Zwei Zweitligisten boten Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund in dieser DFB-Pokal-Saison bereits die Stirn - und beide teilen sie sich im Grunde dasselbe Schicksal. Während die SpVgg Greuther Fürth in der 1. Runde ein spätes 1:2 nach Verlängerung kassiert hatte (Torschütze Marco Reus, 120.+1), fing sich Union Berlin eine Runde später ein spätes 2:3 in der Verlängerung . Torschütze? Marco Reus, 120.+1!
"Wir haben über 120 Minuten ein überragendes Spiel gemacht", erkannte hinterher nicht nur Union-Doppelpacker Sebastian Polter, der seine Farben als Joker zweimal nach Rückständen verdientermaßen wieder in die Spur gebracht hatte. "Wir haben Leidenschaft gezeigt und Spaß am Fußball gehabt. Gegen eine Mannschaft wie Dortmund so auf Augenhöhe zu sein, das war Weltklasse von uns. Ich muss den Hut vor der Mannschaft ziehen." Vollkommen zu Recht konnten die Eisernen auf diese Leistung stolz sein.
Doch im Moment des Abpfiffes überwog die pure Enttäuschung, für diesen Auftritt vor 72.732 Zuschauern im Signal-Iduna-Park eben nicht belohnt worden zu sein. Das konnte auch Berlins Trainer Urs Fischer nicht verbergen: "Es ist natürlich unheimlich bitter, das bereitet uns sicher keine Freude. Wir haben ein tolles Spiel gezeigt. Wir waren ganz nah an einer Sensation." Letztlich dominierte dann aber auch beim Schweizer das Positive: "Die Freude und der Stolz überwiegen. Die Mannschaft hat sich über 120 Minuten super präsentiert und Dortmund nicht so zur Entfaltung kommen lassen, wie sie sich das vorgestellt haben."
Reus: "Druck habe ich nicht verspürt"
Ganz später Siegjubel in Dortmund: Christian Pulisic und Matchwinner Marco Reus. imago
Dem konnte BVB-Coach Lucien Favre nicht widersprechen: "Es war sehr schwer, gegen diese Mannschaft zu spielen. Sie ist sehr gut organisiert, sehr stabil. Es ist schwierig, diese Mannschaft zu destabilisieren." Doch am Ende zählte allein der Sieg - und die Tatsache, dass die Westfalen mit diesem 3:2 im Duell der beiden bis dato ungeschlagenen Mannschaften nun das letzte unbesiegte Team im deutschen Profi-Fußball sind. Favre dazu: "Am Ende sind wir durch, nur das zählt. Es war nicht unverdient. Leider haben wir das 2:2 drei Minuten vor Schluss bekommen. Anschließend mussten wir noch 30 Minuten Verlängerung spielen. Aber zum Glück brauchten wir kein Elfmeterschießen."
Das war eben Matchwinner Reus zu verdanken, der zunächst geschont worden war und dann als Joker eingesetzt wurde. Der Nationalspieler schnappte sich nach dem späten Elfmeterpfiff den Ball in der ersten Minute der Nachspielzeit der Verlängerung, ließ sich auch von einer minutenlangen Unterbrechung nicht beeinflussen und verwandelte sicher oben rechts ins Eck. Sein trockener Kommentar: "Natürlich war es eine besondere Situation, weil es nach der 120. Minute war. Mir war schon klar, dass wir weiterkommen, wenn ich den mache. Aber mehr Druck habe ich dadurch nicht verspürt."