Champions League

Wengers Albtraum: "Abwehr-Selbstmord"

Weltmeister Per Mertesacker im Kreuzfeuer der Kritik

Wengers Albtraum: "Abwehr-Selbstmord"

Sinnbildlich für Arsenals Abend: Alexis Sanchez (li.) lässt den Kopf hängen, während Monacos Spieler jubeln.

Sinnbildlich für Arsenals Abend: Alexis Sanchez (li.) lässt den Kopf hängen, während Monacos Spieler jubeln. Getty Images

FC Barcelona, AC Mailand, FC Bayern und FC Bayern: In den letzten vier Jahren war Arsenal bei der Auslosung für das Achtelfinale der Königsklasse wahrlich nicht vom Glück verfolgt. Gegen keinen der großen Namen konnten sich die Nord-Londoner durchsetzen. Zwar qualifizierten sich die "Gunners" zum 17. Mal (!) in Folge für die Gruppenphase der europäischen Eliteklasse, doch zum Titel langte es in dieser Zeit nicht.

Nach der 1:3-Heimschlappe gegen Monaco droht nun zum fünften Mal in Folge das Ausscheiden in der Runde der letzten 16. Gegen perfekt organisierte, clevere und eiskalte Franzosen fand vor allem die Offensive um Weltmeister Özil kein Durchkommen gegen "die geparkte Yacht", wie es englische Medien in Anlehnung an den "Bus vorm Tor" bezüglich des Abwehr-Bollwerks titulierten.

Für Mertesacker war das Spiel eine persönliche Tortur.

Der "Guardian" kritisiert Weltmeister Per Mertesacker

Coach Wenger zeigte sich im Anschluss mehr als angefressen, schließlich setzte seine "alte Liebe", die er zwischen 1987 und 1994 trainierte, den Viertelfinal-Träumen des Franzosen einen gewaltigen Dämpfer. "Wir haben nur mit Herz und nicht mit Köpfchen gespielt", schimpfte der 65-Jährige, "auf diesem Level funktioniert das aber nicht."

Doch damit noch nicht genug. Wenger monierte vor allem die fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor, gepaart mit einer defensiv anfängerhaften Vorstellung: "Unsere Abwehr hat Selbstmord begangen. Wir waren in der Defensive nicht auf der Höhe."

Freude nach dem 0:2: Torschütze Dimitar Berbatov (3.v.li.) jubelt mit seinen Teamkollegen.

Freude nach dem 0:2: Torschütze Dimitar Berbatov (3.v.li.) jubelt mit seinen Teamkollegen. Getty Images

Eine harsche Kritik, die besonders an Kapitän Mertesacker gerichtet war, der beim 0:1 im Weg stand und den Fernschuss von Monacos Kondogbia unhaltbar für Arsenal-Keeper David Ospina abfälschte. "Diese Szene hat das Spiel auf den Kopf gestellt", erklärte der 100-fache Nationalspieler im Anschluss und räumte ein: "Wir waren zeitweise naiv. Jetzt sind wir natürlich sehr enttäuscht." Auch beim 0:2 des Ex-Leverkuseners Dimitar Berbatov patzte der 30-Jährige im Mittelfeld, weswegen die englische Presse ihren Sündenbock in ihm fand: "Für Mertesacker war das Spiel eine persönliche Tortur", schrieb beispielsweise der "Guardian".

"Erbärmlich. Chaotisch. Naiv."

Doch Wenger kam ebenfalls zum wiederholten Male nicht ungestraft davon. Mit seiner Wahl, gegen die starke Abwehr des Teams aus dem Fürstentum (nur ein Gegentor in der Gruppenphase) anfangs auf die schnellen Alex Oxlade-Chamberlain und Theo Walcott zu verzichten, schoss sich der Coach selbst ins Bein. Mit dem über 90 Minuten fast unsichtbaren Mesut Özil auf der Zehner-Position sowie Danny Welbeck auf der linken Außenbahn wirkte Arsenal im Angriff behäbig. Hinzu kam ein zuletzt stark aufgelegter Torjäger Olivier Giroud, der beste Möglichkeiten ungenutzt ließ.

"Monaco ist ein unüberwindbarer Fels. Danke für das, was du getan hast": Der Dank der AS-Fans an Ex-Trainer Arsene Wenger.

"Monaco ist ein unüberwindbarer Fels. Danke für das, was du getan hast": Der Dank der AS-Fans an Ex-Trainer Arsene Wenger. Getty Images

"Es war eine weitere Nacht, die Zweifel an Wengers Fähigkeit weckt, eine Mannschaft mit einer soliden Struktur zusammenzustellen", wütete der "Guardian". Als "erbärmlich, chaotisch und naiv" bezeichnete es der "Daily Telegraph". Jamie Redknapp, Experte beim englischen Pay-TV-Sender "Sky Sports", meinte, das "war wahrscheinlich Wengers enttäuschendste Vorstellung auf europäischer Ebene".

Für das Rückspiel in drei Wochen sieht sich der Tabellendritte der Premier League nun im Hintertreffen: "Die Erwartungen sind jetzt nicht so hoch. Wir haben viel dazugetan, dass wir Außenseiter sind", erklärte Mertesacker, "aber eine klitzekleine Hoffnung haben wir noch. Wir haben uns immer wieder zurückgekämpft." Und sind doch immer wieder im Achtelfinale gescheitert.

kon