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Harakiri-Roma sieht Rot - und scheitert an sich selbst

Totti "feiert" seinen 40. Geburtstag in der Europa League

Harakiri-Roma sieht Rot - und scheitert an sich selbst

Aus der Traum von der Champions League: Die Roma scheiterte an Porto - und an sich selbst.

Aus der Traum von der Champions League: Die Roma scheiterte an Porto - und an sich selbst. picture alliance

Die Nicht-Leistung der Roma am Dienstag beim CL-Quali-Rückspiel gegen den FC Porto - nach dem ordentlichen 1:1 im Hinspiel - kannte viele negative Geschichten. Ein Potpourri der Katastrophen, das der Reihe nach erzählt werden muss.

Es begann mit dem 0:1 in der 8. Spielminute, als die gesamte Hintermannschaft der Italiener in einen Tiefschlaf verfiel und Torschütze Felipe am langen Pfosten komplett aus den Augen verlor. Der Brasilianer bedankte sich und nickte eiskalt ein.

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Es ging weiter mit spielerischen Offenbarungseiden: Die Roma konnte sich kaum in Szene setzen, konnte kaum die Abwehr der Portugiesen gefährden. Im Mittelfeld wirkte Kevin Strootman langsam und behäbig, Sturmtank Edin Dzeko hing in der Luft oder wurde unnötigerweise mit Steilpässen geschickt. Der schnellste Spieler ist der Bosnier bekanntlich nicht. Mohammed Salah dagegen, der wirklich in Windeseile unterwegs ist, probierte es teils mit dem Kopf durch die Wand - und vergab nach einem überlegten Rückpass von Dzeko die beste Möglichkeit der Partie: Iker Casillas, der im Alter von 35 Jahren in seine 18. Champions-League-Saison gehen wird (Rekord mit Ryan Giggs), hielt den Flachschuss brillant mit dem linken Fuß (37.).

Es folgte der Bärendienst des Kapitäns: Daniele de Rossi zog tief in der gegnerischen Hälfte voll durch und traf Maxi Pereira mit durchgestrecktem Bein. Eine Verletzung wurde leichtfertig in Kauf genommen, die Rote Karte gab es folgerichtig (40.). Im Übrigen schon zu diesem Zeitpunkt der zweite Platzverweis in den beiden Spielen gegen Porto, im Hinspiel hatte Neuzugang Thomas Vermaelen Gelb-Rot gesehen. Trainer Luciano Spalletti sollte später dazu sagen: "Wir haben uns naiv verhalten. Seit ich den Verein wieder übernommen habe (14. Januar 2016; Anm.d.Red.), haben wir kein Spiel mit zehn Mann beendet." Wennschon, dennschon - wäre nun angebracht, denn es sollten am Ende gar neun Spieler auf dem Platz stehen.

Denn es war kaum zu glauben, was nun geschah: Nachdem taktisch reagiert und Verteidiger Emerson für Paredes einwechselt worden war (42.), leistete sich Ersterer in der 50. Minute die nächste Harakiri-Aktion. Der Linksverteidiger rauschte im Mittelfeld ohne große Not heftig in den Zweikampf mit Jesus Corona und trat diesen böse. Auch hier zeigte Referee Szymon Marciniak glatt Rot - und die Römer spielten nur noch zu neunt.

Der Horror-Streifen setzt sich nahtlos fort

Francesco Totti

Leerer Blick: Francesco Totti hätte sicherlich gerne noch einmal in der Champions League gespielt. Getty Images

Ein Tor hätte den Giallorossi insgesamt gereicht, um zumindest die Verlängerung zu erreichen. Geduld wäre angebracht gewesen, doch diese hatte der Serie-A-Klub an diesem Abend im Stadio Olimpico, wo sich viele Anhänger nach dem souveränen 4:0-Ligaauftakt gegen Udine verdutzt die Augen gerieben haben dürften, nicht.

Weitere Beispiele gefällig? Beim 0:2 rannte Torwart Wojciech Szczesny wie von der Tarantel gestochen aus seinem Tor und an Miguel Layun vorbei. Dieser musste aus über 20 Metern nur noch ins leere Tor einschieben (73.). Zwei Minuten später düpierte Corona bei einer schönen Einzelaktion Gegenspieler Kostas Manolas, der sich bei der zweiten Körperdrehung nicht mehr auskannte, und knallte das Leder aus spitzem Winkel zum 3:0-Schlusspunkt unter die Querlatte. Die Demütigung der Roma war vollkommen.

Spalletti: "Das tut weh"

Während sich der FC Porto absolut verdient zum 21. Mal für die Champions League qualifizierte (Rekord zusammen mit Barcelona und Real Madrid), sprachen die hängenden Köpfe der Roma-Akteure Bände. Neben dem einzig agilen Akteur Radja Nainggolan, der sich stets bemühte und immer noch etwas versuchte, vor allem der Kopf von Francesco Totti. Die Vereinsikone stand desillusioniert am Seitenrand und musste wie viele andere erkennen: Einen Auftritt auf der großen Bühne Königsklasse für den bald 40-Jährigen, der mutmaßlich seine letzte Saison spielt, wird es nicht mehr geben.

"Das tut weh", gestand derweil Coach Spalletti ein, der darauf anspielte, was für einen schweren Weg seine Schützlinge gegangen waren, um überhaupt so weit zu kommen. In der Tat hatte sich die Roma vergangene Spielzeit nach einem Kraftakt noch auf Rang drei gehievt, die CL-Quali war erreicht. Nun bleibt die Europa League - immerhin.

Nainggolan geht voran

Radja Nainggolan

Schrie die Enttäuschung hinaus: Radja Nainggolan. Getty Images

Es wird einmal mehr interessant sein, wie der Verein mit solch einem Nackenschlag umzugehen weiß. In den letzten beiden Spielzeiten hatten die Giallorossi schließlich stets in wichtigen Phasen die Chance auf die Meisterschaft verspielt, was Ex-Trainer Rudi Garcia letztlich den Job kosten sollte. Abhaken ist angesagt, wie Nainggolan richtigerweise nach Spielschluss anmerkte: "Wir müssen aus diesen Fehlern lernen und uns voll auf Sonntag fokussieren. Wir müssen nun in der Liga (bei Cagliari; Anm.d.Red.) gewinnen."

Der belgische Nationalspieler, der ein Teil der "neuen Roma" ist, wurde seinem Ruf als Aushängeschild abschließend abermals gerecht. Warum? Ganz einfach. Er versprühte in der dunkelsten Stunde dieses Jahres Optimismus: "Wir haben zu neunt trotzdem Herz gezeigt und immer noch etwas probiert. Nun sind wir eben in der Europa League - und warum sollten wir in diesem Wettbewerb nicht weit kommen? Das könnte ein neues Ziel sein."

mag

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