Bundesliga

Eintracht Frankfurt stellt Kevin-Prince Boateng offiziell vor: "Ich habe Niko Kovac als Vorbild gesehen".

Der Neuzugang stellt sich mit launigen Worten vor

Boateng: "Ich habe Kovac als Vorbild gesehen"

Fühlt sich wohl in seinem neuen Dress: Kevin-Prince Boateng im Eintracht-Trikot.

Fühlt sich wohl in seinem neuen Dress: Kevin-Prince Boateng im Eintracht-Trikot. picture alliance

Trainer Niko Kovac unternahm am Freitagmittag auf der Pressekonferenz zum Spiel in Freiburg gar nicht erst den Versuch, die Erwartungshaltung an Frankfurts spektakulärsten Neuzugang dieses Sommers zu dämpfen. Im Gegenteil. "Kevin besitzt fußballerisch alle Qualitäten. Letzte Saison hat er bei Las Palmas im 4-3-3 als Mittelstürmer gespielt, zehn Tore geschossen und fünf aufgelegt. Wir bekommen mit ihm sehr viel Variabilität, Mentalität und Erfahrung rein. Ich bin sicher, dass er dem Klub und der Mannschaft sehr viel geben wird", erklärt der Coach und führt aus: "Kevin will immer gewinnen, egal, ob er ein Trainings-, Freundschafts- oder Pflichtspiel bestreitet – er gibt alles. Ich glaube, dass gerade unsere jungen Spieler von ihm als Typ und Mensch sehr viel profitieren können, und ich erwarte, dass er ein Teil der Führungsriege ist." Schon am Sonntag in Freiburg könnte Boateng das erste Mal den Adler-Dress tragen. Sportvorstand Fredi Bobic rechnet in Sachen Spielgenehmigung mit keinerlei Komplikationen.

Sogar im hohen Norden, beim Hamburger SV, ist man angetan von der Verpflichtung. Der frühere Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen sagt: "Ich habe ihn auf Schalke mehrfach intensiv beobachten dürfen. Wenn er gesund ist, kann man der Eintracht nur gratulieren." Als Schalke-Mitglied beobachtet Bruchhagen seinen früheren Klub mit besonderem Interesse. Nachdem sich um 16 Uhr das Heer der Fotografen im Presseraum zurückgezogen hatte, ergriff Boateng das Wort und sprach über...

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Boateng über eine Einladung zum Essen, einen möglichen Kaltstart und seinen Bruder Jerome

...die vergangenen Tage: "Das ist natürlich immer ein bisschen hektisch: Man fliegt ein, hat nicht viel Zeit, muss zu den Tests, Blut abnehmen, Pipi machen, Fahrradfahren. Ich bin froh, dass alles so schnell geklappt hat, auch wenn wir schon etwas länger in Kontakt waren."

...seine Entscheidung für Eintracht Frankfurt: "Es gibt mehrere Gründe. Die Eintracht ist ein Traditionsverein, ein großer Verein, ein sehr interessanter Verein. Natürlich ist Frankfurt auch in der Nähe von meinem Zuhause in Mailand, das sind 50 Minuten Flugzeit, da bin ich gleich um die Ecke. Und ich kenne Fredi, Niko und Robert ganz gut. Das ist ein riesiges Plus, es ist mir wichtig, dass ich mit Leuten zusammenarbeiten, die mich kennen und einschätzen können."

...seinen Fitnesszustand: "Ich habe die gesamte Vorbereitung durchgezogen und stehe voll im Saft. Aber ich muss die Mannschaft und die Spieler kennenlernen. Ich habe das Glück, dass ich in Berlin geboren bin – ich bin ein Chamäleon und kann mich schnell anpassen."

Man fliegt ein, hat nicht viel Zeit, muss zu den Tests, Blut abnehmen, Pipi machen, Fahrradfahren.

Kevin-Prince Boateng

...die Gründe, weshalb die Eintracht für ihn ein spannender Klub ist: "Man hat es letztes Jahr schon gesehen: Auf der ganzen Welt bekam man mit, dass hier in der Hinrunde überragender und erfolgreicher Fußball gespielt wurde. Auch der Einzug ins Pokalfinale war positiv. Ich denke, dass es dieses Jahr ein Ziel ist, das ganze Jahr konstant zu spielen. Dann weiß man nie, was passiert, man kann in Europa spielen oder nochmal ins Pokalfinale kommen – oder es auch nicht schaffen."

...seine Erinnerungen an die Bundesliga: "Das sind sehr viele, positive, negative, da gibt es viele Geschichten. Aber Erinnerungen sind Erinnerungen, ich gucke nach vorne und freue mich auf die Chance hier. Und, das habe ich mir aufgeschrieben: Ich will Äppelwoi probieren - darauf freue ich mich auch. Die Bundesliga ist natürlich eine der stärksten Ligen der Welt. Wenn man die Chance hat, da zu spielen, sagt man natürlich nicht Nein."

...seine stärkste Position: "Ich will die Frage nicht falsch beantworten, sodass sie mir um die Ohren gehauen wird. Ich spiele da, wo der Trainer mich hinstellt. Rechter Verteidiger? Ich bin bereit. Der Trainer hat seine Idee, ich habe meine Idee, wo ich mich am stärksten sehe. Der Trainer sagte mir, dass ich vielseitig bin und er mich auf mehreren Positionen einsetzen kann. Im Endeffekt werden wir dann sehen, wo er mich aufstellt."

...die Kontaktaufnahme mit der Eintracht: "Wir haben schon mal im Winter geredet, aber da war der Zeitpunkt noch nicht gekommen. Es gibt eine lustige Geschichte: Als Niko Kovac vor ein paar Jahren Trainer geworden ist, habe ich ihn angerufen und gesagt, dass ich gerne mal mit ihm zusammenarbeiten möchte. Ich hatte immer das Gefühl, dass er ein überragender Trainer werden wird. Jetzt ist es wirklich dazu gekommen. Wir kennen uns schon aus Berlin, da habe ich ihn als Vorbild gesehen, weil er aus der gleichen Stadt und Straße kommt."

...die Reaktion seines Halbbruders Jerome: "Es ist klar, dass er sich freut, dass ich wieder um die Ecke bin. Wir werden uns wieder öfter sehen können. Aber er ist jetzt gerade in der Reha, will wieder fit werden. Ich habe meine Aufgaben, er seine, aber wir sehen uns schon am 9. Dezember."

...seine Rückennummer: "Ich habe höflich fragen lassen, ob ich vom zweiten Torwart die Nummer 17, eine meiner Lieblingsnummern, bekommen könnte – er hat sie mir gegeben. Ich werde ihn jetzt zum Essen einladen."

...einen möglichen Kaltstart am Sonntag in Freiburg: "Wenn ich spielen sollte, was sehr schwierig wäre, weil ich noch nicht mit der Mannschaft trainiert habe, möchte ich Präsenz zeigen. Mehr kann man nicht erwarten. Ich hoffe, dass ich die komplette nächste Woche mit der Mannschaft trainieren kann, dann sieht das schon ein bisschen anders aus."

...den SC Freiburg: "Ich habe es nicht so gemocht, dort zu spielen, weil es sehr schwer ist. Das ist ein kleines Stadion, die Freiburger rennen viel, sind sehr aggressiv, man hört immer das Hecheln – es war nicht immer einfach da. Aber wir werden uns gut darauf einstellen. Wir sind Eintracht Frankfurt, wir fahren dahin, werden gewinnen und dann kommen wir wieder nach Hause."

Aufgezeichnet von: Julian Franzke