4000 Atletico-Fans unterstützten ihre Mannschaft beim bitteren 0:3 gegen Real leidenschaftlich. Dass überhaupt so viele Anhänger des Arbeiterklubs im Bernabeu sein konnten, dafür sorgten im Vorfeld die Atleti-Stars höchstpersönlich. Denn: Wie der Verein wenige Tage vor dem Halbfinal-Clinch mitteilte, übernahmen die Spieler einen Großteil der Kosten für die Eintrittskarten.
Genauso viel Liebe gaben die Anhänger ihrer Mannschaft dann auch zurück: Trotz des 0:3 blieben Pfiffe, die auf Seiten von Real bei einem 0:1-Rückstand wohl bereits zu hören gewesen wären, aus. Ganz im Gegenteil, denn nachdem ein Großteil der freudetrunkenen Real-Fans das Stadion bereits verlassen hatte, feierte der noch immer volle Atletico-Block die Mannschaft - und stimmte mit Inbrunst die Vereinshymne an. Auf den nächsten geplatzten Traum in der Königsklasse würden wohl nicht alle Fanlager so reagieren.
Kompaktheit und schnelles Umschalten fehlen
Was Trainer Diego Simeone seit Jahren aus dieser Mannschaft herausholt, ist schlichtweg beeindruckend. Im Vergleich zu vielen europäischen Schwergewichten, die in der jüngeren Vergangenheit regelmäßig hinter den Rojiblancos landeten, liegt bei Atletico der Fokus stets auf dem Kollektiv. Dieses war es auch, das am Dienstagabend auf dem Platz versagte. Die in Europa gefürchtete Kompaktheit samt brandgefährlichen Umschaltsituationen ging dem Underdog komplett abhanden. Nach vorne brachten Antoine Griezmann & Co. kaum etwas zustande, hinten machte nicht nur Lucas einen Tag nach seiner Vertragsverlängerung (bis 2022) eine schlechte Figur.
Glaube bei Koke: "Fragt mal bei PSG nach"
Dass das Resultat am Ende nicht noch höher ausfiel, war speziell Schlussmann Jan Oblak zu verdanken. "Heute ist ein schwieriger Tag. Vor allem die Fans muss man um Entschuldigung bitten, die, die ins Bernabeu gekommen sind, und die, die zu Hause geblieben sind. Weil das war heute gar nichts", haderte Koke. Der spanische Nationalspieler richtete dennoch den Blick nach vorne: "Wir wissen, dass es ein Rückspiel gibt, und wir haben große Lust auf dieses Finale. Das wollen wir für uns und auch für diese Anhängerschaft, die uns immer unterstützt, erreichen. Dafür werden wir alles geben."
Der Fußball hält unerwartete Dinge parat.
Atletico-Coach Diego Simeone
Auch für eine Kampfansage hatte der 25-Jährige noch genug Kraft. "Wir haben Real in unserem Stadion schon mal 4:0 (im Februar 2015, Anm.d.Red.) geschlagen. Auch mit Ronaldo. Das ist Fußball, also würde ich ein Comeback nicht ausschließen. Fragt mal bei PSG nach", so der gebürtige Madrilene. Coach Simeone legte nach: "Es ist verdammt kompliziert, aber das ist Fußball. Und der Fußball hält unerwartete Dinge parat." Auch ein Wunder im Vicente Calderon am nächsten Mittwoch?
Atletico fans singing the Atletico anthem in the Bernabeu long after the final whistle pic.twitter.com/hB4pnz8XgH
— Miguel Delaney (@MiguelDelaney) 2. Mai 2017