Champions League

Leicesters Märchen-Exkurs macht Ranieri wütend

Große Diskrepanz zwischen Liga und Königsklasse

Leicesters Märchen-Exkurs macht Ranieri wütend

Das darf doch nicht wahr sein: Über die Champions-League-Siege kann sich Leicester-Coach Claudio Ranieri nur bedingt freuen.

Das darf doch nicht wahr sein: Über die Champions-League-Siege kann sich Leicester-Coach Claudio Ranieri nur bedingt freuen. imago

3:0 in Brügge, 1:0 gegen Porto und 1:0 gegen Kopenhagen - verlustpunktfrei und noch ohne Gegentor führt Leicester die Gruppe G an. Was die Foxes international auf den Platz kriegen, erinnert doch schwer an das vergangene Märchen-Jahr. Das kann man vom tristen Liga-Alltag nicht gerade behaupten: Nach acht Spielen hat Leicester erst acht Punkte auf dem Konto, auch das Torverhältnis von 8:14 kann niemanden von den Sitzen reißen. Von der Titelverteidigung war ohnehin nicht die Rede, der schwache Start sorgte aber gar für viel Kritik. Nach der desillusionierenden 0:3-Pleite beim FC Chelsea sind die Foxes Tabellen-13. und damit den Abstiegsrängen näher als den internationalen Plätzen.

In einer Reihe mit Milan, PSG, Juve und Malaga

Auf der Insel haben sich die Gegner inzwischen auf die Spielweise von City eingestellt, zudem suchen die Garanten des Triumphzugs der vergangenen Saison wie Torjäger Jamie Vardy (erst zwei Saisontore) ihre Form. Es ist wieder Alltag eingekehrt in den East Midlands. Nur nicht, wenn die Champions-League-Hymne erklingt. Denn dort geht das Wunder weiter, durch das 1:0 gegen Kopenhagen am Dienstagabend hat Leicester das Ticket für das Achtelfinale fast schon sicher. Fakt ist: Nur der AC Mailand, Paris St. Germain, Juventus Turin und der FC Malaga legten bei ihrem Debüt in der Königsklasse einen ebenso beeindruckenden Start hin. Die Mannschaft von Coach Ranieri befindet sich also in bester Gesellschaft.

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Pl. Verein Punkte
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9
2
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4
3
FC Porto FC Porto
4
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Ranieri Claudio

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Eine Sache ist sicher - es scheinen derzeit zwei Teams von Leicester City zu existieren.

Die "BBC" über die zwei Gesichter der Foxes

Fragt sich nur, wie lange noch. Den Anhängern war's am Dienstag egal, im King Power Stadium herrschte ausgelassene Partystimmung. Das war nur bedingt im Sinne von Ranieri. Der Italiener lobte sein Team für den verdienten Sieg, im Augenblick der nächsten Europapokal-Glanzstunde verwies er aber auf das enttäuschende Abschneiden in der heimischen Liga. Die Diskrepanz zwischen Königsklassen-Glanz und Premier-League-Tristesse mache ihn "sehr, sehr wütend", betonte Ranieri.

Immerhin: Die große Sorge auf der Insel, Leicester sei für die internationale Bühne viel zu schlecht und würde dem englischen Fußball in Europa mehr schaden als nutzen, hat sich als unbegründet erwiesen. Nicht zu vergessen ist dabei auch, dass die Gruppe mit Kopenhagen, Porto und dem FC Brügge eher an Europa League denn an Champions League erinnert. Das will in den East Midlands aber freilich niemand hören.

"...dann wächst du an diesen Aufgaben"

Kann den Traum von der Champions League noch nicht so recht genießen: Leicester formschwacher Torjäger Jamie Vardy.

Kann den Traum von der Champions League noch nicht so recht genießen: Leicester formschwacher Torjäger Jamie Vardy. imago

"Eine Sache ist sicher - es scheinen derzeit zwei Teams von Leicester City zu existieren", bilanzierte die BBC. Und obwohl Ranieri die Spieler für die zwei unterschiedlichen Gesichter geißelte, so zeigte der 64-Jährige zugleich Verständnis für die Schwankungen der Mannschaft, die bis zu ihrem kometenhaften Aufstieg im vergangenen Frühjahr noch gegen den Abstieg kämpfte. "Wenn du in einem großen Wettbewerb zum ersten Mal dabei bist, dann wächst du an diesen Aufgaben", sagte der City-Coach, "gleichzeitig verlierst du ein bisschen die Spannung, wenn du zurück in deiner eigenen Liga bist."

Ein Sinnbild dafür: Am Samstag geht's runter von der internationalen Bühne und rein ins Heimspiel gegen das "graue" Crystal Palace. Doch Ranieri hat die Hoffnung in seine Mannschaft, mit der er im vergangenen Jahr Berge versetzte, nicht aufgegeben. Vielleicht ist in der Liga ja irgendwo auch noch der alte Glanz zu finden, der eine ganze Region in der letzten Saison in Ekstase versetzte.

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