Bundesliga

Xabi Alonso: "Jetzt kämpfen wir zusammen"

München: Neuzugang hat voll eingeschlagen beim Rekordmeister

Xabi Alonso: "Jetzt kämpfen wir zusammen"

Gibt beim FC Bayern die Richtung vor: Der spanische Welt- und Europameister Xabi Alonso.

Gibt beim FC Bayern die Richtung vor: Der spanische Welt- und Europameister Xabi Alonso. imago

Aus München berichtet Frank Linkesch

"Wenn Du Fußball magst, dann musst Du die Geschichte des FC Bayern kennen", sagt er und zählt die fünf Landesmeistertitel auf, beginnend mit den 70ern bis hin zum Triple. "Wie sie das Finale 1999 in Nou Camp verloren und den Cup zwei Jahre später in San Siro gewonnen haben, das sind Kindheitserinnerungen", erzählt der 32-Jährige, der Ende August für geschätzte zehn Millionen Euro von Real Madrid zu den Bayern gewechselt war und sportlich sofort eingeschlagen hat.

Der Weltmeister von 2010, zweimalige Europameister und zweimalige Champions-League-Sieger (2005 mit dem FC Liverpool, dieses Jahr mit Real Madrid) spricht über . . .

. . . seinen Start bei den Bayern: "Ich habe mich hier gut eingewöhnt und mag es, wie es bislang gelaufen ist. Mein Kontakt zu Pep Guardiola ist sehr gut. Wir kommunizieren viel, er sagt mir, was ich auf dem Feld leisten soll. Das ist ein Siegerklub. Es ist immer leicht, ein Neuzugang zu sein, wenn ein Projekt bereits aufgebaut worden ist. Bislang war es einfach für mich. Wenn du etwas neu aufbaust, braucht es mehr Zeit. Ich bin derjenige, der sich an den Verein, an die Mannschaft, den Trainer und die Mitspieler anpassen muss. Die Mitspieler vertrauen mir, sie wissen, was ich der Mannschaft geben kann. In den ersten Spielen hatte ich eine wichtige Rolle im Team."

. . . sein Motiv für den Wechsel von Real zu den Bayern: "Ich dachte, der richtige Moment sei gekommen. Real Madrid zu verlassen war nicht einfach, das ist ein Top-Klub. Aber es war die Chance, zu einem anderen Top-Klub zu gehen. Ein neues Land, eine neue Erfahrung. Wahrscheinlich war es die letzte Chance, diesen Schritt zu gehen. Bei Real haben alle meine Entscheidung verstanden, dafür werde ich immer dankbar sein. Pep Guardiola wollte mich unbedingt, das war wichtig für mich. Der Wechsel passt zum Drehbuch meiner Karriere. Nach dem Champions-League-Triumph dieses Jahr, dem wir so viele Jahre hinterhergejagt waren, brauchte ich eine neue Herausforderung."

. . . Stimmen, Toni Kroos sei ein Grund für den Abschied aus Madrid gewesen: "Die Leute in Spanien erzählen viel. Es war die Herausforderung, etwas Neues in einem neuen Land zu suchen, es hatte nichts mit anderen Spielern zu tun. Es lief nichts falsch in Madrid, alles war gut dort."

Bisher ist die Arbeit unter Guardiola eine großartige Erfahrung für mich.

Xabi Alonso über seinen neuen Trainer

. . . den Unterschied zwischen der Bundesliga und der Primera Division: "Das Spiel hier ist schneller, körperbetonter, daran muss ich mich anpassen. In Spanien ist das Spiel etwas langsamer, dafür technischer."

. . . Pep Guardiola: "Er ist ein großer Analytiker des Spiels. Er versucht, für jedes Spiel die beste Lösung zu finden, will immer Verbesserungen, neue Ideen. Er hat ein großes Wissen über Taktik und verbringt so viele Stunden damit, den Plan für ein Spiel vorzubereiten. Bisher ist die Arbeit unter ihm eine großartige Erfahrung für mich, ich lerne eine Menge Dinge. Er vertraut mir, das ist wichtig."

