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1973, Regen-Chaos in Anfield: Als Keegan Libero Netzer versenkte

Fanatastisches Rückspiel ohne Happy End

1973, Regen-Chaos in Anfield: Als Keegan Libero Netzer versenkte

Wiederholungsspiel nach dem Regen: Libero Netzer war dem Angriffswirbel im "Mighty Mouse" Kevin Keegan hilflos ausgesetzt.

Wiederholungsspiel nach dem Regen: Libero Netzer war dem Angriffswirbel im "Mighty Mouse" Kevin Keegan hilflos ausgesetzt. imago

Für das Auswärtsspiel am 9. Mai 1973 hatte sich der VfL-Trainer etwas Besonderes ausgedacht. Weil Klaus-Dieter Sieloff nach einer langen Verletzungspause noch nicht in Form war und Jürgen Wittkamp wegen seiner Verwicklung in den Bundesligaskandal (mit Schalke 04) gesperrt war, teilte Weisweiler seinem Mittelfeld-Strategen Günter Netzer die Libero-Rolle zu.

Der Schachzug schien aufzugehen, denn die Gladbacher hielten dem Anrennen des FC Liverpool tapfer stand. 28 Minuten lang jedenfalls, dann stoppte sie der sintflutartige Regen in Liverpool und Schiedsrichter Erich Linemayr aus Österreich. Das Spiel wurde beim Stand von 0:0 abgebrochen und unter dem Protest der Zuschauer für den nächsten Tag neu angesetzt.

Bor. Mönchengladbach - Vereinsdaten
Bor. Mönchengladbach

Gründungsdatum

01.08.1900

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Schwarz-Weiß-Grün

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FC Liverpool - Vereinsdaten
FC Liverpool

Gründungsdatum

15.03.1892

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Die Anfield Road war am 10. Mai 1973 nur noch mit 41.169 Fußballfreunden besetzt (gegenüber 56.000 am Tag zuvor), doch die machten beim zweiten Anlauf nicht weniger Lärm als beim ersten. "Hier möchte ich jeden Tag Fußball schauen", schrieb Reporter Hans-Günther Martin in der Rheinischen Post und schwärmte von der Disziplin, der Fairness und der Inbrunst des Liverpooler Publikums.

Noch ist der UEFA-Pokal nicht in Liverpool. Wenn meine Mannschaft in ihren Spielrhythmus kommt, kann sie auch gegen diese Weltklassemannschaft 4:0 gewinnen.

Gladbachs Trainer Hennes Weisweiler

Von Borussia konnte er nicht so viel schwärmen. Der Kampf- und Einsatzkraft und der Zähigkeit der Engländer konnten Günter Netzer und seine Teamkollegen an diesem Tag nichts entgegensetzen. Schon zur Pause führten die Gastgeber nach zwei Treffern von Kevin Keegan mit 2:0, dass der Rückstand nicht noch höher ausfiel, war VfL-Keeper Wolfgang Kleff zu verdanken, der einen Elfmeter von Keegan hielt. Das 3:0 fiel dann nach rund einer Stunde durch einen Kopfball von Larry Lloyd, Jupp Heynckes verpasste die Chance, auf 1:3 zu verkürzen, als er wenig später mit einem Elfmeter an Liverpools Schlussmann Ray Clemence scheiterte. 0:3 verloren – doch aufgeben wollte Hennes Weisweiler trotzdem noch nicht: "Noch ist der UEFA-Pokal nicht in Liverpool. Wenn meine Mannschaft im Rückspiel in ihren Spielrhythmus kommt, kann sie auch gegen diese Weltklassemannschaft 4:0 gewinnen."

Zwei Heynckes-Tore reichten nicht

Natürlich hatte Borussia für das Rückspiel am 23. Mai alle 34.905 Karten für den Bökelberg verkauft. "90 Minuten Powerplay", kündigte Angreifer Bernd Rupp an, und auch Torjäger Jupp Heynckes machte Mut: "Liverpools Abwehr ist zu knacken."

Was er damit meinte, zeigte er höchstpersönlich. Nach 39 Spielminuten führte Borussia durch zwei Heynckes-Tore mit 2:0, es fehlte also nur noch ein Treffer, um das Ergebnis aus dem Hinspiel zu egalisieren. Das dritte Tor aber wollte nicht fallen. Henning Jensen, Bernd Rupp und Günter Netzer ließen gute Chancen aus, und je länger das Spiel dauerte, desto besser bekam die Hintermannschaft der Gäste die VfL-Offensive in den Griff. Am Ende durften die Engländer um ihren legendären Trainer Bill Shankly jubeln, gemeinsam mit den 1.200 von der Insel mitgereisten Fans taten sie das ausgiebig.

Wir sind froh, dass wir das überstanden haben.

Liverpools Trainer Bill Shankly

Für die Borussen gab es nur Lob, das aber fiel üppig aus. Bundestrainer Helmut Schön, der Augenzeuge der Partie im Stadion war, schwärmte: "Welch ein großartiges Spiel! Liverpool hat mich enttäuscht, aber das lag an der Leistung der Gladbacher." Und Liverpools Trainer Bill Shankly bezeichnete Borussia als die beste stürmende Mannschaft, die er jemals in Europa gesehen habe. "Wir sind froh, dass wir das überstanden haben."

Quelle: Homepage Borussia Mönchengladbach

kon