DFB-Pokal

Hertha-Statement: "Kollektivstrafen sind kein Allheilmittel"

Berliner Gedanken zu den Vorkommnissen in Rostock

Hertha-Statement: "Kollektivstrafen sind kein Allheilmittel"

Viel Rauch: Pyrotechnik im Berliner Block beim Pokalspiel in Rostock.

Viel Rauch: Pyrotechnik im Berliner Block beim Pokalspiel in Rostock. imago

"1. Wir verurteilen die Vorkommnisse beider Fan-Lager während unseres Spiels im DFB-Pokal bei Hansa Rostock aufs Schärfste. Der Auftritt Einiger im Fanblock von Hertha BSC entspricht in keiner Weise unserem Wertesystem.

2. Weder Feuerwerkskörper, die nicht nur gezündet, sondern gezielt auf Menschen in einem vollbesetzten Fanblock geschossen werden, wobei erhebliche Verletzungen billigend in Kauf genommen wurden, noch der Einbruch in Räumlichkeiten der Fans, der Diebstahl einer Blockfahne und entsprechende Präsentation als Provokation gehören zum Fußball.

3. Es wird gerade in der Öffentlichkeit rege diskutiert, was dem Fußball, diesem Spiel, das wir alle lieben und uns alle seit Kindheit fasziniert, alles schadet oder ihn gar zerstört. Das, was einige Unverbesserliche in Rostock auf beiden Seiten gezeigt haben, gehört jedenfalls zweifelsfrei dazu!

Das Hoffen auf einen Selbstreinigungsprozess innerhalb der Fanszene ist vergeblich.

4. Immer wieder gelingt es leider einem kleinen Teil innerhalb von Fangruppierungen, nicht nur dem Fußball im Allgemeinen, sondern auch ihrem Verein und auch ihrer eigenen Fangruppierung im Speziellen, massiv zu schaden. Hier müssen alle Möglichkeiten zur Täterermittlung ausgeschöpft werden, um diese Täter zu bestrafen. Das Hoffen auf einen Selbstreinigungsprozess innerhalb der Fanszene ist vergeblich. Auf der anderen Seite ist das alleinige Aussprechen von Kollektivstrafen sicherlich kein Allheilmittel. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Reaktion der restlichen Fans im Ostseestadion, die auf ihren eigenen Block mit dem Sprechchor "Und ihr wollt Hansa Rostock sein?" auf das Verbrennen des gestohlenen Blockbanners von Hertha BSC reagiert haben.

5. Zunächst solidarisieren sich beide Fankurven gemeinsam gegen den DFB, um sich danach wieder ihrer persönlichen Feindschaft zuzuwenden. Diese Szenerie ist Beleg für die aktuelle Diskussion um den Fußball. Die gegenseitigen Zuweisungen, wer den Fußball angeblich nun 'mehr kaputt macht', helfen sicher nicht weiter. Denn das hat bereits dazu geführt, dass diese Diskussion derzeit nicht mehr differenziert, sondern viel zu pauschal und immer aggressiver und ultimativer geführt wird. Alle Beteiligten sind aufgefordert, gemeinsam an einem Tisch nach Lösungen zu suchen. Hierzu bedarf es aber gewisser 'Spielregeln', die von den Verbänden DFB und DFL, den Vereinen und den Fanvertretern verabredet werden müssen. Dazu gehört in jedem Fall eine Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten. Diese Gesprächs- und Kompromissbereitschaft gilt allerdings nicht für Fälle, in denen es um Straftaten geht.

Wir halten ein gemeinsames Vorgehen mit allen Vereinen und den Verbänden für unabdingbar.

6. Wir werden die Geschehnisse von Rostock mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln aufarbeiten und weiterhin gemeinsam mit den Behörden alle Möglichkeiten nutzen, die Ermittlung der Einzeltäter zu forcieren. Wir sind überzeugt davon, dass wir mit der Ermittlung und Verurteilung von einzelnen Straftätern die Vielzahl der wirklichen Fußballfans schützen können.

7. Hertha BSC wird im nächsten Schritt mit dem DFB-Präsidenten Reinhard Grindel und Christian Seifert, dem Geschäftsführer der DFL in den nächsten Tagen das Gespräch suchen, um ein gemeinsames Vorgehen in dieser aktuellen Thematik zu besprechen, denn wir halten ein gemeinsames Vorgehen mit allen Vereinen und den Verbänden für unabdingbar. Zudem möchten wir darauf hinweisen, dass es sich hierbei auch um eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung handelt, die nicht nur die verantwortlichen Institutionen im Fußball, sondern eben auch in der Politik vor eine Herausforderung stellt."

kon