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E-Mail-Eklat in Frankreich: Adrien Rabiot verweigert Reserve-Rolle in Nationalelf - Franck Ribery bringt sich ins Gespräch

Ribery bringt sich ins Gespräch

E-Mail-Eklat in Frankreich: Rabiot verweigert Reserve-Rolle

Hat sich selbst um die kleine Chance gebracht, noch mit Frankreich zur WM zu fahren: Adrien Rabiot.

Hat sich selbst um die kleine Chance gebracht, noch mit Frankreich zur WM zu fahren: Adrien Rabiot. imago

Sechs Länderspiele hat Adrien Rabiot bislang absolviert, mehr werden aber in absehbarer Zeit nicht hinzukommen. Der Mittelfeldspieler von Paris St. Germain hat sich beim französischen Verband mit einer E-Mail kurz vor der WM selbst ins Abseits gestellt.

Nationaltrainer Didier Deschamps hatte vorige Woche gleich seinen endgültigen 23-Mann-Kader für das Turnier in Russland bekanntgegeben , gleichzeitig aber eine elfköpfige Liste von Spielern benannt, die auf Abruf bereitstehen sollen, falls sich einer aus dem A-Aufgebot verletzen sollte. Dort stand neben dem von Kingsley Coman (Bayern) oder Alexandre Lacazette (Arsenal) auch Rabiots Name.

Spielersteckbrief Rabiot
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Die Reservisten dürfen in diesem Jahr, anders als vor der WM 2014 und der Heim-EM 2016, nicht am Trainingslager in Clairefontaine teilnehmen, sondern müssen sich selbstständig fit halten und erreichbar bleiben. Darauf hatte Rabiot anscheinend keine Lust.

Trainingspläne befolgen? Erreichbar sein? Das wollte Rabiot offenbar nicht

Am Montagabend erreichte Deschamps eine E-Mail, die Rabiot unterzeichnet, offenbar aber nicht selbst formuliert hatte. Inhalt: Als Reservist stehe er nicht zur Verfügung, er werde die ausgehändigten Trainingspläne nicht befolgen. Deschamps bestätigte inzwischen die Echtheit des Schreibens, auch wenn Rabiot nicht auf seine Kontaktversuche reagiert habe.

Sicher ist: Einen Gefallen hat sich der 23-jährige Nationalspieler mit seinem merkwürdigen Entschluss nicht getan. Verbandspräsident Noel le Graet sprach mit von einer "schlechten Entscheidung", mit der Rabiot "nur sich selbst bestraft", Deschamps von einem "schweren Fehler". Rabiot habe sich selbst aus der Gruppe ausgeschlossen. "Er ist 23, er ist jung. Wäre er 30 und hätte schon 50 Länderspiele, gäbe es vielleicht mildernde Umstände. Ich verstehe seine große Enttäuschung, aber die Nationalmannschaft steht über allem."

Ribery auf Ibiza: "Oh, Didier, ich bin bereit!!!"

Immerhin: Deschamps sah am Mittwochabend von der Aussage ab, Rabiot nie mehr zu berufen. "Solch radikale Positionen habe ich nie vertreten." Er hoffe vielmehr auf einen Reifeprozess beim langjährigen PSG-Profi, der sich bei der Nationalelf noch nie etwas habe zu Schulden kommen lassen. "Deswegen überrascht mich sein Verhalten umso mehr, es gab nicht das kleinste Anzeichen."

Einen Ersatz für Rabiot, der bei seinen wenigen Länderspielen nicht weiter aufgefallen war, kann Deschamps der FIFA nicht mehr melden - obwohl sich am Mittwoch prompt einer anbot: Franck Ribery, der 2014 zurückgetreten war, sich aber schon vor der EM 2016 via kicker noch einmal ins Gespräch gebracht hatte , twitterte mit wilden Ausrufezeichen und Emojis: "Ich bin auf Ibiza und wurde gerade angerufen: Ist ein Platz in der Reserve frei? Oh, Didier, ich bin bereit!!! Komm schon."

Nur wenn sich ein Mitglied des 23-Mann-Kaders, auf den sich Deschamps wie alle Nationaltrainer bis zum 4. Juni festlegen muss, bis zum Tag vor dem Auftaktspiel noch schwer verletzt, könnte Deschamps dafür auch einen Spieler außerhalb seiner jetzt nur noch zehnköpfigen Reservetruppe nachmelden. Vorsorglich (und inoffiziell) anrufen könnte er natürlich auch jetzt schon einen weiteren Kandidaten, davon will er jedoch absehen: "Wir werden so bleiben."

jpe