. . . den Fakt, nun mit dem früheren Rivalen Guardiola zu arbeiten: "Das ist nicht seltsam, das ist Teil des Fußballs. Er hatte seine Geschichte in Barcelona, ich meine in Madrid. Nun haben wir unsere gemeinsame Geschichte in München. Früher haben wir in vielen Spielen gegeneinander gekämpft, jetzt kämpfen wir zusammen."

Bei Real ist es mehr Attacke, alles geht schneller mit dem Offensivpotenzial von Cristiano Ronaldo.

Xabi Alonso über den Unterschied zum FC Bayern

. . . seine starken Leistungen, scheinbar ohne Anpassungsprobleme: "Das war auch für mich eine Überraschung. Aber die Fußballsprache ist einfach. Ich habe versucht, mit meinen Mitspielern zu kommunizieren, mit den Verteidigern und den Offensivspielern. Ich kann noch nicht so mit Wörtern kommunizieren, also mache ich es mit Gesten. Mit den meisten unterhalte ich mich auf Englisch."

. . . den fußballerischen Unterschied zwischen Real und Bayern: "Der Spielansatz ist unterschiedlich. Bei Bayern bauen wir langsamer auf und versuchen, den richtigen Moment zu finden, um in die beste Position in der Offensive zu kommen. Bei Real ist es mehr Attacke, alles geht schneller mit dem Offensivpotenzial von Cristiano Ronaldo und den anderen. Sie bekommen den Ball und ziehen Richtung Tor, das dauert hier länger."

. . . die Konkurrenten in der Champions League bei der Titelvergabe: "Da gibt es viele Aspiranten: Real, Barça, Chelsea. Dortmund ist immer schwierig zu bespielen. Es ist noch früh in der Saison, das Feld der Favoriten groß."

. . . sein Ziel, nach Liverpool und Real auch mit den Bayern den Henkelpott zu holen: "Das wäre großartig. Das ist eine große, große Herausforderung. Aber die Saison ist noch jung, hoffentlich können wir um den Titel mitkämpfen."

. . . das baldige Comeback von Thiago und die Perspektive daraus: "Wir spielen auf unterschiedlichen Positionen. Er ist ein großartiger Spieler, ich freue mich darauf, mit ihm zu spielen. Er kann das Spiel kontrollieren, eine herausragende Fähigkeit. Ich denke, wir werden auf dem Feld gut harmonieren.

. . . seine Rolle im Team. Fühlt er sich bereits als Führungsspieler bei Bayern?: "Nein, ich denke, die waren schon hier bevor ich kam. Es ist wichtig, dass es einen deutschen Kern, eine deutsche Gruppe an Führungsspielern gibt. Wir neuen Spieler sehen, wie sie sich verhalten, wie sie den Klub repräsentieren, das ist wichtig. Aber natürlich will ich ein wichtiger Spieler auf dem Platz sein und versuche, mich der Atmosphäre in der Kabine anzupassen."

Robben war meiner Meinung nach der beste Spieler der WM.

Xabi Alonso

. . . die neue Attraktivität der Bundesliga für Spanier: "Es ist offensichtlich, dass die Bundesliga populärer und attraktiver für spanische Spieler wird. Du fühlst die Atmosphäre in den Stadien, die Attraktivität des Spiels und du willst ein Teil davon sein. Ich habe Erfahrungen in England und Spanien gesammelt, nun wollte ich diese Erfahrung machen. Ich bin ja nicht der einzige, viele spanische Spieler gehen diesen Schritt. Die Bundesliga wird in Spanien mehr und mehr verfolgt, die Leute informieren sich, und die Spieler fürchten sich nicht vor diesem Schritt. Früher gingen die spanischen Spieler nach England, jetzt gehen sie auch nach Deutschland.

. . . Arjen Robben: "Meiner Meinung nach war er der beste Spieler der WM; seine Leistungen in den vergangenen Jahren waren unglaublich, er ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann."

. . . die spanische Nationalmannschaft: "Wir kommen aus einer großartigen und erfolgreichen jüngeren Vergangenheit. Es ist natürlich schwierig, das zu wiederholen, aber die nachrückenden Spieler sind großartig, sie spielen für wichtige Teams. Ich mache mir keine Sorgen um die Zukunft der Nationalmannschaft."