen und dann eine Berufsausbildung anfangen würde, erlaubte ihm seine Familie den Sprung zu den Boca Juniors. Aber dann ging alles ganz schnell: Trainer Guillermo Barros Schelotto - mittlerweile bei Los Angeles Galaxy unter Vertrag - zog ihn 2018 zu den Profis hoch, für die er am 28. August in der Superliga gegen Atletico Huracan (0:0) dann auch erstmals spielte. Schon vorher hatte das Abwehr-Talent bei einem Turnier in Valencia in Argentiniens U-20-Nationalmannschaft debütiert und flog im vergangenen Jahr auch zur WM nach Russland – als Sparringspartner für Messi & Co.
Dortmund unter Druck: "Wir mussten uns entscheiden"
Ein Angebot des FC Barcelona in Höhe von zehn Millionen Euro lehnte Boca vor einem halben Jahr noch ab; Dortmund erhielt jetzt für ein Fixum von 15,5 Millionen Euro den Zuschlag. "Der eine oder andere Klub war an ihm dran", sagt Sportdirektor Zorc, "wir mussten uns entscheiden." Am Montag unterschrieb Balerdi bis 2024.
