Champions League

Liverpool - Erinnerung an "Rome": Als Bruce Grobbelaar Luftgitarre spielte

Vor Liverpools Halbfinalduell mit der Roma

Erinnerungen an "Rome": Als Grobbelaar Luftgitarre spielte

Eine feindselige Stimmung und Pyro liegt in der Luft: Liverpool beim Finale in Rom 1984.

Eine feindselige Stimmung und Pyro liegt in der Luft: Liverpool beim Finale in Rom 1984. imago

Aus Liverpool berichtet Jörg Jakob

Roberto Firmino scherzt immer wieder mit Sadio Mané, Mohamed Salah läuft unscheinbar im Pulk der Liverpool-Profis mit. So lange das Training am frühen Montagabend in Melwood öffentlich ist, gehen Englands neuer Fußballer des Jahres und seine Teamkollegen die Sache sehr gelassen an. Locker machen, locker bleiben. Nach knapp 20 Minuten schickt Jürgen Klopp sein Aufgebot hinter den Sichtschutz im Trainingszentrum. Der Countdown beginnt. Für das Halbfinalhinspiel in der Champions League gegen den AS Rom an diesem Dienstag. Es ist das größte Spiel der Reds seit einem Jahrzehnt. 2008 schied der fünfmalige Henkelpott-Gewinner im Semifinale gegen Chelsea aus.

Jordan Henderson, ihr Kapitän, erinnert daran, dass praktisch alle im Team erstmals auf einer derart bedeutungsvollen Bühne stehen, aber: "Es könnte der Anfang sein von etwas wirklich Großem, auf das dann auch wir in zehn, zwölf Jahren stolz zurückblicken können."

Klopp hatte vor den Viertelfinalduellen gegen Manchester City gesagt, Liverpool-Tore von vor 30 Jahren würden ihm jeden Tag in buntesten Farben geschildert, nun sei es an der Zeit, selbst Geschichte zu schreiben. Vor diesem Halbfinale kommt man an ruhmreichen Kapiteln der Vergangenheit freilich nicht vorbei. Mit "Rome" beginnen schließlich drei große Erzählungen der Reds, die in diesen Tagen natürlich wieder die Runde machen.

1977: Das erste Mal gegen Gladbach

1977 gewann der Klub in Rom erstmals den Europapokal der Landesmeister, 3:1 siegten Kevin Keegan und Co. gegen Borussia Mönchengladbach. Nach der herausragenden Siegesserie des FC Bayern München von 1974 bis 1976 markierte dieser Erfolg den Beginn einer englischen Ära im wichtigsten europäischen Wettbewerb, geprägt vor allem von Liverpool.

Stadio Olimpico, 1984: Hodgson fing im Spielertunnel an zu singen

Zum vierten Mal der Henkelpott für Liverpool: Ian Rush (l.) & Co. feiern in Rom. imago

Sieben Jahre später holten die Reds den Meistercup zum vierten Mal, in Rom, gegen den AS Rom. Nicht nur Alan Kennedy, der das Elfmeterschießen entschied, 4:2, kann die unglaubliche, aber wahre Geschichte wiedergeben, die sich im Spielertunnel kurz vor dem Anstoß ereignete. Eine feindselige Stimmung und Pyro liegt in der Luft, als David Hodgson anfängt, einen Hit von Chris Rea zu singen: "I Don’t Know What It Is But I Love It". Einer nach dem anderen stimmt ein, schließlich singt die gesamte Liverpooler Mannschaft fröhlich mit.

"Bruce Grobbelaar spielte Luftgitarre dazu", schilderte Kennedy, der 1981 auch das 1:0 Siegtor im Endspiel gegen Real Madrid erzielt hatte, der "Times". Das Ende der Story ist bekannt: Grobbelaar, ein Spaßvogel vor dem Herrn, wackelt im Elfmeterschießen mit den Knien, die Weltmeister Bruno Conti und Francesco Graziani verschießen, die Roma verliert ihr Finale im Stadio Olimpico gegen die beeindruckend selbstbewusste Truppe um die Schotten Kenny Dalglish und Graeme Souness.

2002: Houlliers emotionale Rückkehr

In der Gruppenphase 2002 trafen die Endspielgegner von 1984 erstmals und zum bisher einzigen Male in der Champions League aufeinander. Die überraschende Rückkehr von Gerard Houllier auf die Trainerbank der Reds nach einer Herzoperation und fünfmonatiger Pause schuf eine besonders emotionale Atmosphäre für eine weitere spektakuläre Europapokal-Nacht in Anfield. 2:0 hieß es am Ende, in Rom hatte es ein 0:0 gegeben. Beide Teams erreichten damit sieben Punkte, Liverpool wurde Gruppenzweiter, Rom schied als Dritter aus.

Nur eine Randnotiz in der gemeinsamen Historie ist das UEFA-Cup-Achtelfinale 2000/01. Auch da setzten sich die Engländer durch, dank eines 2:0 bei den Römern. Deren 1:0-Erfolg in Liverpool hatte damit nur statistischen Wert, aber einen besonderen: Es ist der bislang einzige Sieg des AS Rom in 19 Europacupspielen auf der Insel.

Wer 2018 allen Grund zum Singen hat, wird aller Voraussicht nach wieder in "Rome" entschieden.

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