Logisch, dass er in den kommenden neun Tagen nicht nur als Fußballer, sondern auch als PR-Botschafter seines Klubs gefragt sein wird. Pulisic nimmt die Doppelrolle gelassen. "Ich bin US-Amerikaner, da habe ich diese Pflichten wohl", sagt der 19-Jährige. "Ich bin bereit zu tun, was immer ich tun soll."
Und das dürfte einiges sein! Denn der BVB-Profi, der 2015 von den Pennsylvania Classics in die Jugendabteilung der Borussia wechselte, ist in seiner Heimat längst kein unbeschriebenes Blatt mehr: Im Alter von 17 Jahren, sechs Monaten und 13 Tagen debütierte er als jüngster Spieler überhaupt für die US-Nationalmannschaft, bei der er inzwischen mit der prestigeträchtigen Rückennummer 10 aufläuft. Er gilt als größter Hoffnungsträger einer Sportart, die in den USA noch immer vor allem auf Mädchen anziehend wirkt und die ansonsten noch deutlich hinter den Top 4 (Basketball, Football, Baseball, Eishockey) zurücksteht. Daran konnte auch die verpasste Qualifikation für die WM 2018 in Russland nichts ändern.
Spielersteckbrief Pulisic
Bundesliga - 1. Spieltag
Soccer-Fans haben keine Zweifel - auch LeBron James nicht
Zweifel an den hohen Qualitäten Pulisics, der in 21 Länderspielen neunmal traf, haben die Soccer-Fans unter den sportbegeisterten US-Amerikanern jedenfalls nicht. Selbst LeBron James, der derzeit wohl populärste NBA-Profi, zeigte sich kürzlich auf seinem Instagram-Profil in einem Pulisic-Trikot.
Auch in Dortmunds Kader gilt Pulisic als einer der Spieler, die bei der Konkurrenz die meiste Fantasie hervorrufen - und das trotz einer insgesamt durchwachsenen Vorsaison. Vier Tore und sechs Vorlagen erzielte er in 32 Bundesliga-Einsätzen. Eine an sich ordentliche Bilanz, erst recht angesichts der insgesamt schwachen Performance seiner Mannschaft. Und doch gefühlt zu wenig angesichts des beachtlichen Aufschlags, den er in seinem ersten vollen Profijahr erzielt hatte (elf Torbeteiligungen in 29 Partien in der Saison 2016/17).
Pulisic nimmt sich viel vor
"Ich möchte besser werden", sagt Pulisic, angesprochen auf seine persönlichen Saisonziele. "Mehr Tore machen, mehr Assists sammeln, so viel wie möglich spielen." Die verpasste WM hatte daher auch etwas Gutes: Von Anfang an konnte er sich dem neuen Trainer Lucien Favre präsentieren, während die WM-Teilnehmer erst im Laufe der USA-Reise oder gar erst nach der Rückkehr nach Deutschland zum Team stoßen werden.
Im ersten Test bei Austria Wien (1:0) gelang Pulisic der Assist zum Siegtor von Alex Isak. Die nächste Gelegenheit sich zu zeigen, gibt es für ihn am Freitag (Ortszeit) gegen den englischen Meister Manchester City. Das wirkliche Highlight der US-Reise steht für ihn allerdings erst am 25. Juli (Ortszeit) an, wenn der BVB in Pittsburgh/Pennsylvania auf Benfica Lissabon trifft. "Bei diesem Spiel werden viele Familienmitglieder von mir dabei sein", sagt Pulisic, "viele von ihnen haben es bislang noch nicht nach Dortmund geschafft." Wie gut, dass der Junge mal wieder nach Hause kommt!
