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"Kritisiert Liverpool!" Mourinhos theatralische Analyse

ManUnited-Trainer wundert sich über Klopps Taktik

"Kritisiert Liverpool!" Mourinhos theatralische Analyse

"Ihr sagt ja gerne, Liverpool ist im Spiel nach vorne das letzte Weltwunder...": ManUnited-Trainer José Mourinho.

"Ihr sagt ja gerne, Liverpool ist im Spiel nach vorne das letzte Weltwunder...": ManUnited-Trainer José Mourinho. picture alliance

José Mourinho war mal wieder in seinem Element. Wenn es darum geht, den etwas anderen Blick auf ein Spiel kundzutun, ist "The Special One" nicht weit. Das umkämpfte 0:0 beim FC Liverpool am Montagabend - Manchester United hat damit nur eines seiner letzten fünf Ligaspiele gewonnen - analysierte er als Meister der Selbstverteidigung.

"Wir haben das Spiel taktisch kontrolliert. Wir haben das Spiel emotional kontrolliert", behauptete er nach einem Duell, in dem seine Mannschaft nur 35 Prozent Ballbesitz hatte. So gering war dieser Wert für United, Englands stolzen Rekordmeister, seit der erstmaligen Erfassung 2003 noch nie. Und das gegen den erbitterten Erzrivalen.

"Weil zwei Schüsse aufs Tor bei 65 Prozent Ballbesitz..."

Mourinho nutzte ihn für seine Zwecke. "Ihr sagt ja gerne, Liverpool ist im Spiel nach vorne das letzte Weltwunder", spöttelte er Richtung Medienvertreter - tatsächlich haben die Reds unter Klopp so viele Tore geschossen wie kein anderer Premier-League-Klub. "Aber sie sind auch eine Mannschaft, die verteidigt und defensiv denkt."

Was Mourinho meinte: "Aus irgendeinem Grund haben sie mit Emre Can und Jordan Henderson gespielt, und das für 90 Minuten, obwohl sie normalerweise mit mehr Spielern im Angriff planen. Sie waren sehr vorsichtig. Wie viele Schüsse aufs Tor hatte Liverpool heute? Zwei. Ihr müsst Liverpool kritisieren, nicht uns. Weil zwei Schüsse aufs Tor bei 65 Prozent Ballbesitz" - Mourinho zog theatralisch die Augenbrauen hoch - "das ist ihr Problem, nicht unseres".

Klopp kritisch: "Wir haben die Geduld verloren"

"Sie sind ein sehr gutes Team", betonte der Portugiese zwar auch. Doch mit den Lobeshymnen für Liverpool in den letzten Wochen, ausgelöst durch mitreißende Spiele und fünf Pflichtspielsiege in Folge, scheint er ein gehöriges Problem gehabt zu haben; anscheinend wollte er den Erzrivalen zumindest verbal ein wenig entzaubern.

Auf dem Rasen gelang das Paul Pogba & Co. durchaus auch, wobei Klopp den ungewöhnlich zurückhaltenden Auftritt seiner Mannschaft eher an ihr als am Gegner festmachen wollte. "Die beste Nachricht heute Abend ist, dass wir einen Punkt haben und zu null gespielt haben, sonst nichts. Wir können das viel besser", meinte er und forderte: "Wenn der Gegner eine besondere Atmosphäre auf dem Rasen schafft, müssen wir cool bleiben. Wenn er uns jagen will, müssen wir Umschaltbewegungen nutzen. Solche Situationen hatten wir zwar, aber im letzten Drittel haben wir die Geduld verloren. Das Motto war nur noch: 'Gib Daniel (Sturridge, d.Red.) den Ball'." Trotzdem bleibt Liverpool nur zwei Punkte hinter Spitzenreiter Manchester City - und drei vor United.

jpe